Freitag, 26-Okt-2001

- PODIUMSTRAINING FRAUEN -

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Mammutprogramm - auch bei den Frauen

Aus Gent berichten Eckhard Herholz und Reinhardt Linder

Von morgens 9.00 Uhr bis gegen 22.00 Uhr Ortszeit liefen in Gent die Podiumsdurchgänge der Frauen - zumindest akustisch unüberhörbarer als die Männer tags zuvor, erklangen doch heute insgesamt weit über 200 Bodenmusiken der Teilnehmerinnen.
>> Hier einige Beobachtungen in den einzelnen Mannschaften:

Die Niederländerinnen hatten einen starken Auftritt an Stufenbarren und Sprung, allerdings auch noch erhebliche Instabilitäten an Balken und Boden.
Zweifellos erwartet man von Verona van de Leur ein gutes Mehrkampfresultat. 

Fragt sich, wie die jungen Holländerinnen 

auch mit dem nervlichen Druck zurecht kommen, finden doch diese Weltmeisterschaften faktisch vor der Haustür, im heimischen, flämischen Sprachbereich statt.
 
 
Die Ukrainerinnen muss man zweifellos mit zu den Medaillenanwärterinnen zählen, am Boden allerdings "verzichteten" sie auf Standsicherheiten, liefen am Ende ihrer Akrobatik ein wenig zu oft vom Bodenteppich - sicher wird das im Wettkampf anders.

 Steigerungen müssen sie allerdings auch an Balken und Sprung nachweisen...
Olga Roschupkina machte heute hier den stabilsten Eindruck.

Die USA beeindruckten am Pegases, dem neuen Sprungtisch, mit sehr hohen 2. Flugphasen, am Stufenbarren mit sauberen Drehungen und weit ausgeturnten Tkatschow-Flugelementen. Nicht ausgeschlossen, dass auch sie in Medaillennähe kommen könnten..

Tasha Schwickert (links) erscheint eventuell als die stärkste Turnerin für die Mehrkampfentscheidung und strotzt vor Selbstbewusstsein beim Präsentieren ihrer Übungen.

 


Oleg Ostapenko

Brasilien profitiert bereits nach einem Jahr vom ehemaligen ukrainischen Startrainer Oleg Ostapenko, der seit Olympia dort unter Vertrag steht. An Balken und Boden imponierten die jungen Damen mit technisch starker Akrobatik - eindeutig ist hier  


Brasilia vor dem Stufenbarrendurchgang

die Trainerhandschrift erkennbar. Allerdings fehlt es ihnen noch an den Schwierigkeiten an Sprung und Barren, hier setzt wohl Ostapenko mit Blick auf Olympia auf die Folgerichtigkeit der methodischen Schritte: Ohne technische Eleganz und Präzision keine zu frühen, schwierigen Inhalte. Die Brasilianerinnen sind bereits jetzt für einen guten Platz im Vorderfeld gut.

Deutschlands Turnerinnen waren zumindest mit dem dargebotenem Stand zufrieden. 

Der Sprungdurchgang war - bis auf die kleinen Standfehler - ebenfalls zufriedenstellend. 

Die eine der deutschen Mehrkampfmeisterinnen, Birgit Schweigert, zeigte eine sichere Barrenübung, ihr Meisterschafts-Doppel, Katja Abel, kämpft schon die liebe lange Woche lang ein wenig um ihre Form und noch "gegen" den Barren.  "... aber eigentlich liegt alles im Normalbereich", so Teamchefin Petra Theiss, nicht unzufrieden, bestätigt durch die Kölner Trainerin Shanna Poljakowa und Walter Bernasch aus Leipzig, die beide das deutsche Team als Trainer auf dem Podium betreuten.

 

Russland gehört zweifellos zu den Medaillen- bzw. Titelfavoriten. Rumäniens Coach Octavian Belu als potentieller und erster Konkurrent beobachtete das Arkajew-Team natürlich von der Tribüne aus.
 Auffällig war die Häufigkeit, mit der sich Doppel-Olympiasiegerin Jelena Samolodschikowa um ihr dick getaptes linkes Fußgelenk kümmern musste (- siehe Foto, rechts>>).
Am Boden trat sie prompt nur "symbolisch" an...!?
Ohnehin sind die Russen schon durch erhebliche Ausfälle im Männerbereich arg gebeutelt (- siehe Podiumstraining der Männer, gestern).

>> Rumänien erschien am Boden wie erwartet akrobatisch superstark, auch im gymnastischen Bereich mit höchsten Schwierigkeiten, die künstlerische "Verpackung" allerdings gehört nach wie vor nicht zu den Stärken des Team-Olympiasiegers. Die Anzahl der schwierigen Hocksalti am Balken war beeindruckend, ebenso die Abgänge aus Dreier-Kombinationen!

>> Australien war in der letzten Gruppe des Abends.
Der russische Trainer des Aussie-Teams, Nikolai Lapschin: "Ich bin schon zufrieden mit meinen Mädchen. Obwohl die jüngeren Mädchen noch kleinere Fehler machten, war die Leistungssteigerung in der letzten Woche unverkennbar. Natürlich kommt noch keine an Alana Slater und ihrer Erfahrung vorbei!"
Besonders Boden war ein starkes australisches Gerät. Man sah Doppel-Tsukahara, Doppel-Salti gestreckt, Dreifach-Schrauben und am Stufenbarren gab es gar  2x Comanechi in einer Übung. "Wir rechnen durchaus mit dem Erreichen des Mannschaftsfinals,.. warum nicht auch mit einer Medaille," gab sich Laptschin optimistisch.

>> Podiums-Splitter:
- Brenda Megana (MEX) zeigte einen Dreifachsalto als Stufenbarrenabgang !!!
- Oxana Tschussowitina (UZB) mit Doppelsalto, gestreckt + ganzer Schraube, ihr äußerst spektakulärer 1 1/2-Kontersalto ist im Frauenbereich noch ziemlich umstritten...!
- Olympiasiegerin Jelena Samolodschikowa (RUS) soll - Gerüchten zufolge - einen neuen Sprung angemeldet haben, der im Podiumsdurchgang aber noch nicht zu sehen war...!
- Swetlana Chorkina (RUS) präsentierte erstmals einen Auerbach-Abgang am Balkenende mit 2 1/2- Drehungen.

Am Samstag dann die Eröffnung, und die Turnwelt freut sich auf den Beginn der Wettbewerbe (Mannschaft, Männer) am Sonntag!