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Deutschland
- Schweriner Volkszeitung |
"Jetzt
erst recht! Stop
the War!"
100
deutsche Olympiasieger sagen Nein zum Bush-Krieg im Irak
Schwerin/Leipzig
(EB): Exakt 100 deutsche Olympiasiegerinnen und Olympiasieger
haben bisher die Friedensliste deutscher Sportler unterzeichnet.
Die 100. war Marlies Göhr. Die Jenenserin lief 1977 als
erste Frau der Welt die 100 m unter 11 Sekunden und gewann Gold
1976 in Montreal und 1980 in Moskau.
Initiatoren
dieses Appells "gegen einen Krieg im Irak oder sonstwo auf
der Welt" waren am 20. Januar der berühmteste DDR-Sportler
Gustav-Adolf Schur
sowie der 72er Sprung-Olympiasieger
Klaus Köste (Leipzig) und die dreifache Medaillengewinnerin über
die Mittelstrecken von 1972 und 1976,
Gunhild Hoffmeister (einst
Cottbus/jetzt Berlin).
Seit Kriegsbeginn trägt die Initiative das Motto
"Jetzt erst recht!
Stop
the War!"
Dabei
stieß die Aktion nicht überall auf ungeteilt positives Echo.
NOK-Präsident Klaus Steinbach hatte Mitte Februar den
Friedensappell als einseitig kritisiert und die parteipolitische
Motivation der Initiative bemängelt.
"Mittlerweile
setzten nicht nur 100 Olympiasieger ihre Unterschrift unter den
Appell, insgesamt haben wir bisher 1668 Unterschriften
gesammelt, darunter an die 650 von Welt-, Europa- oder
nationalen Meistern", erklärte Köste gestern gegenüber
unserer Redaktion nicht ohne Stolz.
Zu
den Unterzeichnern gehören laut Köste u. a.:
Heike Drechsler
(Weitsprung-Olympiasiegerin 1992 und 2000), Rudi Altig (Straßen-Weltmeister
1966), Hennes Junkermann (Tour-de-France-Ass der 60er Jahre),
der Stuttgarter Olympia-Stützpunktleiter Karl Link, Renate
Stecher (Olympiasiegerin 1972 über 100 und 200 m, 1976 in der
4x100m-Staffel), Jan Hoffmann (Weltmeister im Eiskunstlauf 1980)
sowie der Ruderer Joachim Dreifke (Olympiasieger im Doppelzweier
1980).
Wir
hörten uns bei weiteren prominenten Sportlern um:
Andreas
Tews,
Sukow bei Schwerin (Box-Olympiasieger 1992): "Den Appell
kenne ich gar nicht. Was den Krieg betrifft, bin ich der
Meinung, dem Ami geht es nur ums Öl."
Jürgen
Schult,
Rugensee bei Schwerin (Diskus-Olympiasieger 1988, und immer noch
Weltrekordler mit 74,08 m): "Ich habe zwar ein Schreiben
von Täve bekommen, es aber nicht unterschrieben.
Ich hänge mich in solche Sachen nicht rein und sage es lieber
selbst: Ich bin g e g e n Krieg!"
Ingolf
Wiegert,
Magdeburg (Handball-Olympiasieger 1980): "Es ist absolut
verwunderlich, dass am ersten Kriegs-Wochenende überhaupt
Sportwettkämpfe stattfinden. So auch das Handball-Länderspiel
gegen Island mit großer Gala. In bin dazu eingeladen, gehe aber
nicht hin."
Fritz
Sdunek,
Hamburg (Weltmeistertrainer des Universum-Boxstalls): "Natürlich
habe ich die Initiative unterzeichnet, weil ich mit diesem Krieg
absolut nicht einverstanden bin."
Dörte
Lindner,
Rostock, jetzt Neuss (Olympiadritte im Wasserspringen 2000):
"Grundsätzlich ist ein Krieg immer schlecht, wenn Menschen
sterben. Ich weiß aber nicht, was ich glauben soll. Wenn der
Irak wirklich die Bomben hat, ist ein Angriff gerechtfertigt.
Allerdings kann ich den Alleingang der USA, die sich als
Weltpolizei aufführt, nicht gutheißen."
Helmut
Recknagel,
Berlin, (Skisprung-Olympiasieger 1960): "Der diplomatische
Weg war noch nicht zu Ende gegangen. Ich bin gegen diesen Krieg,
deshalb habe ich natürlich unterschrieben."
Marita
Koch,
Rostock (Olympiasiegerin 1980 und immer
noch 400-m-Weltrekordlerin in 47,60 s): "Ich finde die
Sache völlig okay und habe den Friedensappell unterzeichnet.
Schlimm, dass nicht die Vernunft die erste Rolle spielt, sondern
die Macht."
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