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"Nur schön turnen, das reicht nicht"

(Berlin-Hennigsdorf, 10-07-99) 

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Ein Gespräch mit Octavian Belu (Mitte) - Cheftrainer des Weltmeisters Rumänien - mit GYMmedia-Mitarbeiter
Hans-Jürgen Zeume.

(Norbert Kuhn (re.) fungierte als Dolmetscher, und ist derzeit Kunstturntrainer beim SC Berlin.  Kuhn flüchtete 1983 aus Rumänien in die Bundesrepublik und arbeitet seither als Trainer in Deutschland.)

Octavian Belu - (* 17-02-51)
- selbst aktiver Turner seit 1962 in Ploesti, Aufstieg bis zur Kategorie Meisterklasse, mit der Riege der Sporthochschule Bukarest 1972 rumänischer Mannschaftsmeister.
("Ich habe mit dem Turnen aufhören müssen, weil ich zu stark wuchs und zu groß wurde.")
- seit 1974 ist er Trainer
- seit 1981 Trainer der rumänischen Auswahlteams, nachdem Vorgänger Bela Karoly in den USA blieb und dort seine weltberühmte Turnschule in Houston/Texas gründete.
10 Wochen nach dessen Flucht trat Belu seine Nachfolge als verantwortlicher Trainer im Leistungszentrum Deva an.
- Unter seiner Regie gewannen Rumäniens Turnerinnen seit 1981 sage und schreibe 153
   Medaillen:
- bei Olympischen Spielen                               11x Gold,  7x Silber,  11x Bronze,
- bei Weltmeisterschaften  war die Bilanz     24 / 20 / 21
- bei Europameisterschaften                            24 / 20 / 15.

GY Mmedia:   Ihre Turnerinnen haben in Berlin-Hennigsdorf souverän mit 154,862 Punkten den Drei-Länderkampf gegen Spanien (151,212) und gegen Deutschland (147,848) gewonnen, und trotzdem kein zufriedenes Gesicht?

Octavian Belu: Mit meiner Mannschaft bin ich nur teilweise zufrieden, da meine Mädchen auch Fehler gemacht haben. Bei Freundschafts-Länderkämpfen wird da noch hinweggesehen und es ist auch gutwillig benotet worden. Es gab noch keine WM-Strenge. Wir sind reichlich zwei Monate vor den WM, da sind solche Ungenauigkeiten normal. Aber bis Tianjin müssen wir noch an Stabilität und Ausführung arbeiten.                          

GY Mmedia: Ein Wort bitte zu den deutschen Turnerinnen, in deren Umfeld es in zurückliegender Zeit sehr viel Unruhe und Unzufriedenheit gab.

Octavian Belu: Ich habe mitbekommen, daß es nicht die WM-Riege ist, einige wurden geschont, einige sind verletzt. Es fehlten drei Leistungsträger.
(Yvonne Pioch/Berlin, Lisa Brüggemann, Birgit Schweigert/ beide Köln. Anm.Red.)
Aber es gab auch Lichtblicke. Katrin Kewitz zeigte einen tollen neuartigen Angang auf den Balken (Handstütz-Überschlag auf das Brett - Salto vorwärts gehockt auf den Balken. Anm.Red.) und Dagmar Fehrenschild besitzt gute Ansätze zu einer sehr guten Turnerin.

GY Mmedia: In Deutschland gibt es schwierige Diskussionen, daß es die deutsche Riege wieder nicht schaffen könnte (wie bei den WM 1995 in Sabae) sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Wie sehen Sie das?

Octavian Belu: Logisch wäre es, wenn sie es schaffen würden. Bei der Tradition, dem Potential und den Möglichkeiten! Das war auch 1995 schon so. Ich habe seit Atlanta 1996 alle Mannschaften gesehen, alle die also, die unter den besten 12 in Atlanta waren. Man muß jetzt in Tianjin schon eine gute Strategie anwenden, um es diesmal wirklich zu schaffen.
Spanien und Australien sind ganz stark verbessert, Kanada hat sich auf das Niveau der USA hochgeturnt. Jede Riege, die zu den besten 12 gehören will, sollte sich von Anfang an nicht geschlagen geben. Das gilt auch für die deutsche, die hier in diesem Länderkampf sehr gut gekämpft hat. Ich sage immer, ohne Kampf kein Erfolg.
Nur schön turnen, das reicht nicht.

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GY Mmedia: Es gibt ein deutsches Sprichwort, aller guten Dinge sind drei. Sie sind mit Ihren Turnerinnen nacheinander 1994 in Dortmund, 1995 in Sabae und 1997 in Lausanne Weltmeister geworden. Haben Sie nun genug an Titeln?

Octavian Belu: Über den Punkt, aller guten Dinge sind drei, bin ich schon hinweg. Denn 1987 in Rotterdam habe ich das erste Mal mit unseren Turnerinnen gewinnen können. Ich verkenne nicht, wir wollen auch in Tianjin wieder siegen. Und noch viele Male danach.

GY Mmedia: Doch dafür müssen die Voraussetzungen stimmen, auch eine großzügige Unterstützung durch die Politik und durch die Wirtschaft. Wie steht es damit in Rumänien, nach den politischen Veränderungen von 1989?

Octavian Belu: Wir bekommen alles, was wir brauchen. Unser Sportminister Antonescu gibt uns eine optimale Unterstützung. Seit zwei Jahren steht die gesamte Koordinierung in den Händen des NOK und seines Präsidenten Ion Tiriac. Die frühere Diskuswurf-Olympiasiegerin Lia Manoliu starb und Ion, der ja einmal ein weltberühmter Tennisspieler und Manager war, führte neue Formen der Unterstützung ein. Unser Hauptsponsor ist ROM-Telekom geworden.

GY Mmedia: Um Erfolg zu haben, Politik, NOK, Sponsor und Bevölkerung zufrieden zu stellen, muß man auch maximal trainieren. Wieviele Stunden trainiert eine rumänische Nationalmannschafts-Turnerin in der Woche?

Octavian Belu: Sieben Stunden am Tag. Die besten zwanzig Turnerinnen sind im Leistungszentrum Deva zusammengezogen.

(.. das sind bei 6 Trainingstagen 42 Wochenstunden!
Zum Vergleich: Selten kommen deutsche Turnerinnen über 30 Stunden. die Red.)

GY Mmedia: Wie ist Ihr Fahrplan bis zu den Weltmeisterschaften in Tianjin?

Octavian Belu: Von hier aus fahren wir jetzt eine Woche ans Schwarze Meer zur Erholung. Am 19. Juli folgt der Länderkampf gegen England. Adrian Stan, mein Freund, ist dort Cheftrainer. Wir werden einen Monat mit seinen Turnerinnen gemeinsam trainieren. Dann kommen Mitte August auch die italienischen Turnerinnen zu uns. Am 28. August gibt es in Triest den Drei-Länderkampf Italien-England-Rumänien. Am 5. September sind unsere Landesmeisterschaften in Sibiu. Danach werden wir unser WM-Aufgebot benennen.

GY Mmedia: Sie stellten sich in Berlin-Hennigsdorf auch mit den beiden Jugend-Europameisterinnen Andrea Isarescu und Andrea Raducan vor. War das schon ein Ausblick auf Olympia 2000 in Sydney?
Octavian Belu: Ich werde beide schon bei den Weltmeisterschaften in Tianjin einsetzen, nicht erst 2000 in Sydney. Ich habe noch fünf Juniorinnen, die ich einsetzen könnte. Sie haben sich nicht für diesen Länderkampf qualifiziert, aber sie stehen in Reserve. Namen möchte ich jetzt nicht nennen. Es kann auch bei uns die eine oder andere taktische Variante noch geben.

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Andrea Isarescu and  Andrea Raducan (right)

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GY Mmedia: Was ist Ihre Maxime als Trainer?

Octavian Belu: Niemals ist es genügend.

GY Mmedia: Sind Sie nie zufrieden?

Octavian Belu: Ich war es noch nie. Was sein wird, das weiß ich nicht.

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Lavinia Milosovici

GY Mmedia: Wer war in all den Jahren seit 1981 Ihre liebste Turnerin?

Octavian Belu: Lavinia Milosovici. Sie war immer sehr gesprächig, sehr offen. Man konnte herrlich mit ihr arbeiten. Sie ist heute in Deva als Assistenz-Trainerin tätig.

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Gina Gogean

GY Mmedia: Und wer war in dieser Zeit die schwierigste Turnerin?

Octavian Belu: Gina Gogean. Sie hat eine schwierige Psyche. Es war nicht leicht, an sie heranzukommen. Ich habe mit ihr mein Psychologie-Studium noch einmal wiederholt und es von vorn begonnen.

GY Mmedia:   GYMmedia wünscht gute Erholung am Schwarzen Meer und erfolgreiche WM-Vorbereitung!

(For GY Mmedia:
Report:  Hans-Jürgen Zeume/
Translation:  Norbert Kuhn
Red.online:  Eckhard Herholz)

© Copyright/ All rights GY Mmedia Berlin
(Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der  GYMmedia-Redaktion)


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