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Fest-Maskottchen
Tulio hat alle (Medaillen-)Hände voll zu tun - Markkleeberger Turn-Jungs
freuen sich über Erfolg
Vivien Kresse, 12 Jahre, Schülerin am Leipziger Thomas-Gymnasium.
Christin Stoffregen, 13 Jahre, Schülerin an der 35. Mittelschule. Lisa Förster,
11 Jahre, Schülerin am Gymnasium Engelsdorf.
Drei Mädchen, ein Problem: Zum 31. Deutschen Turnfest 2002 in Leipzig
werden die jungen Aerobic-Damen der HSG DHfK auf Klassenfahrt sein. Noten
bekommt das Trio dort garantiert nicht, aber zu Hause soll es im
sportlichen Sechser-Team eigentlich um welche kämpfen.
"In der Turnfestwoche findet das Bundesfinale im Aerobic-Cup statt.
Darüber hinaus planen wir Show-Auftritte in der Stadt. Irgendwie müssen
wir klären, dass unsere Aktiven mit dabei sein können", sagt
DHfK-Abteilungsleiterin Jana Wilke.
Leipzig
fährt aufs größte Breitensportspektakel der Welt ab - und seine Schüler
laufen weg.
Ärgerlich ebenso für den TV IMO, zuständig für den Handstand-TÜV.
"Unsere älteren Mädchen sind als Helfer eingeplant. Wenn sie keine
Freistellung erhalten, haben wir ein Problem. Generell ist es schade, dass
einem Teil der jungen Leute die Möglichkeit genommen wird, so eine tolle
Veranstaltung in ihrer Stadt zu erleben", meint Vereinsvorsitzende
Christine Rockmann. Es meldet sich Susi Schmidt, 14-jährige Akrobatin und
Turnerin (TuG/HSG). "Wir sind auf Exkursion und haben Sporttag. Aber
ich werde auf alle Fälle zum Turnfest gehen", steht für die Schülerin
vom Felix-Klein-Gymnasium fest.
Wer
hat seine Schularbeiten nicht gemacht?
Fakt ist, dass in der Pfingstwoche 260 Schulen und Turnhallen für 60.000
Teilnehmer als Quartiere von der Stadt bereitgestellt werden. Die
Hausherren müssen also außer Haus. "Wir haben die Schulleiter in
mehreren Schreiben auf die Problematik hingewiesen und vorgeschlagen, die
beweglichen Ferientage für Schulfahrten, Wander- und Projekttage zu
nutzen. Ausdrücklich wurde empfohlen, die Veranstaltungsangebote beim
Turnfest mit einzubeziehen", erklärt Roman Schulz, Sprecher des
Regionalschulamtes. Die Infos kamen Mitte Juli, eine Präzisierung
erfolgte im August. Im September fand eine Tagung mit den Schul-Chefs
statt. Wie es allerdings scheint, war der Turnfestzug da längst
abgefahren.
"Wir
haben wenig Konkretes erfahren", sagt
Hans Peter Buchmann, Schulleiter des Gymnasiums Engelsdorf. Sportlich ist
seine Einrichtung immer auf der Höhe (u.a. Erfolge im Wettbewerb
"Jugend trainiert für Olympia"), dennoch hält er einen
drei-Tage-Turnfest-Besuch der Klassen nicht für effektiv. Denkbar wäre
aber, dass die 11. Klassen einen Turn-Exkursionstag einplanen. "Außerdem",
meint Buchmann, "können die Kinder mit ihren Familien am langen
Pfingstwochenende zum Turnfest gehen."
Roman Schulz argumentiert: "Wir können das Turnfest nicht als
Pflichtveranstaltung ausgeben." Erstaunt über den Lauf der Dinge
zeigte sich Kultusminister Matthias Rößler. "Auch im Hinblick auf
Olympia würde es der Stadt nicht gut zu Gesicht stehen, wenn beim
Turnfest die jungen Leipziger fehlen. Die Zeit sollte schon im Sinne
dieses Ereignisses genutzt werden."
Vorturner sind ausgemacht. Dazu gehört das Friedrich-Ratzel-Gymnasium,
dessen Sportlehrer um Michael Gatzke eine Unihockey-Nacht organisieren.
Auch die 78. Grundschule in Grünau bewegt sich im Sinne des Fest-Mottos
"Neues entdecken". "Für unsere Mädchen und Jungen soll
diese Woche etwas Besonderes sein. Wir organisieren ein Sportfest und
werden Veranstaltungen besuchen", berichtet die stellvertretende
Schulleiterin Marina Voland. Ein bisschen traurig sei sie allerdings, dass
im Vorfeld wenig Werbung passiert sei.
Das
Organisationskomitee zieht sich den Schuh nicht an. "Wir
haben Projekte extra für die Schüler ins Leben gerufen. Dazu gehört
beispielsweise die Kinder- und Jugendkunstausstellung. Oder die
Zoolympiade, zu deren Probelauf es eine prima Resonanz gab", weiß
OK-Pressesprecherin Kathleen Raschke. Das Spektrum der Angebote ist breit
- selbst für den größten Turnmuffel dürfte zwischen Neuer Messe und
Burgplatz, zwischen Stadion und Zoo etwas dabei sein: Musical, Theater,
Trendmesse, Tigerenten-Club, Ausstellung, Jugendfete, Leipziger Meile,
Konzerte...
Viele Wettkämpfer müssen sich entscheiden: Für das Schul-Team oder die
Vereins-Mannschaft. Schwer genug. Wenn sie in Leipzig bleiben wollen,
klappt's dann auch mit der Freistellung? "Die Schulen sollten großzügig
sein", meint Roman Schulz. Susi Schmidt sagt, was sie tun will: In
ihrer Klasse laut die Werbetrommel rühren. Das sollte nicht nur sie tun.
Kerstin
Förster / LVZ |