WELTCUP & "GREAT FOUR"
18th DTB POKAL 2000
(World Ranking List competition)
Stuttgart, Germany, November 24 - 26

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Was Stuttgart von Sydney unterscheidet

Von Andreas Götze, Schwäbischer Turnerbund, Redakteur des STB magazin

Es ist ein Traum für hiesige Verhältnisse: eine mit 15.500 Sitzplätzen meist ausverkaufte Großsporthalle bei Turnwettkämpfen, die sich über eine Woche hinziehen. Olympische Spiele eben. Der Andrang im modernen SuperDome von Sydney bewies, dass der Spitzensport Kunstturnen ein Zuschauermagnet sein kann, auch wenn Olympia sicherlich eine Ausnahmestellung beansprucht.

 Nun steht mit dem DTB-Pokal in Stuttgart der nach Sydney folgende Höhepunkt auf dem internationalen Terminkalender. Ein Weltcupturnier am Neckar, 16.000 Flugkilometer von Sydney und Lichtjahre von der Medienaufmerksamkeit olympischer Prägung entfernt. Zwei nicht miteinander zu vergleichende Größen, sollte man meinen. Doch bei näherer Betrachtung stellen sich interessante Parallelen und ein nicht unerheblicher "Standortvorteil Deutschland" für den Turnfan heraus, auch wenn das besondere olympische Flair nun mal einzigartig ist.
Fast die gesamt Weltprominenz der Turnerinnen und Turner, die in Sydney um Medaillen und vordere Platzierungen kämpfte, trifft sich auch vom 24. - 26. November beim DTB-Pokal, womit der zusätzliche Reiz einer "Olympia-Revanche" über dem Ganzen liegt. Das trifft auf Lokalmatador Valeri Belenki - der aufgrund einer Verletzung nicht in Sydney teilnehmen konnte - ebenso zu wie beispielsweise auf Exweltmeister Iwan Iwankow aus Weißrussland, der ohne olympische Medaille enttäuscht die Heimreise antreten musste. Die erfolgreichste Olympiaturnerin, Jelena Samolodtschikowa, ist ebenso dabei wie Olympiasieger Deferr (Sprung), Igor Vichrow (Boden) oder die chinesischen Goldmedaillengewinner. Soviel zum sportlichen Niveau des DTB-Pokals, der von SWR 1 präsentiert wird und sich mit seinen zehn Finalgeräten nicht hinter einem Olympiawettbewerb oder einer WM verstecken muss.

Anders fällt da schon der Preisvergleich aus. Der Eintrittspreisvergleich. Für das, was der Zuschauer in Sydney berappen musste - umgerechnet ca. 500 DM für eine Karte bei den Finals - wäre in Stuttgart locker ein Dezennium-Abonnement zu haben. Der in diesem Jahr erstmals angebotene Familientag am Freitag schlägt alle Dumpingrekorde: Für 36,- DM können zwei Erwachsene und vier Kinder im Alter bis zu 12 Jahren die komplette (olympische) Elite an den Geräten bewundern. Und für diesen familienfreundlichen Obolus wird weit mehr als "nur" Weltklasseturnen geboten. Im Foyer finden die Kinder vielfältige Möglichkeiten, selbst zu turnen, zu toben, die grauen Zellen zu trainieren oder einfach interessante Geräte auszuprobieren: eine Tumblingbahn von Jaegers, rollende Rafinessen von Holz-Hoerz, die Ravensburger Spiele-Ecke. Auch der Jugendclub, Kinderturnclub oder der Fan-Club am Samstag und Sonntag warten mit zahlreichen attraktiven Angeboten und Aktionen auf.

So gesehen ist der Erlebniswert des Weltcups in Stuttgart wesentlich höher anzusiedeln als ein Besuch des SuperDomes bei den Spielen, zumal in Sydney der Zuschauer während der Wettkämpfe nur unzulänglich informiert wurde und sich das Rahmenprogramm auf teures Merchandising beschränkte. Ganz zu schweigen von der FIG-Gala in Sydney zu Abschluss der Turnwettkämpfe, bei der die Zuschauer mit ähnlich hohen Ticketpreisen für ein lauwarmes Nummernprogramm regelrecht abgezockt wurden.

Wer solche ein sportliches Schlemmermenü wie Olympia erlebt hat wie ich in meinem Urlaub, der sieht auch deutlicher, was die heimischen Spezialitäten wert sind. Ich wünschte, dass wir alle, die wir dem Kunstturnen als Aktive im Verein, als Bewunderer und Fans besonders zugetan sind, einmal olympischen Geist im Sinne von "Teilnahme entscheidet" beweisen, indem wir als Zuschauer die Schleyer-Halle aus den Angeln heben.
Packen wir's an!

Andreas Götze, 
Redakteur des STB magazin
(- mit freundlicher Genehmigung des Schwäbischen Turnerbundes)

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22-11-2000
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