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Andreas Wecker
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"Ich habe generell mit dem Turnen abgeschlossen. Nachdem ich
regelrecht verarscht worden bin, nach den Querelen mit dem Verband und dem
damit verbundenen Stress und der Unruhe will ich eigentlich nur noch eins:
von diesen Leuten in Ruhe gelassen werden", verkündet der 31-jährige
Reck-Olympiasieger Andreas
Wecker. Nach den Vorwürfen des Berliners, seine
Schulterverletzung sei bei den Olympischen Spielen in Sydney falsch
behandelt worden, und angeblich rufschädigenden Äußerungen zu seiner
Person herrscht Funkstille zwischen dem einstigen Weltklasseathleten und
dem Deutschen Turner-Bund.
Kommuniziert wird nur noch per Anwalt. Der
erste Gerichtstermin findet laut Wecker am 27. September statt, ein
zweites Verfahren läuft.
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Die
Botschaft verheißt: Der 1,63 m kleine Modellathlet steht als
Turnfestbotschafter für das Spektakel 2002 in Leipzig nicht mehr zur Verfügung.
Stattdessen
versucht sich der Liebhaber englischer Sportwagen in einem neuen Geschäft
- dem Motorsport. "Autos waren schon immer mein Hobby, alles
drumherum fasziniert mich", sagt Wecker, der vom Rennstall Zakspeed
(Nürburgring) für den Marketingbereich engagiert wurde.
Als der vierfache Olympiateilnehmer 1999 bei der Turn-Gala in Leipzig von
den Fans gefeiert wurde, freuten sich alle mit ihm über sein Engagement.
Die Stunde der Bekenntnisse war vorbei, um Wecker blieb es still.
"Ich habe mich schon gewundert, dass für dieses Riesenereignis so
wenig getrommelt wird. Es gab eine Terminsitzung für mich, das war's. Im
OK hatte ich auch keinen Ansprechpartner", bemängelt Wecker, der mit
seiner Lebensgefährtin Antje Hertl und Töchterchen Marie-Sophie in
Klein-Ziehten bei Berlin lebt.
Botschafter!?
Andreas Wecker befand sich in prominenter Gesellschaft von Eiskunstläuferin
Katarina Witt, Gymnastin Magdalena
Brzeska, Turner Eberhard Gienger und
Marathonläufer Waldemar
Cierpinski.
Bisher war von diesen hochkarätigen
Werbepartnern allerdings kaum etwas zu sehen und zu hören. Die Kufenkönigin
Katarina besuchte zwar die Stadt und gab eine Pressekonferenz für ihre
Eisshow, doch die an diesem Mai-Tag ebenfalls stattgefundene Turnfest-Präsentation
"Noch ein Jahr" fand ohne sie statt. Die OK-Verantwortlichen
wussten nicht einmal, dass ihre Botschafterin quasi um die Ecke einen
Auftritt hatte.
Einer, der sich dagegen die "Beine ausreißt" ist Klaus
Köste.
Leipzigs Turn-Olympiasieger blieb aber bei der Botschafter-Wahl außen
vor, weil "man ihn im Westen nicht so gut kennt", hieß es
seinerzeit in der Begründung. Mittlerweile lobt man den "nicht
Gewollten" und dessen Dienste. Auch OK-Präsident Werner Luchtmeier
schätzt ihn als emsigen und fähigen Organisator, der bei vielen
Veranstaltungen vor Ort ist. Gefragt nach den Einsatz der berufenen
Botschafter, fand auch Luchtmeier, dass der noch zu wünschen übrig ließe.
Keine
frohe Botschaft. Der Turnfest-Motor stottert.
Nicht, dass die weltweit größte Sportveranstaltung zu Pfingsten nächsten
Jahres in Gefahr ist. Aber der bis jetzt nicht erfolgte Internet-Auftritt,
Kritik an der Vergabe von Aufträgen, am Umgang mit Sponsoren, die
Suspendierung von Finanzbereichsleiter und Projektmanager EDV oder die
Nichtverlängerung von ABM sorgten für Unruhe und Irritationen. Die
Zoolympiade hat allerdings Zeichen gesetzt.
Neue Botschaften.
"Ab August soll die Offensive in der Stadt
beginnen. Dann müssen auch die Botschafter ran. Wenn man ganz ehrlich
ist, war das bis jetzt noch nicht das Richtige", sagt Beigeordneter
Burkhard Jung. Auch die Warterei auf die Botschaft: "Wir sind
drin" hat am längsten gedauert. Wie aus der OK-Geschäftsstelle zu
erfahren war, soll am 1. August der Internet-Betrieb beginnen.
Wecker ist weg. Die Zeit bis zum Fest sollten alle anderen hellwach
sein.
Kerstin Förster |