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(20-11-01)

Leipzig fährt aufs Turnfest ab - und Schüler laufen weg- - Fehlplanung oder Unbedarftheit - wer hat schuld...?

von Kerstin Förster

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Vivien Kresse, 12 Jahre, Schülerin am Leipziger Thomas-Gymnasium. Christin Stoffregen, 13 Jahre, Schülerin an der 35. Mittelschule. Lisa Förster, 11 Jahre, Schülerin am Gymnasium Engelsdorf. 
Drei Mädchen, ein Problem: Zum 31. Deutschen Turnfest 2002 in Leipzig werden die jungen Aerobic-Damen der HSG DHfK auf Klassenfahrt sein. Noten bekommt das Trio dort garantiert nicht, aber zu Hause soll es im sportlichen Sechser-Team eigentlich um welche kämpfen.


"In der Turnfestwoche findet das Bundesfinale im Aerobic-Cup statt. Darüber hinaus planen wir Show-Auftritte in der Stadt. Irgendwie müssen wir klären, dass unsere Aktiven mit dabei sein können", sagt DHfK-Abteilungsleiterin Jana Wilke.
Leipzig fährt aufs größte Breitensportspektakel der Welt ab - und seine Schüler laufen weg. Ärgerlich ebenso für den TV IMO, zuständig für den Handstand-TÜV. "Unsere älteren Mädchen sind als Helfer eingeplant. Wenn sie keine Freistellung erhalten, haben wir ein Problem. Generell ist es schade, dass einem Teil der jungen Leute die Möglichkeit genommen wird, so eine tolle Veranstaltung in ihrer Stadt zu erleben", meint Vereinsvorsitzende Christine Rockmann. Es meldet sich Susi Schmidt, 14-jährige Akrobatin und Turnerin (TuG/HSG). "Wir sind auf Exkursion und haben Sporttag. Aber ich werde auf alle Fälle zum Turnfest gehen", steht für die Schülerin vom Felix-Klein-Gymnasium fest.

Wer hat seine Schularbeiten nicht gemacht? Fakt ist, dass in der Pfingstwoche 260 Schulen und Turnhallen für 60.000 Teilnehmer als Quartiere von der Stadt bereitgestellt werden. Die Hausherren müssen also außer Haus. "Wir haben die Schulleiter in mehreren Schreiben auf die Problematik hingewiesen und vorgeschlagen, die beweglichen Ferientage für Schulfahrten, Wander- und Projekttage zu nutzen. Ausdrücklich wurde empfohlen, die Veranstaltungsangebote beim Turnfest mit einzubeziehen", erklärt Roman Schulz, Sprecher des Regionalschulamtes. Die Infos kamen Mitte Juli, eine Präzisierung erfolgte im August. Im September fand eine Tagung mit den Schul-Chefs statt. Wie es allerdings scheint, war der Turnfestzug da längst abgefahren.
"Wir haben wenig Konkretes erfahren", sagt Hans Peter Buchmann, Schulleiter des Gymnasiums Engelsdorf. Sportlich ist seine Einrichtung immer auf der Höhe (u.a. Erfolge im Wettbewerb "Jugend trainiert für Olympia"), dennoch hält er einen drei-Tage-Turnfest-Besuch der Klassen nicht für effektiv. Denkbar wäre aber, dass die 11. Klassen einen Turn-Exkursionstag einplanen. "Außerdem", meint Buchmann, "können die Kinder mit ihren Familien am langen Pfingstwochenende zum Turnfest gehen."

Roman Schulz argumentiert: "Wir können das Turnfest nicht als Pflichtveranstaltung ausgeben." Erstaunt über den Lauf der Dinge zeigte sich Kultusminister Matthias Rößler. "Auch im Hinblick auf Olympia würde es der Stadt nicht gut zu Gesicht stehen, wenn beim Turnfest die jungen Leipziger fehlen. Die Zeit sollte schon im Sinne dieses Ereignisses genutzt werden."

Vorturner sind ausgemacht. Dazu gehört das Friedrich-Ratzel-Gymnasium, dessen Sportlehrer um Michael Gatzke eine Unihockey-Nacht organisieren. Auch die 78. Grundschule in Grünau bewegt sich im Sinne des Fest-Mottos "Neues entdecken". "Für unsere Mädchen und Jungen soll diese Woche etwas Besonderes sein. Wir organisieren ein Sportfest und werden Veranstaltungen besuchen", berichtet die stellvertretende Schulleiterin Marina Voland. Ein bisschen traurig sei sie allerdings, dass im Vorfeld wenig Werbung passiert sei.

Das Organisationskomitee zieht sich den Schuh nicht an. "Wir haben Projekte extra für die Schüler ins Leben gerufen. Dazu gehört beispielsweise die Kinder- und Jugendkunstausstellung. Oder die Zoolympiade, zu deren Probelauf es eine prima Resonanz gab", weiß OK-Pressesprecherin Kathleen Raschke. Das Spektrum der Angebote ist breit - selbst für den größten Turnmuffel dürfte zwischen Neuer Messe und Burgplatz, zwischen Stadion und Zoo etwas dabei sein: Musical, Theater, Trendmesse, Tigerenten-Club, Ausstellung, Jugendfete, Leipziger Meile, Konzerte...

Viele Wettkämpfer müssen sich entscheiden: Für das Schul-Team oder die Vereins-Mannschaft. Schwer genug. Wenn sie in Leipzig bleiben wollen, klappt's dann auch mit der Freistellung? "Die Schulen sollten großzügig sein", meint Roman Schulz. Susi Schmidt sagt, was sie tun will: In ihrer Klasse laut die Werbetrommel rühren. Das sollte nicht nur sie tun.

Kerstin Förster / LVZ

 

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