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Neuer DTB-Chef Brechtken:
«Will Köpfe rauchen sehen»
Leipzig (dpa) - Der Deutsche Turner-Bund
(DTB) wird unter seinem neuen Präsidenten Rainer Brechtken seiner alten Linie treu
bleiben.
Nach seiner nie gefährdeten Wahl zum Nachfolger von Jürgen Dieckert kündigte der
Schorndorfer auf dem Deutschen Turnertag in Leipzig an, am bisher praktizierten
«Zusammenführen und -halten von Breiten- und Spitzensport» festhalten zu wollen.
Dafür wurde dem 55- Jährigen von den Delegierten mit dem ehemaligen Turn-Cheftrainer Eduard
Friedrich (Rostock) ein Mann der Praxis als Vize-Präsident für den olympischen
Spitzensport zur Seite gestellt. |
DTB-Führungs-Crew 2000
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«Sie haben
jetzt den Profi zum Nulltarif», stellte Friedrich klar und formulierte
seine Ziele deutlich: «Die Trainingsumfänge müssen unter systematischen Aspekten
drastisch erhöht werden, und es muss ein entsprechendes Umfeld für die Sportler
geschaffen werden. Es bedarf einer straffen sportfachlichen Führung.»
Dafür kann sich der Leiter des Olympia-Stützpunktes (OSP) Rostock auf die Unterstützung
seines Präsidenten verlassen und auf die nach dem dürftigen Olympia-Abschneiden in die
Kritik geratenen Trainer wie Rainer Hanschke stützen. «Ich will keine Köpfe rollen
sehen, sondern rauchen», verlangte Brechtken. Schließlich müsse erst die neue Struktur
greifen, bevor personelle Konsequenzen gezogen würden.
Friedrich machte die Sportler selbst verantwortlich für den mangelhaften Auftritt
in Sydney. «Alle, die in Sydney waren, hatten die Möglichkeit, Tag und Nacht zu
trainieren, haben dies aber nicht gemacht», meinte er und forderte: «Die Verhätschelung
der Sportler darf nicht weiter voran getrieben werden.»
Mit derartigen Ansprüchen traf Friedrich in Leipzig aber nicht nur auf Zuspruch. Gerade
zehn Stimmen Vorsprung hatte er vor seiner Gegenkandidatin Rosemarie Napp (Hannover). Es
war das knappste aller Wahlergebnisse für das neue Präsidium, für das Jürgen Dieckert
nach zehnjähriger Amtszeit nicht mehr als Vorsitzender kandidiert hatte.
Neben Friedrich sind Ilse Ridder-Melcher (Coesfeld/Frauen) und Wilfried
Theessen (Aurich/Verbandspolitik) Vize-Präsidenten. Weiterhin gehören Hans-Jürgen
Zacharias (Kleve/Sport), Herbert Hartmann (Seeheim/Allgemeines
Turnen) und Gertrud Pfister (Berlin/Gesellschaftspolitik) dem
Führungsgremium an.
In der Bilanz seiner zehnjährigen Arbeit zog Dieckert, der nach Willi Greite (Hannover)
zum zweiten Ehrenpräsidenten gewählt wurde, ein durchwachsenes Fazit. «Es wurde viel
geschafft in der Gesamtentwicklung», meinte er und verwies auf die zwischen 1990 und 1999
von 4,4 Millionen auf 4,7 Millionen gestiegene Mitgliederzahl. Allerdings musste er auch
einräumen, dass einige Ziele nicht erfüllt wurden: «Ich habe versucht, den Multi-Spagat
zu üben. Das ist nicht immer gelungen.» (dpa)
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