04-August-2001: Ursache
des Odense-Fehlurteils: Ein Schreibfehler
Betreffs des durch Videoanalyse
nachweislich geringeren Schwierigkeitswertes der russischen
Trampolinspringerin Irina Karawajewa gibt es jetzt eine
Erklärung seitens des TK Trampolin der FIG. Dessen Präsident
Horst Kunze teilt dazu mit:
"...zunächst einmal hat sich geklärt, warum dieser
eklatante Fehler in Odense geschehen
konnte:
Die Wettkampfkarte von Irina Karawajewa für das Finale weist
alle Sprünge in Symbolschrift richtig
aus, nur bei einem Sprung steht dahinter der mit 2/10 zu
hohe Schwierigkeitsgrad. Dies haben die
Schwierigkeitskampfrichter klar ersichtlich
auch auf der Karte korrigiert und 2/10 von der
Gesamtschwierigkeit abgezogen. Nur, dass
auch noch ein Additionsfehler vorlag, - die Summe der Schwierigkeit
war mit 14,8 angegeben - haben sie nicht bemerkt und somit auf
14.6 korrigiert. Warum dies auf der
Wettkampfkarte falsch war, kann ich nur vermuten.
Die Karten fürs Final werden erst eine Stunde vor
Wettkampfbeginn abgegeben, wahrscheinlich
hat Irina sie gar nicht selbst ausgefüllt und manchmal haben
eben auch Trainer/Betreuer ihre Schwierigkeiten mit der
Addition.
Dass dies immer wieder mal passiert, ist
allgemein bekannt und natürlich hätten die beiden Schwierigkeitskampfrichter
zweimal prüfen sollen. Aber Fehler sind ja bekanntlich
menschlich. Nachdem uns in der TK dies am
Donnerstag alles bekannt war, hat das russische TK-Mitglied
Nikolai Makarow mit Irina Karawajewa telefoniert. Sie wusste
natürlich auch noch nichts davon, da sie
noch keine Ergebnisliste gesehen hatte, es war ja auch
den Deutschen Trainern erst am Dienstag aufgefallen. Spontan
hat Irina die Rückgabe ihrer Goldmedaille angeboten,
vor allem auch weil
sie es ihrer Freundin Anna gönnt, und sie nicht
ausgerechnet nach ihrem Olympiaerfolg und
drei vorhergehenden Weltmeistertiteln nun einen Titel durch
einen offensichtlichen Fehler geschenkt haben
will.
Wir werden die Regularien noch mit der FIG und dem russischen
Verband klären, ich glaube aber kaum,
dass sich irgendwer aus formalen Gründen dagegen sperren
wird.
Horst Kunze, Präsident des Technischen Komitees Trampolin der FIG
(... siehe Meldung vom 21.08.2001: "Sieg
der Fairness")
02-Aug-2001: Fehler,
Irrtum, Manipulation.....?
Wenige
Tage nach der Trampolin-WM im dänischen Odense scheint es ein
Fehlurteil im Kampf um Gold in der olympischen Damenkategorie
gegeben zu haben. Ein nach Videoanalyse eindeutig festgestellter
zu hoher Schwierigkeitsindex verhalf so der Russin Irina
Karawajewa zu Gold, um nur ein Zehntel geschlagen musste sich
die Deutsche Anna Dogonadze-Lilkendey mit Silber begnügen....
Das Technische Komitee Trampolin der FIG untersucht den Fall und
sucht nach einer Lösung...
Triumpf oder
Fehlurteil..? |
Eigentlich
kennt die Szene die Kürübung der Irina
Karawajewa ganz gut. Sie hat ja im WM-Finale von Odense
keine neue Übung gezeigt. Mit einem Zehntel-Vorsprung
gewann die Russin dann Gold vor der Deutschen Anna
Dogonadze-Lilkendey....
Jetzt allerdings stellt sich beim Betrachten der
Videobilder allerdings heraus, das da nicht ein
Schwierigkeitsindex von 14,6 sondern nur 14,4 angeboten
wurden. Im Protokoll aber erscheinen aber diese ominösen
14,6...!? Das hieße, mit einem Zehntel Vorsprung
verdiente Dogonadze das Gold - Karavajewa bliebe
Silber....!? |
Opfer oder
Betroffene...? |
Nun
lässt das Trampoline-Reglement eigentlich keinen Protest zu
und schon gar keine Änderung mehr nach der Siegerehrung.
Wo liegen Ursache oder Lösung dieser offensichtlichen groben
Unkorrektheit...?
Ins Finalkampfgericht setzt das Technische Komitee ohnehin die
besten Kampfrichter. Dies ist im Falle der beiden Kollegen aus
Kanada und Polen auch unbestritten. Deren Qualität schließt
eigentlich auch keinen Irrtum aus. Bliebe die Möglichkeit der
fehlerhaften Datenübermittlung. Niemand vor Ort hat nämlich
diesen nun zweifelsfreien Schwierigkeitswert so richtig gemerkt.
Dies könnte am Score board der die Daten erfassenden und
präsentierenden Firma gelegen haben. "Viel zu klein und die
Dauer der Anzeigen viel zu kurz geschaltet...", so einige
Expertenurteile.
Was nun?
Dieser Frage geht derzeit das Technische Komitee Trampolin der FIG
nach. Nachdem es bereits bei Olympia zu dem eklatanten Fehler des
zu niedrigen Sprungpferdes bei den Damen im Kunstturnen und der im
Nachhinein kaum zu verifizierenden bösen Folgen gekommen war, ist
der internationale Verband nun auch hier gefordert, eine
sportliche Lösung zu finden.
Ergibt sich schon (oder besser "noch") aus dem Reglement
keine Handhabe, so sollte doch im Sinne eines Gentleman-Agreements
eine Lösung gefunden werden. Da sollte man doch die russischen
Verantwortlichen nach Akzeptanz der objektiven Videoanalyse
auffordern, die sich daraus ergebenden Sachlage
und die eigentliche Siegerin anzuerkennen. Da daran nun aber die
betroffene Irina Karawajewa absolut unschuldig an diesem
"Fehlurteil" ist, sollte das "Gentlemen-like"
seitens der FIG darin bestehen, ihr nicht die Krone zu nehmen,
sondern diese der Mit- und Hauptbetroffenen gleichermaßen und
salomonisch aufzusetzen.
Auch wenn es dafür kein Beispiel bisher in der Geschichte dieser
Sportart gibt, das Leben schließt auch Irrtümer und Fehler nicht
aus.
Es kommt darauf an, wie man mit diesen
umgeht! (Eckhard Herholz) |
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