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Grand Prix Gymnastik Masters
2000, April  7 - 8.  Karlsruhe/ Germany

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Results:

Sportlich ein toller Grand Prix - aber....

Es war eine richtig gute Veranstaltung - großartige sportliche Leistungen, volle Europahalle, stimmungsfrohes Publikum, Medieninteresse und wunderbare, im Olympiajahr hochmotivierte Gymnastinnen - es hätte, wie so oft, perfekt sein können, wenn nur nicht das leidige Thema der Bewertungen wieder einmal (fast) alles verdorben hätte.....

Unschlagbare Alina Kabajewa

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Alina Kabaeva and her fans

Das Ergebnis war nicht zu überbieten, die Leistung wohl schon, denn die Welt- und Europameisterin Alina Kabajewa aus Rußland turnte keineswegs fehlerlos. Trotzdem - sie ist ohnehin im Moment die Beste und so ist man geneigt, über diese Merkwürdigkeit des Zehnerblocks hinwegzusehen. Nicht so bei den anderen, oft beschriebenen Mißlichkeiten der Bewertung, die vor allem zum wiederholten Mal die ukrainische Weltmeisterin Jelena Witritschenko traf.
Sie wurde 7. des Mehrkampfes, und keiner weiß, warum..... (???) !

Zumal einige der vor ihr liegenden Gymnastinnen noch eine ganze Weile in der Trainingshalle zubringen müssen, um auch nur annähernd an die Ausstrahlung der "Lady" in der RSG heranzukommen... Das leidige Problem schmälert keinesfalls die Leistungen all dieser hervorragenden Gymnastinnen - der gesamte Mehrkampf von Karlsruhe stand auf außerordentlich hohem sportlichen Niveau - aber es schadet ihnen, vor allem in der Öffentlichkeit. Und die beiden Witritschenkos (Mutter Nina ist auch die Trainerin) genießen allgemeine Bewunderung schon deshalb, weil sie sich immer und immer wieder motivieren können, weiterzumachen. Obwohl das Ergebnis schon wieder feststehen dürfte...

Abhilfe - zumindest ein wenig - könnte das angestrebte neue Reglement schaffen, das als Entwurf vorliegt, aber von der FIG noch nicht verabschiedet wurde. Es sieht unter anderem eine nach oben offene A1 - Note, die den Schwierigkeitsgehalt beurteilt vor, mit einer Begrenzung der Anzahl der Schwierigkeitselemente. Das könnte zu einer höheren Gewichtung des Ausdrucks beitragen, zumal auch Risiko und Originalität wieder höher eingestuft werden sollen. 
Dass eine so hervorragende Gymnastin wie Irina Tschaschina in keinem Finale stand, spricht für die Güte der russischen Nationalmannschaft. Wie bei WM und EM auch, stehen pro Nation nur zwei Startplätze pro Finale zur Verfügung, und Irina war jeweils die drittbeste... Dies wurde allseits bedauert, da Irina zu den ausdrucksstärksten und beliebtesten Gymnastinnen zählt.

Na, hat es gereicht?
Irina blickt skeptisch - und behielt leider recht...

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Irina Tschaschina (RUS)

FINAL RESULTS
(Grand Prix)

Finale Rope / Seil

Winners Final

1 Kabaeva, Alina RUS 10
2 Barsoukova, Yulia RUS 10

Final

1 Kabaeva, Alina RUS 10
2 Barsoukova, Yulia RUS 10
3 Raskina, Yulia BLR 9,950
4 Vitrichenko, Elena UKR 9,933
5 Yerofeeva, Tamara UKR 9,933
6 Asmus, Lena GER 9,933
7 Brandebura, Agnieszka POL 9,916
8 Vatkina, Valeria BLR 9,899
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Im Winners Final setzte sich  Alina Kabejewa mit
einer Meisterleistung durch
- besser als im Durchgang zuvor. Ihr Tempo und ihr Können sind wirklich faszinierend!

Seil-Finale:
Als erste Wettkämpferin des Tages legte Julia Barsukowa eine 10 vor.
Alina Kabajewa mit einer furiosen Übung, mit einem kleinen Problem zum Schluß der Übung - aber die 10 kam wie erwartet.
Lena Asmus, die sich mit stark verbessertem Ausdruck in Karlsruhe präsentierte, turnte in diesem Finale auch nicht ohne Fehl und Tadel, gehört aber unbedingt in dieses Gremium der weltbesten Damen. Kompliment für ihren individuellen und sehr weiblichen Interpretationsstil!

Gefeiert für ihre brillante Leistung wurde Jelena Witritschenko von den ca. 1.400 Zuschauern in der Europahalle, für eine makellose Leistung; nur die Kampfrichterinnen sahen es wieder einmal anders - 9,933. Schade - für die Sportart !!

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Julia Raskina (BLR)
- in allen Finals, durchgehend mit Weltklasse-Vorstellungen

Kabajewa begann mit 10 Punkten - hochverdient, denn die Übung strotzt vor eigenwilligen, perfekt gezeigten Schwierigkeiten, die nur sie beherrscht. Hier stimmt wirklich alles, und Alina bringt es federleicht und mit ihrem strahlenden Lächeln zum Publikum rüber.

Finale Hoop / Reifen

Winners Final

1 Kabaeva, Alina RUS 10
2 Barsoukova, Yulia RUS 10
1 Kabaeva, Alina RUS 10
2 Barsoukova, Yulia RUS 10
3 Raskina, Yulia BLR 9,983
4 Vitrichenko, Elena UKR 9,958
5 Vatkina, Valeria BLR 9,925
6 Brandebura, Agnieszka POL 9,908
7 Strobl, Monique GER 9,833
8 Yerofeeva, Tamara UKR 9,808
Auch Barsukowa legte mit mit 10 Punkten nach, auch sie ist perfekt und ohne Fehler - aber ihre Ausstrahlung steht in keinem Vergleich zu Kabajewa.

Julia Raskina mit ihrer schon berühmten Reifen-Übung, die ihr wirklich auf den Leib geschneidert ist und die sie mit Souveränität auf den Punkt genau vorträgt. 
Ihre neue Reifenübung nach einer Musikinterpretation von Johann Sebastian Bach brachte Jelena Witrischenko so viel Beifall ein, dass eine musikalische Überbrückung eingeblendet werden mußte - und die Kampfgerichte immerhin zum Überlegen. Nach minutenlangem Nachdenken rangen sie sich zu einer 9,958 für Jelena durch - wieder kein Winners Final. Das Pfeifkonzert glich in seiner Stärke dem Beifall...

Finale Ball

Winners Final

1 Kabaeva, Alina RUS 10
2 Barsoukova, Yulia RUS 10

Final

1 Kabaeva, Alina RUS 10
2 Barsoukova, Yulia RUS 10
3 Vitrichenko, Elena UKR 10
4 Raskina, Yulia BLR 9,966
5 Vatkina, Valeria BLR 9,950
6 Asmus, Lena GER 9,941
7 Tokajew, Svetlana ISR 9,916
8 Yerofeeva, Tamara UKR 9,891

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Gefeierter Star: Jelena Witritschenko

Wieder unglaublich gefeiert und diesmal mit einer 10 belohnt - Jelena Witritschenko mit einem wunderschönen, eleganten und perfekt inszenierten Ballvortrag.

Alina Kabajewa mit einer spanischen angehauchten Kür, toll interpretiert, aber doch mit einigen klitzekleinen Fehlern, die eigentlich auch vom Kampfrichtertisch aus zu sehen sein müßten...

Julia Barsukowa, bei der man oft an eine Ballettballerina denkt, interpretierte dann auch klassische Ballettmusik, und das kann sie wie keine zweite. Spektakulär ihr Schlusstand, mit dem Ball auf dem Fuß im Standspagat - nach über einer Minute kräftezehrendem Vortrag! 

Lena Asmus mit ihrer außergewöhnlich schönen Übung, die sie wohl am besten von all ihren Vorträgen interpretieren kann, auf einem Spitzenplatz!

Finale Ribbon / Band
barsukowa1.jpg (19882 Byte)

Julia Barsukowa hat es geschafft - ein Duell mit ihrer Teamkameradin Alina hat sie gewonnen

Kabajewa mit einer orientalischen angehauchten Übung, die sie mittlerweile überaus  routiniert interpretiert, es ist ihre WM-Übung aus dem Vorjahr.
Tamara Jerofejewa, ganz in rot (sie tritt ansonsten ausschließlich in schwarz auf) mit einer technisch ausgereiften Übung, der aber ein wenig das Temperament der anderen Spitzengymnastinnen fehlt.

Julia Barsukowa, elegant und perfekt wie immer, mit einer wunderbar choreographierten Bandübung. Auch Lena Asmus bot eine reife Leistung, sehr gut interpretierte sie eine ideenreiche Choreographie und ließ vergessen, dass sie in dieses Finale über die Wild Card gekommen war - die beiden anderen hatte sie sicher ohne Karten-Hilfe erreicht.

Gefeiert für eine stilvolle Interpretation einer Musikfassung spanischer Folklore wiederum die Grande Dame Jelena Witritschenko; .....doch auch dieses Mal fehlte sie beim Winners Final.

Winners Final

1 Barsoukova, Yulia RUS 10
2 Kabaeva, Yulia RUS 10

Final

1 Kabaeva, Alina RUS 10
2 Barsoukova, Yulia RUS 10
3 Raskina, Yulia BLR 9,983
4 Vitrichenko, Elena UKR 9,983
5 Yerofeeva, Tamara UKR 9,950
6 Asmus, Lena GER 9,941
7 Tokajew, Svetlana ISR 9,891
8 Vatkina, Valeria BLR 9,808

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Monique Strobl und Lena Asmus (rechts)
(beide Wattenscheid / Germany)

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Fazit:   Wohin soll das noch führen.....?

.... dann hatte sie hatte nun endlich mit dem Ball auch eine 10 bekommen für eine perfekte Leistung: Jelena Witritschenko. Sicheres Winners Final, so sah es aus, denn Julia Barsukowa zog man wegen Zeitüberschreitung etwas ab - sie bekam 9,955.

Doch dann wurde dies zurückgenommen, die Wertung auf 10 korrigiert - und Jelena war wieder draußen. Als Dritte mit einer glatten 10! Mal abgesehen davon, dass eine Höchstnote eigentlich eine Höchstnote sein sollte und also eigentlich auch nicht mehr differenziert werden kann, muss man doch seine Grabenkämpfe nicht auch noch vor Publikum austragen.

Wem soll man das noch erklären?? Wer auch immer hinter solchen Querelen die Drähte zieht, tut dies auf dem Rücken der Gymnastinnen und der gesamten eigentlich so tollen Sportart, die sich nicht wundern muss, wenn sich Zuschauer, Ausrichter und Medien vor diesen Zuständen zurückziehen.

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Lesen Sie die Gedanken von Nina und Jelena Witrischenko zum Thema

 

Aus Karlsruhe berichtet Sonja Schmeißer
mit Unterstützung des Teams der EUROPAHALLE,
des Badischen Turnerbundes (Gernot Horn),
des Schwäbischen Turnerbundes 
(Ingrid Flogaus, Birgit und Achim Roth)

und der freundlicher Helferin: Kerstin Grüger, 17jährige Gymnasiastin und aktive Turnerin in Karlsruhe

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Kerstin


c) -schm- 08.04.2000