dpa

18.09.2000

15 Millionen Mark und keine Medaille

Einmal Gold (1996), einmal Silber (1992) und zwei Mal Bronze (1992)- das ist die dürftige olympische Bilanz der deutschen Kunstturner seit der Wiedervereinigung. Alle vier Medaillen gingen an Andreas Wecker, der sich in Sydney den Traum von seiner vierten Olympia-Teilnahme erfüllte und trotz großer Schmerzen von einem Riegenkollegen wegen mangelnden Einsatzes kritisiert worden war. «Ich habe immer meinen Job gemacht, immer versucht, mein Bestes zu geben und war erfolgreich», zeigte sich der 30-jährige Berliner enttäuscht von dieser «Anmache». ... 

Die Affäre um Weckers «Stinkefinger» gegen seinen Kritiker Sergej Pfeifer, der ihm bei der Manöverkritik mangelnden Einsatz vorgehalten hatte, hat sich weitgehend beruhigt. Dieser Vorfall, den Cheftrainer Rainer Hanschke und Sportdirektor Wolfgang Willam vom Deutschen Turner-Bund (DTB) noch behandeln wollen, hatte sich am Sonntag zugetragen. «Das kann ja wohl nicht sein, dass mir jemand fehlenden Einsatz vorwirft und sagt, dass meine vierte Olympia-Teilnahme wichtiger als der Wettkampf selbst gewesen wäre», empörte sich Wecker.

Sein Leben war, ist und bleibt das Turnen, hat er am Montag noch einmal bekräftigt, zwei Tage nach dem Absturz der Mannschaft auf den zehnten Platz im Zwölfer-Feld. Wecker ist Profi, deshalb hatte er auch nach dem Rücktritt im April 1997 das Comeback gewagt. Er hatte sich in Sydney mehr denn je in den Dienst der Riege gestellt.

Vier Medaillen in zehn Jahren wiedervereinigtem deutschen Turnen - eine magere Ausbeute bei einer Investition von rund 15 Millionen Mark vom Bundesinnenministerium. Während die Verantwortlichen im DTB damit noch hausieren gehen können, kommt aus dem Bereich Frauenturnen überhaupt nichts. 1996 und 2000 nahm nicht einmal eine Riege an Olympischen Spielen teil.

Willam hofft zwar immer noch auf ein Wunder, für das Senior Marius Toba (32) im Ringe-Finale von Sydney sorgen soll, aber er verhehlt seine Enttäuschung über das Bisherige nicht: »Wir haben das Mannschafts-Finale und damit unser Ziel nicht erreicht. Die Luft wird für uns nun auch in Europa verdammt dünn», zog er Bilanz, bevor er die Resultate analysieren und Entscheidungen für die rund 90 Leistungsturner und -turnerinnen - die Besten allesamt in den B- Kader zurückgestuft - treffen will.

Das neue Schlagwort heißt «Olympia 2004». «Für wen Olympia 2004 nicht genug Motivation ist, hat bei uns nichts zu suchen», hat er unprofessionellen Akteuren gleich eine Warntafel vorgehalten

 
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