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exclusive:
09-Jan-2001

Wiedersehen mit Maxi GNAUCK
(gemeinsam mit KarinJanz die erfolgreichste Berliner und deutsche Turnerin des zurückliegenden Jahrhunderts
(- im Interview mit Hans-Jürgen Zeume)

Ehrengast zur Gala "50 Jahre Berliner Turner-Bund"
am 9. Januar 2000 in der "debis-Halle, Berlin

In der DDR war sie als junges Mädchen so populär wie in der BRD eine Steffi Graf. Doch wer kennt heute nicht die Graf, wer noch die Gnauck? Schuld an diesem Zustand sind auch die deutschen Medien. Um diese Diskrepanzen abzubauen, forderte deshalb auch DSB-Präsident Manfred von Richthofen beim Festakt "50 Jahre Berliner Turner-Bund" auch alle Mitglieder der Turnfamilie auf, Briefe an die Sender und Zeitungen zu schreiben und die "öffentlichen Rechte" einzuklagen.

(Siehe auch:   kicker-Wahl "Sportler des Jahrhunderts)

Die "International Hall of Fame" in Oklahoma City (USA) hat Maxi Gnauck im Juni 2000 als erste deutsche Turnerin - neben Haruhiro Yamashita /JPN), Ecaterina Szabo (ROM) und Li, Ning (CHN) als Mitglieder aufgenommen.

- Olympiasiegerin '80 -
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Maxi GNAUCK
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- Heute / Today -

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)  Du bist so schön schlank und rank geblieben. Wieviel Gewicht hatte die frühere Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Europameisterin und Weltpokalsiegerin früher, wieviel heute. Du könntest ja fast wieder an die Geräte treten?

M.GNAUCK:   Danke. Mein letztes Wettkampfgewicht war 47 Kilo. Jetzt wiege ich etwa 53 Kilo.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Du bist gewissermaßen von der Bildfläche verschwunden gewesen. Was machst Du heute, wo lebst Du heute und mit wem lebst Du?

M.GNAUCK:   Ich arbeite in Norderstedt in einem Verbund von drei Vereinen im Kunstturnzentrum Harksheide als Trainerin, habe dort Turnerinnen von 4 bis 16 Jahren, ungefähr 50. Ich wohne in einem Nachbarort, in Henstedt-Ulzburg. Allein.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Du trägst wie Steffi Graf noch Deinen Mädchennamen Gnauck?

M.GNAUCK:   Ja.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Warum und wann bist Du als Ur-Berlinerin von Berlin weggegangen, in den Norden Richtung Hamburg gezogen?

M.GNAUCK:   1993, weil es zur damaligen Zeit nur Kurzzeitverträge, ABM-Stellen und so was ähnliches gab. Da auszuhalten, das war meinem damaligen Freund und mir zu unsicher, so daß wir uns umgehört haben. Es hatten sich dann zwei Trainerstellen im Norden ergeben.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Bist Du glücklich in Norderstedt?

M.GNAUCK:   Ich habe mich inzwischen eingelebt, es sind ja auch schon sieben Jahre her. Ich komme mit den Menschen gut zurecht und habe neue Freunde gefunden. Ich kann mich eigentlich nicht beklagen.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Dein Dialekt ist etwas nordisch geworden?

M.GNAUCK:   Ich bemühe mich in Interviews immer hochdeutsch zu sprechen. Wenn ich in Berlin bin, verfalle ich öfters ins Berlinerische zurück.

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Queen of Uneven bars
1979 - 1985
(In diesen Jahren ungeschlagen am Stufenbarren bei allen internationalen Grossereignissen.)

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte) Du bist dreimal – 1979, '81, '83 – Weltmeisterin am Stufenbarren geworden. War das Dein liebstes Gerät?

M.GNAUCK: Nein, aber das meines Trainers Jürgen Heritz.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Wann war Dein letzter Wettkampf?

M.GNAUCK:   Das war 1985, die Europameisterschaften in Helsinki.

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Helsinki 1985

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)1984 in Los Angeles hätte es zu einem Zusammentreffen mit Steffi Graf und Dir kommen können, die damals das olympische Demonstrations-Turnier gewann...

M.GNAUCK:   Wir mussten ein paar Wochen später nach "Los Olomouc" zu den Gegenspielen...

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Es gab eine große Gala nur Dir zu Ehren zu Deiner Verabschiedung 1985. Hast Du noch irgendwelche Erinnerungen an Cottbus?

M.GNAUCK:   Cottbus, da findet ja alljährlich das Turnier der Meister statt. Es war schon zu DDR-Zeiten immer ein Wettkampf, wo die gesamte Nationalmannschaft mitgeturnt hat, meistens als Qualifikation für EM oder WM. Ich habe daran eigentlich immer gute Erinnerungen. Die Halle war immer voll, das Publikum nett, sie applaudierten immer und kannten sozusagen die Turnelite. Es war immer ein schönes Gefühl. Ich fahre heute öfters nach Cottbus, weil das meistens auch verbunden ist mit einer Trainerweiterbildung, die wir zweijährlich absolvieren. Es ist immer schön dorthin zu kommen. Mit Sylvio Kroll haben sie dort auch einen Turnierdirektor, der öfters auch mal daran erinnert, was wir früher alles geleistet haben.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Turnt Maxi Gnauck heute noch?

M.GNAUCK:   Ich habe vor einem Jahr in der Halle immer noch mal geturnt. Doch dann war ich allein und es hat mir keinen Spaß gemacht. Ich bin jetzt im Fitness-Studio, mache verschiedene Kurse mit. Das macht mir eigentlich auch Spaß.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Aber den Kindern turnst Du nichts mehr vor, machst mal einen Handstand oder einen Flickflack?

M.GNAUCK:   Solche Sachen wie Handstand oder Rad ja. Also, den Flickflack kann ich noch, aber ohne Erwärmung tue ich es auch nicht.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Besuchst Du noch selbst Turn-Wettkämpfe?

M.GNAUCK:   Durch meinen Beruf als Trainerin bin ich selbst bei Turn-Wettkämpfen dabei, meinen Möglichkeiten entsprechend, da, wo meine Turnerinnen dabei sind. Ansonsten, größere Wettkampfe da, wo es sich anbietet. Vergangenes Jahr war ich auch beim Grand Prix-Turnier in Cottbus.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)   Ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler absolvieren derzeit Express-Kurse an der Sporthochschule Köln, um ihren Trainerschein zu bekommen. Wie war das bei Dir nach Deiner Laufbahn?

M.GNAUCK:   Ich habe ein Direktstudium in Leipzig begonnen und dort vier Jahre Sportwissenschaft studiert. Mein Spezialfach war Turnen. Ich habe ein Zeugnis als Diplom-Sportlehrer.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte) Welchen Wert hat dieses Zeugnis jetzt in den alten Bundesländern. Wird es anerkannt oder wie bewertet man es? Oder bewertet man Dich heute vor allem als frühere Olympiasiegerin, Weltmeisterin, Europameisterin, Weltpokalsiegerin?

M.GNAUCK:   Am Anfang war das ziemlich schwierig. Man hat das Diplom, das ich an der DHfK erworben habe, nicht anerkannt. Was natürlich eine ziemliche Frechheit ist, weil in Leipzig die Ausbildung darauf ausgerichtet war, um künftig im Hochleistungssport tätig zu sein. Man hat sich dann so entschieden, daß man doch die A-Lizenz als Diplom-Sportlehrer anerkannt bekam, ohne noch einmal neu studieren zu müssen. So war das bei mir...

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Du hast Deinen letzten Wettkampf mit 20 Jahren bestritten, 18jährig haben jetzt Janina Dube, Samira Jäger und Katrin Kewitz ihre Laufbahn beendet. Wie bewertest Du deren Entscheidung?

M.GNAUCK:   Es kommt immer darauf an, welchen Leistungsstand man hat. Zu meiner Zeit war das so, dass ich mit 18 Jahren in der Weltspitze gewesen bin und konnte dann in den nächstfolgenden zwei Jahren diesen Platz halten. Die Situation im deutschen Frauenturnen ist ja so, dass keine Mannschaft nach Sydney fährt und nur noch die besten zwei als Einzelstarterinnen antreten können. Ich glaube schon, dass sie sich richtig entschieden haben. Wenn sie noch ein, zwei Jahre länger gemacht hätten, auf welches Ziel hätten sie dann hintrainiert?

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Experten haben nach dem Scheitern der deutschen Turnerinnen bei den WM 99 für Olympia 2000 geschrieben, daß das Problem nicht so sehr die Turnerinnen seien, sondern das der Trainer auch im SC Berlin, weil dort die Kreativität offensichtlich abhanden gekommen ist?

M.GNAUCK:   Das Problem ist vor allem die Ungewissheit. Kein Trainer weiß, wie lange sein Vertrag läuft. Er weiß nicht, wie lange er noch arbeiten darf. Darunter leidet auch der Nachwuchs und seine Entwicklung. Da muss man soviel rumjonglieren, persönliche Dinge betrachten, wie lange kann ich noch dem Beruf nachgehen...

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)  Aber einige meinen auch, dass ein Trio Roland Brückner, Angelika Hellmann, Maxi Gnauck, die früher für das Berliner Frauenturnen arbeiteten, es heute wieder neu aktivieren könnten?

M.GNAUCK:   So etwas sind Spekulationen. Wir haben sehr gute Trainer gehabt, von meinem Trainer Jürgen Heritz angefangen. Auf solche Trainer greift man einfach nicht mehr zurück, setzt nicht mehr auf ihre Erfahrungen, weil man einfach zu stolz ist. Das Problem ist die persönliche Situation eines jeden einzelnen, der heute in Berlin arbeitet.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)  Könntest Du Dir vorstellen, ins deutsche Spitzenturnen als Trainerin oder Wissenschaftlerin zurückzukehren?

M.GNAUCK:   Im Moment eigentlich kaum.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Wenn Du ein Angebot bekämst?

M.GNAUCK:   Die Bedingungen sind dafür in Deutschland nicht gegeben, es anzunehmen...

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Oder traust Du Dir es nicht zu?

M.GNAUCK:   Das kann ich nicht sagen, weil ich als Trainerin in diesem Bereich noch nicht gearbeitet habe.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte)Anke Schönfelder, die erste gesamtdeutsche Meisterin nach dem 2. Weltkrieg, hat in Südafrika und nun in Namibia diesen Versuch gemacht, Du warst selbst in Südafrika. Könntest Du Dir vorstellen, im Ausland zu arbeiten?

M.GNAUCK:   Ich habe es ja einmal zwei Monate in Südafrika probiert. 1991. Aber es war nur ein Abstecher, wo ich von vornherein wußte, daß ich dort nicht für längere Zeit bleibe. Ich bin mehr meinem Land verbunden, obwohl ich auch zehn Wochen in England war und die Sprache ganz gut beherrsche.

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Wie hast Du die Gala 50 Jahre Berliner Turner-Bund aufgenommen, zu der Du ja als Ehrengast geladen warst. Wen hast Du von den früheren Trainern und Sportlern wiedergetroffen?


M.GNAUCK
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Von den Sportlern Birgit Radochla, Karin Janz und Anke Schönfelder, von den Trainern Heidrun Effler, Margot Dietz, Juri Robel, Ralph-Peter Matzk. Ich bin sehr freundlich empfangen worden.

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3 Berliner Turn-Olympiasieger:
Gnauck - Wecker - Janz

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte) Du wurdest von Moderator Hagen Boßdorf, dem ORB-Sportchef, nach Deinem Wunsch für die nächsten 50 Jahre BTB befragt. Was wäre der?
M.GNAUCK:  Dass es dann noch Frauen-Kunstturnen in Deutschland gibt und ich wieder eine Einladung, dann zur 100-Jahr-Feier, bekomme. Vorausgesetzt, dass es mir dann noch gut geht.

gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte) Würde die Einladung dann wieder in den Norden gehen?

M.GNAUCK:   Vorläufig will ich dort bleiben.

(Das Gespräch für gymmediaonline_kl.jpg (6904 Byte) am Rande der Festveranstaltung "50 Jahre Berliner Turnerbund" führte unser Mitarbeiter Hans-Jürgen Zeume. Berlin, den 09.01.2000)

>> Siehe auch: ,  Mitglied der "Hall of Fame", Oklahoma, -- Aufnahme als erste deutsche Turnerin (Juni 2000)
>> Siehe auch:    Olympiasiegerin gekündigt (März 2004)
>> Im April 2005 soll in Berlin eine "Maxi Gnauck Talenteschule" gegründet werden.