Die Technik am Pauschenpferd
Die älteste Beschreibung vom Turnen an einem künstlichen Pferd ist über 600 Jahre alt. Verfasst wurde sie von einem Renatus Vegetius, der in einem vierbändigen "Abriss über das römische Heerwesen" das Üben der Soldaten an einem hölzernen Pferd beschreibt. Im 17. Jahrhundert entwickelte  ein Exerziermeister daraus die Kunst des "Voltigierens". Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die früheren hölzernen Sattelwülste durch eiserne "Biegel" ersetzt, der Holzgaul wandelte sich zum lederbezogenen "Schwingel".
Die heutigen Übungsinhalte am modernen Pauschenpferd mit ihrer faszinierenden Dynamik im Stütz erinnern kaum noch an die Frühformen der Bewegungen an diesem Gerät und wurden wesentlich bestimmt von herausragenden Virtuosen am Pauschenpferd und den flexiblen, konstruktiven Antworten renommierter Gerätehersteller...


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Tendenzen der Pauschenpferdübungen der letzten fünf Jahrzehnte (II)
(- von Heinz Neumann, langjähriger internationaler Kampfrichter)

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Heinz Neumann

Der Autor:

Der Potsdamer Heinz Neumann
(20-Nov-1931) arbeitete von 1954 bis 1992 als Trainer des  ehemaligen Armeesportklub "ASK Potsdam" in Deutschland. Für den DTV der DDR war er 1964 der verantwortliche Nationaltrainer für die Olympischen Spiele in Tokio.
Später spezialisierte er sich als Methodiker, mit besonderer Liebe für's komplizierte Pauschenpferdturnen.

Als internationaler Kampfrichter war er zwischen 1965 und 1971 bei allen Großereignissen der weltweit erste A-Kampfrichter der Turngeschichte ( (2.Oberkampfrichter für Schwierigkeit und spezielle Anforderungen).
Seinen ersten Kampfrichtereinsatz machte er bereits 1958 und wertete international bis Mitte der neunziger Jahre und ist auch heute noch als Kampfrichter aktiv. 

Heinz Neumann gilt weltweit als ausgewiesener Pauschenpferd-Spezialist mit "Auge für's Detail"!

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Die 70er Jahre - das "Magyar-Jahrzehnt"


Zoltan Magyar

Der virtuose ungarische Pferdkünstler Zoltan Magyar bereicherte insbesondere durch sein Querwandern vorwärts über das ganze Pferd und seine Spindel innerhalb einer Kreisflanke in einer historisch bedeutungsvollen Art und Weise das Übungsgut. Auch hier begünstigten die konstruktiven Verbesserungen des Pferdkörpers (Abflachung, verkleinerte Eckradien, rutschfester Überzug) die Stützsicherheit im Querstütz und führten dazu, dass das Querwandern in den verschiedenen Varianten - mit und ohne Stütz auf den Pauschen sowie rückwärts - schnell von vielen Turnern nachvollzogen werden konnte.
Es dauerte aber noch eine ganze Weile, bis sich der Ausdruck Pauschenpferd gegenüber der alten Bezeichnung "Seitpferd" durchsetzen sollte.
Die "Magyar-Spindel" behielt als ungarische Rarität und als eines der schwierigsten Übungsteile auch heute noch ihren Seltenheitswert.
Die Erfindung der gespreizten Kreisflanke durch Kurt Thomas (USA) und bereits zuvor durch den Kanadier Delesalle bei ihren Vorführungen zu den Olympischen Spielen 1976 in Montreal glich einer Sensation. Bald wurden ganze Pferdübungen in dieser attraktiven Form der Kreisschwünge geturnt, so dass sich das Technische Komitee des Weltverbandes FIG veranlasst sah, diesen Trend durch die Wertungsbestimmungen einzugrenzen.
Die 80er Jahre - technische Pflege der Thomas-Flanken

In allen Varianten verwendeten die Turner diese gespreizten Thomas-Kreisflanken in ihren Übungen. Sie turnten sie über den Handstand, verbanden sie mit Handstanddrehungen, und so bilden sie noch heute den Abgang der meisten Pferdübungen.

 


Auch die pendelförmigen Spreizbewegungen wurden von vielen Turnern Anfang der 80er Jahre in den Handstand geführt. Spektakulär blieb die Schere vorwärts mit 1/4-Drehung von Li, Ning
Doch die Gefahr von Haltepunkten im Handstand und die damit verbundenen Abzüge begrenzte eine inflationäre Aufnahme solcher Elemente in die Übungen.

 
 
Die 90er Jahre - Wanderspindeln mit Drehungen

In der ersten Hälfte der 90er Jahre wurden die Wanderspindeln mit 1/2-Drehung in gespreizter Form und die ganzen Spindeln in ein oder zwei gespreizten Kreisflanken Mode. Kaum eine höherwertige Übung, die nicht solche Übungsabschnitte aufwies. Dabei kam den Turnern auch der Stütz neben den Pauschen als leichtere Stützform zustatten.,
Mit der Abwertung der gespreizten Spindeln verschwanden diese Elemente wieder aus den meisten Übungen.

Das neue Turnjahrtausend.Es hat sich "ausgefloppt"

Unterbunden werden sollen durch den ab 1. Januar 2001 neuen gültigen "Code de Piontage", - die Turn-Charta - die "endlosen" Aneinanderreihungen von äußerst bonusträchtigen Übungsteilen, wie bisher z.B. zweimal "Vierer-Flopp" hintereinander, der allein 0,6 Punkte brachte.
Gestattet ist nur noch ein "Flopp" (direktes Stöckli B mit Kreisflanke auf einer Pausche; dafür gibt es 0,2 Gutpunkte. Auch die verschiedenen Formen des Wanderns im Querverhalten wurden limitiert, so dass maximal 0,3 Pünktchen, statt vorher bis zu 1,1 Punkten, zu erzielen sind.

Autor: Heinz Neumann, Potsdam;
(Bearbeitung und Gestaltung:  E.Herholz, GYMmedia)


Marius Urzica - der Virtuose der Neunziger Jahre

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