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Schweizer Jungen mit
Start-Ziel-Sieg.
Junges deutsches Team mit furiosem Endspurt.
- von Holger Behrendt |
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Holger Behrendt
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Vor
fast ausverkaufter Sporthalle in Potsdams Heinrich-Mann-Allee,
in der zu Ende DDR-Zeiten die Premiere des damaligen sog.
Knüller-Wettkampfes erfolgte, trafen Deutschlands Jugendturner
"U16" im traditionellen Ländervergleich auf die
gleichaltrigen Riegen aus Großbritannien, Frankreich und der
Schweiz. Ausgemacht war, dass in den Mannschaften alle
Geburtsjahrgänge (1986/87/88) vertreten sein müssen. Von der
Zusammensetzung her waren dabei die deutschen Jungen die absolut
jüngsten. Kurz vor Anreise war nämlich beim Cottbuser Philipp
Boy ein Jochbeinbruch diagnostiziert worden, der aber
bereits ein paar Tage früher passiert war. |
So musste der Chemnitzer Michael
Stumpf, der sich nach dem Trainingslager Kienbaum bereits Richtung
Heimat auf der Autobahn befand, wieder umkehren und kam so
freudestrahlend doch noch zu seiner Länderkampfpremiere.
Apropos:
Für die meisten Starter war dies der erste internationale Wettkampf in
einem Auswahltrikot und stellt somit den Start in eine hoffentlich
erfolgreiche Karriere eines Jeden dar.
Sicher werden die jungen Turner dieses Auswahldebüt auch deshalb in
bester Erinnerung behalten, weil der gastgebende Märkische Turnerbund
eine Wettkampfatmosphäre geschaffen hatte, wie sie bei einem
Top-Vergleich erster Länderriegen nicht hätte besser sein können.
Kompliment!
Zum Wettkampfverlauf:
Es war ein durchaus dominanter Sieg der Schweizer, die schließlich auch
im Frühjahr - vor der deutschen Bronze-Riege -
Vize-Junioren-Europameister in Patras geworden waren.
Nach gutem Start der Engländer am Boden, der Schweizer am Sprung und
Franzosen an den Ringen konnten die Deutschen an ihrem Startgerät nicht
überzeugen. Verzichten mussten die Deutschen auch auf ihre Stars
Waldemar Eichhorn und Fabian Hambüchen. So gab es einige Instabilität
von vier deutschen Turnern am Pauschenpferd mit der Folge eines
ziemlichen Punkterückstandes im Mannschaftskampf
(- 4,50 !!). Durch eine solide Ringeleistung aber brachten sich die Deutschen wieder
in den Wettkampf zurück. Zu niedrige Ausgangswerte am Sprung, wo auch
die deutschen Nachwuchsturner extremen Nachhohlebedarf haben, ist auch
eine weitere Ursache für den am Ende doch hohen Punkteabstand zum
Ersten - so die Einschätzung des DTB-Nachwuchsverantwortlichen Jens
Milbradt. |
(1) Dennis
Mannhardt (SUI); (2) Roland
Häuptli;
(3) Yann Rayepin (FRA)
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Der weitere Verlauf des Länderkampfes war von vielen kleineren Fehlern
und Instabilitäten aller Teilnehmer geprägt. Die Franzosen zeigten
insgesamt ein hohes technisches Niveau. Leider waren sie noch nicht in
der Lage dieses perspektivisch gut angelegte Programm stabil
darzubieten, sollten aber auf dieser Grundlage am Ende schneller
vorankommen, so Bundeschefcoach Andreas Hirsch, der es sich nicht nehmen
ließ, seine ehemaligen Schützlinge zu beobachten.
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Besonders an Reck und Boden machten die deutschen Jungen gegenüber
Frankreich jeweils einen ganzen Punkt gut. So sicherte sich der
Vorjahressieger am Ende doch noch Rang 2 hinter den souveränen
Schweizern, nachdem man aber bereits mal zwischendurch auf dem letzten
Rang gelegen hatte.
Als eine wichtige Erkenntnis diese Wettkampfes müssen dringend und in
Kürze die Ausgangswerte, also die Inhalte, der deutschen Turner erhöht
werden, will man den guten Trend der letzten Jahre in diesem Bereich
erfolgreich fortsetzen.
Die gute und stabile Mannschaftsleistung der Schweizer setzte sich am
Ende zu Recht durch. Ihre Leistungen waren trendbezogen und technisch
auf einem hohen Niveau!
Glückwunsch an die Sieger - aber auch Gratulation dem jungen deutschen
Team, das auch ohne ihre Spitzen Hambüchen, Eichorn und Boy eine
wichtige Bewährungsprobe mit Bravour und Kampfgeist gemeistert hat!
Holger Behrendt |
Anmerkungen.....:
Wenn man Berlin mit einschließt, dann ist diese Brandenburger
Region - gemessen an Medaillen bei internationalen
Großereignissen - die erfolgreichste Turnregion der Welt, die
auch mit einer Vielzahl von Innovationen und Kreationen die
internationale Turnentwicklung wesentlich beeinflusste:
- Der Potsdamer Gerhard
"Fliege" Dietrich war schon in den
sechziger Jahren der erste Turner der
Welt mit einer Doppelschraube am Reck.
- Hier erarbeitet Trainer Richard
Karstädt mit seinem Schützling Bernd
Jäger 1974 den legendären "Jägersalto",
mit dem das internationale turnerische "Flugwesen" am
Reck begründet wurde.
- Die atemberaubende Flugdrehung über der Reckstange des
Potsdamers Ralf Quast ist
als die "Quastdrehung" in die Turnterminologie
eingegangen, und
- der Ringe-Olympiasieger von 1988 in Seoul, Holger
Behrendt, war damals am Reck der erste Turner der
Welt, der dem Kovacs-Salto mit dem Deltschew-Salto direkt ein
zweites Flugelement folgen ließ...
- Vom damaligen Potsdamer Armeesportklub ASK kam mit Jörg
Behrend der letzte Weltmeister der DDR (Sprung,
Stuttgart 1989), wie auch der erste Turnweltmeister des
wiedervereinten Deutschlands Ralf
Büchner (Reck, Indianapolis 1991) einst Turneleve
dieser brandenburgischen Region war...
Situation 2002:
- Der einst so erfolgreiche Spitzenclub in Potsdam hat sich
defacto aufgelöst; zuletzt meldeten sich 2002 "die
Reste" wegen Personalmangesl auch aus dem Wettkampfbetrieb
der 2. Bundesliga der DTL ab.
- Einst gefeierte Akteure, wie Andreas
Feigel sind heutzutage arbeitslos, der allerdings nun
hofft, über eine Mischfinanzierung in Trainerdienste des
Regionalligavereins TV Schiltach zu kommen, wo schon
Ex-Weltmeister Jörg Behrend
untergekommen ist....
- Letzte Turnbastion Potsdams ist Landestrainer Lutz
Richter, der nun allein versucht, Talente bis zur 6.
Klasse für das Gerätturnen zu begeistern, um sie danach an das
Lausitzer Sportgymnasium nach Cottbus zu delegieren...
Wenn der Märkische TurnerBund darauf achtet, dass historische
Daten und Fakten auch Verpflichtung bedeuten, sollte es
gelingen, den Ruf Brandenburgs als einst weltbedeutendes Zentrum
einer der kreativsten, sportlichen Hightech-Disziplinen zu
erhalten; dann gibt es vielleicht nicht nur Fußballklassen im
Brandenburgischen, sondern man besinnt sich wieder auf die Potenzen des
Gerätturnens für die unter akutem Bewegungsmangel leidende
Jugend....
... und wenn man gar Talente wieder den Weg auf
internationale Podien zeigen kann, könnte dieser
Nachwuchs-Länderkampf in Potsdam vielleicht ein hoffnungsvolles
Zeichen gewesen sein.
- ehe - |
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