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Die
Technik am Pauschenpferd (II)
Die
älteste Beschreibung vom Turnen an einem künstlichen Pferd ist über 600
Jahre alt. Verfasst wurde sie von einem Renatus Vegetius,
der in einem vierbändigen "Abriss über das römische Heerwesen"
das Üben der Soldaten an einem hölzernen Pferd beschreibt. Im 17. Jahrhundert
entwickelte ein Exerziermeister daraus die Kunst des "Voltigierens".
Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die früheren hölzernen Sattelwülste
durch eiserne "Biegel" ersetzt, der Holzgaul wandelte sich zum
lederbezogenen "Schwingel".
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Die
heutigen Übungsinhalte am modernen Pauschenpferd mit ihrer faszinierenden
Dynamik im Stütz erinnern kaum noch an die Frühformen der Bewegungen
an diesem Gerät und wurden wesentlich bestimmt von herausragenden
Virtuosen am Pauschenpferd und den flexiblen, konstruktiven Antworten
renommierter Gerätehersteller... |
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English
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Tendenzen
der Pauschenpferdübungen der letzten fünf Jahrzehnte (II)
(- von Heinz Neumann,
langjähriger internationaler Kampfrichter)
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Heinz Neumann
(Deutschland)
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Der
Autor:
Der Potsdamer Heinz Neumann
...back
to 50er-60er Jahre - arbeitete von
1954 bis 1992 als Trainer des ehemaligen Armeesportklub
"ASK Potsdam" in Deutschland. Für den DTV der DDR
war er 1964 der verantwortliche Nationaltrainer für die Olympischen
Spiele in Tokio.
Später spezialisierte er sich als Methodiker, mit besonderer
Liebe für's komplizierte Pauschenpferdturnen.
Als internationaler Kampfrichter war er zwischen 1965 und 1971
bei allen Großereignissen der weltweit erste A-Kampfrichter
der Turngeschichte ( (2.Oberkampfrichter für Schwierigkeit und
spezielle Anforderungen).
Seinen ersten Kampfrichtereinsatz machte er bereits 1958 und
wertete international bis Mitte der neunziger Jahre und ist auch
heute noch als Kampfrichter aktiv.
< Heinz Neumann gilt weltweit als ausgewiesener Pauschenpferd-Spezialist
mit "Auge für's Detail"!
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Die
70er Jahre - das "Magyar-Jahrzehnt" |
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Zoltan Magyar (HUN)
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Der virtuose ungarische Pferdkünstler Zoltan Magyar
bereicherte insbesondere durch sein Querwandern vorwärts über
das ganze Pferd und seine Spindel innerhalb einer Kreisflanke
in einer historisch bedeutungsvollen Art und Weise das Übungsgut.
Auch hier begünstigten die konstruktiven Verbesserungen des
Pferdkörpers (Abflachung, verkleinerte Eckradien, rutschfester
Überzug) die Stützsicherheit im Querstütz und führten dazu,
dass das Querwandern in den verschiedenen Varianten - mit und
ohne Stütz auf den Pauschen sowie rückwärts - schnell von vielen
Turnern nachvollzogen werden konnte.
Es dauerte aber noch eine ganze Weile, bis sich der Ausdruck
Pauschenpferd gegenüber der alten Bezeichnung "Seitpferd"
durchsetzen sollte.
Die "Magyar-Spindel" behielt als ungarische Rarität
und als eines der schwierigsten Übungsteile auch heute noch
ihren Seltenheitswert.
Die Erfindung der gespreizten Kreisflanke durch
Kurt Thomas (USA) und bereits zuvor durch den Kanadier Delesalle bei ihren Vorführungen
zu den Olympischen Spielen 1976 in Montreal glich einer Sensation.
Bald wurden ganze Pferdübungen in dieser attraktiven Form der
Kreisschwünge geturnt, so dass sich das Technische Komitee des
Weltverbandes FIG veranlasst sah, diesen Trend durch die Wertungsbestimmungen
einzugrenzen. |
Die
80'er Jahre - technische Pflege der Thomas-Flanken |
In allen Varianten verwendeten die Turner
diese gespreizten Thomas-Kreisflanken in ihren Übungen. Sie turnten
sie über den Handstand, verbanden sie mit Handstanddrehungen, und so
bilden sie noch heute den Abgang der meisten Pferdübungen.
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Auch die pendelförmigen Spreizbewegungen
wurden von vielen Turnern Anfang der 80er Jahre in den Handstand
geführt. Spektakulär blieb die Schere vorwärts mit 1/4-Drehung
von Li, Ning.
Doch die Gefahr von Haltepunkten im Handstand und die damit
verbundenen Abzüge begrenzte eine inflationäre Aufnahme solcher
Elemente in die Übungen.
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Die
90er Jahre - Wanderspindeln mit Drehungen |
In der ersten Hälfte der 90er Jahre wurden
die Wanderspindeln mit 1/2-Drehung in gespreizter Form und die ganzen
Spindeln in ein oder zwei gespreizten Kreisflanken Mode. Kaum eine höherwertige
Übung, die nicht solche Übungsabschnitte aufwies. Dabei kam den Turnern
auch der Stütz neben den Pauschen als leichtere Stützform zustatten.
Mit der Abwertung der gespreizten Spindeln verschwanden diese Elemente
wieder aus den meisten Übungen.
Das
neue Turnjahrtausend:
Es hatte sich "ausgefloppt" |
Unterbunden werden sollten durch
den ab 1. Januar 2001 neuen gültigen "Code de Piontage",
- die Turn-Charta - die "endlosen" Aneinanderreihungen
von äußerst bonusträchtigen Übungsteilen, wie bisher z.B.
zweimal "Vierer-Flopp" hintereinander, der allein
0,6 Punkte brachte.
Gestattet war nur noch ein "Flopp" (direktes Stöckli
B mit Kreisflanke auf einer Pausche; dafür gibt es 0,2 Gutpunkte.
Auch die verschiedenen Formen des Wanderns im Querverhalten
wurden limitiert, so dass maximal 0,3 Pünktchen, statt vorher
bis zu 1,1 Punkten, zu erzielen sind.
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Marius Urzica ein besonderer Virtuose
der Neunziger Jahre
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Und seit 2006 ist alles ganz, ganz
anders -
... aber das ist nun bereits wieder eine neue Geschichte
(Pferdtechnik, Teil III - folgt in Kürze)
Autor: Heinz Neumann, Potsdam;
(Bearbeitung und Gestaltung: E. Herholz, GYMmedia)
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