DTB-Pokal 1999:
Worldcup und Grand Prix mit absoluter Weltklasse Auch in diesem Jahr ist der Internationale DTB-Pokal im Kunstturnen, der vom
26. bis 28. November in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart durchgeführt wird,
absolut hochkarätig besetzt. Eine weitere Aufwertung erfährt die Veranstaltung auch
dadurch, daß der Internationale Turnerbund (FIG) dem Turnier den Status eines Worldcups
zugestanden hat. Zu dieser Worldcup-Serie 1999/2000 gehörten bereits die Turniere in
Pusan (Südkorea), die WM in Tianjin (China) sowie die Veranstaltungen in Glasgow und
Zürich.
WM-Revanche in der Schleyer-Halle
"Ich habe
ja insgeheim von einem WM-Titel geträumt, aber nicht gedacht, dass dieser Traum wirklich
wahr wird. Jetzt muss ich hier in Stuttgart beweisen, dass ich an jenem Tag in Tianjin
nicht nur Glück hatte." Nikolai Krjukow, der
Überraschungsweltmeister Mitte Oktober in China, weiß, was er seinem Ruf schuldig ist,
wenn er beim Internationalen DTB-Pokal am kommenden Wochenende in der Schleyer-Halle an
die Geräte tritt.
Der russische Weltmeister jedenfalls ist bei diesem Weltcupturnier in bester
Gesellschaft. Außer ihm haben neun weitere Weltmeister von Tianjin für die dreitägige
Konkurrenz ihre Meldung abgegeben:
Nikolai Krjukow (RUS) |
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10 aktuelle Weltmeister amStart
Alexej Nemow (Russland), der mit zweimal Gold
(Boden, Pauschenpferd) und einmal Silber
erfolgreichste Athlet der WM, seine Landsleute Swetlana
Chorkina (Stufenbarren) und Jelena
Samolodtschikowa (Sprung), der Spanier Jesus
Carballo (Reck), der Südkoreaner Lee,
Joo-Hyung
(Sprung) sowie die Chinesin
Ling, Jie (Balken). Weitere drei Mannschaftsweltmeister aus Chinas Team
sowie 14 Medaillengewinner des jüngsten Weltchampionats verleihen der Stuttgarter
Veranstaltung das
Prädikat einer WM-Revanche.
Die Grippewelle forderte ihr erstes Opfer. Der Vizeweltmeister im
Mehrkampf Naoya Tsukahara (Japan)
trat aus Krankheitsgründen die Heimreise an.
Die rumänische Turnerinnen hatten im Vorfeld ihre Teilnahme
zurückgezogen. Der rumänische Turnverband hat Maria Olaru, Andreea Raducan und Simona
Amanar vom DTB-Pokal wieder abgemeldet. Als Begründung wurde die Teilnahme an einem
zweitklassigen Einladungsturnier in Marseille angegeben. Wie bekannt wurde, sind den
Weltmeisterinnen hohe Antrittsgelder geboten worden. Beim Weltcup dagegen werden
"nur" Preisgelder gezahlt.
"Es ist in der Tat eine kleine Weltmeisterschaft, die wir hier ausrichten",
bestätigte auch Robert Baur,
DTB-Pokal-Manager seit vielen Jahren, bei einer Pressekonferenz am Dienstag im
Turnierhotel Europe.
"Wir haben der Bitte des Internationalen Verbandes entsprochen und das
Grand-Prix-Turnier in den Rang
eines Weltcups erhoben. Neben einem gewohnt hochkarätigen Teilnehmerfeld hatte das zur
Folge, dass
wir wesentlich mehr Aktive als in den Jahren zuvor organisatorisch verkraften
müssen."
(Vgl. auch "Kritik am Weltcup-Reglement")
57 Turner und 26 Turnerinnen werden somit am Freitagnachmittag bei der
Qualifikation an die Geräte treten. Laut Weltcup-Reglement müssen alle Aktiven die
Qualifikation bestreiten, es gibt keinen
"Gesetzten"-Bonus. Für die Zuschauer am Freitag durchaus ein optischer Gewinn;
für die Weltbesten eine zusätzliche Hürde auf dem Weg zu ihrem finanziellen Gewinn.
Bei dem mit 150.000 DM dotierten Weltcupturnier gibt es pro Gerät 15.000 DM zu
verteilen, ein Sieg beispielsweise bringt 3.900 DM.
Nicht nur für Weltmeister Nikolai Krjukow ein erheblicher Anreiz.
Das weiß auch die vielfache Weltmeisterin und
Olympiasiegerin Swetlana Chorkina, die sich
am Donnerstag vormittag im neuen Kunst-Turn-Forum neben dem Daimler- Stadion einem ausgiebigen Trainingstest unterzog. Die
20jährige Russin hat zwar in den vergangenen Monaten ihr Sportstudium beendet, den
Führerschein gemacht und sich einen "Lada" wie auch eine neue Frisur zugelegt,
doch ansonsten verbucht die ausdrucksstarke Turnerin das Jahr 1999 als "total
verkorkst". Trotz Weltmeistertitels am Stufenbarren, den sie bestenfalls als
Ehrenrettung betrachtet. |
Chorkina
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"Ich bin überhaupt nicht
zufrieden mit der Weltmeisterschaft, auch am Barren habe ich nicht das gezeigt, was ich
kann", urteilt Chorkina selbstkritisch und will sich nicht einmal auf eine
Fortsetzung ihrer Laufbahn bis Sydney festlegen lassen. "Erst Silvester werde ich
für mich die Entscheidung treffen, ob ich noch bis zu den Olympischen Spielen weiter
turne". Eines allerdings ist der turnenden Diva, die zum 5. Mal am DTB-Pokal in
Stuttgart teilnimmt, eine Art Verpflichtung: "Ich habe nur gute Erinnerungen an
Stuttgart und möchte hier wenigstens mein Gerät, den Stufenbarren,
gewinnen." |
Belenki
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Der Schwäbische
Turnerbund als Ausrichter des Weltcups hat im Vorverkauf bereits 14.000 Eintrittskarten
für das dreitägige Turnier abgesetzt. An der Tageskasse in der Schleyer-Halle sind
jedoch noch ausreichend Karten erhältlich.
Auch Lokalmatador und Pauschenpferd-Exweltmeister
Waleri Belenki (EnBW KTV Stuttgart)
wird trotz einer leichten Verletzung in der vergangenen Woche (Entzündung der
Supraspinatussehne im Schulterbereich) seine Chancen auf vordere Ränge wahrnehmen.
Cheftrainer Rainer Hanschke (Cottbus) schickt neben dem "Turner des Jahres
1999" (siehe "OTA-Wahl")
Reck-Olympiasieger Andreas Wecker (SC
Berlin), den Pauschenpferd-Weltmeister von 1997, Waleri
Belenki (EnBW KTV Stuttgart), Peter
Nikoferow, Dimitri Nonin (beide SC Berlin) und Sven Kwiatkowski (SC Chemnitz) sowie Sergej Charkow (TV Dillingen) und Sergei Pfeifer (TK Hannover) ins Rennen. |
Bei den Turnerinnen setzt Teamchef Dieter Koch auf die
WM-Teilnehmerinnen Katrin Kewitz (TSC
Berlin), die frischgebackene "Turnerin des
Jahres 1999" Dagmar Fehrenschild
(TV Hoffnungsthal), Lisa Brüggemann (TT Toyota Köln) und Katja Dreyer (TVE Greven).
(In Vorbereitung auf den DTB-Pokal am kommenden Wochenende trainieren die Aktiven
von Dienstag bis Donnerstag vormittags im neuen, supermodernen Kunst-Turn-Forum (9.30
11.30 Uhr) beim Daimler-Stadion, nachmittags in der Sportschule Ruit (15.00 18.00
Uhr).
Offizielles Weltcuptraining ist am Freitag vormittag in der Schleyer-Halle.
(Info:DTB/STB)
Der Stuttgarter GRAND PRIX-Fahrplan
Freitag, 26. November, 13.30 Uhr: Qualifikation Turner/innen an allen Geräten
Samstag, 27. November, 13.30 Uhr: Finale Turner: Ringe, Sprung, Pauschenpferd;
Turnerinnen: Stufenbarren, Boden
Sonntag, 28. November, 13.30 Uhr: Finale Turner: Boden, Barren, Reck; Turnerinnen:
Balken,
Sprung.
Der SWR überträgt am Samstag von 15.00 bis 16.45 Uhr und am
Sonntag von 14.00 bis 16.00 Uhr live aus der Schleyer-Halle.
Robert Baur
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Kritik
am Weltcup-Reglement und ein Alleingang Stuttgarts
Interessenskonflikte gibt es zwischen dem Ausrichter des Internationalen DTB-Pokals und
dem Weltverband FIG, der die Stuttgarter gebeten hatte, den Grand Prix in die Weltcupserie
aufzunehmen. "Das Weltcup-Reglement ist unausgegoren", kritisiert Robert
Baur, Geschäftsführer des ausrichtenden Schwäbischen Turnerbundes. Zwar gäbe
es in diesem Jahr eine derart hochkarätige Besetzung, wie es seit den WM 1989 in
Stuttgart nicht mehr der Fall war. Aber gleichzeitig führten die Zulassungsbestimmungen
dazu, dass das große Teilnehmerfeld dem Veranstalter hohe Kosten aufbürde und den
Qualifikations-wettkampf unnötig in die Länge ziehe. "Hier fehlt eine
Beschränkung, die dem Niveau eines Weltcups und der Attraktivität der Sportart gerecht
wird." |
Ebenfalls kritisiert Robert
Baur die Regelung, dass dem gastgebenden Verband lediglich eine Wild Card für
das gesamte Weltcupfinale zur Verfügung steht. "Im Interesse unseres Publikums
werden wir anders verfahren. In Stuttgart können deutsche Aktive - wenn sie sich nicht
qualifizieren - an jedem Gerät eine Wild Card erhalten", verspricht Baur.
(Info: STB) |
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