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Zentralstadion Leipzig: In der
"Riesenschüssel" |
Stadion
bekommt erst im März Konturen / Festwiese als Ausweichort für
Turnfest-Gala vom Tisch
„Es läuft alles nach Plan", sagt von Tucher. „Am 30. April stellen wir das Stadion für das Turnfest bereit." Auch die Baufirma Holzmann habe dies versprochen. Mit der Zusage des Unternehmens im Rücken ließen die beiden Vertreter des Bauherrn Michael Kölmel mittlerweile auch die letzte Frist verstreichen, die die Stadt für den Aufbau eines Ausweichstandortes gesetzt hat. „Wir hätten das Rathaus bis Weihnachten informieren müssen, wenn wir die Arena bis zum Turnfest nicht rohbaufertig bekommen", so von Tucher. „Doch wir glauben an unseren Vertrag mit der Firma Holzmann. Sie weiß, dass der Imageverlust riesig wäre, wenn das Projekt nicht pünktlich übergeben werden kann . Sie hat kein Interesse daran, Bundeskanzler Gerhard Schröder die Freude an der Turnfest-Gala zu trüben. Schließlich hat er viel für das Unternehmen getan." Bei Holzmann sieht man dies ähnlich. „Das Objekt ist so weit gediehen, wie wir es vertraglich vereinbart haben", erklärt der zuständige Niederlassungsleiter Frank Heinze in Halle. „Ich gehe davon aus, dass es bis zum 30. April so weit ist, dass die Veranstaltung stattfinden kann." Das Organisationskomitee (OK) setzt ebenfalls fest darauf, dass die „Riesenschüssel" bei dem Turner-Meeting vom 18. bis 25. Mai genutzt werden kann. „Für uns steht das jetzt außer Frage", sagt OK-Geschäftsführer Volker Mattausch. „Wir sind schon dabei, dies zu untersetzen." Heißt: Genehmigungsverfahren bei Polizei und Ordnungsamt einzureichen, die technische Ausstattung und „Dekoration" zu klären. So trifft sich Mattausch heute im Sportforum mit dem MDR, der die Gala am 23. Mai live überträgt. Auch Sportbeigeordneter Burkhard Jung ist vom Erfolg der Investoren überzeugt. „Für uns gibt es keine Alternative mehr", betont er. „Wir sind nicht bereit, Geld für eine Ersatzlösung in die Hand zu nehmen. Schließlich gibt es einen Vertrag." Ungewiss ist noch, wann das neue Stadion komplett fertig gestellt ist. Denn der ursprüngliche Termin im Frühjahr 2003 ist nach Ansicht der Projektmanager Brendel und von Tucher nur noch schwer zu halten. „Wir hatten Probleme mit der Statik", räumt von Tucher ein. „Wegen der komplizierten Dachkonstruktion musste die noch mal überarbeitet werden. Weil davon die Stärke der Fundamente abhing, blieb vieles liegen. Dadurch können wir die Arena wahrscheinlich erst ein halbes Jahr später als geplant für Veranstaltungen nutzen. Das kostet uns viel Geld." Betroffen davon wäre allerdings nicht die Stadt. Denn diese hat sich nur vertraglich zusichern lassen, dass das Stadion bis Anfang 2005 nutzbar ist. „Das schaffen wir problemlos", meint Brendel. Eine Verschiebung des Fertigstellungstermins würde vor allem Bauherr Kölmel treffen, der das Stadion als Privatmann erworben hat (die LVZ berichtete). Der Münchner ist ohnehin schon durch Vermögensverluste gebeutelt, denn seine Firma Kinowelt musste Konkurs anmelden. Laut von Tucher gibt es aber „keinen Zweifel" daran, dass er trotzdem alle Verpflichtungen für den Stadionumbau erfüllt. „Herr Kölmel hat 54 Millionen Mark zugesagt. Die sind bereits geflossen", erklärt er. „In dieser Woche wird die letzte Million davon ausgegeben. Dann wird nur noch mit dem Geld des Bundes und der Stadt gebaut." |
Gefährliches Vabanquespiel Von DOMINIC WELTERS Es kann einem schon angst und bange werden beim Gedanken an das 31. Deutsche Turnfest. Tausende Sportler aus ganz Deutschland, ein großes Medien-Aufgebot und bei der Gala am 23. Mai der Bundeskanzler in der Stadt – und dann ist das neue Stadion nicht fertig? Ein beängstigender Gedanke, den wohl kein Leipziger gern zu Ende denken möchte. Was wäre das für eine Blamage: Die Boomtown des Ostens empfängt ihre Gästen nicht wie versprochen in der Kölmel-Arena, sondern wer weiß wo; die Festwiese als Alternativ-Veranstaltungsort ist ja inzwischen kein Thema mehr.
Nun war von Anfang an klar, dass die Bauarbeiten in der „Riesenschüssel" zum gefährlichen Vabanquespiel werden würden. Hoffentlich leidet unter dem zunehmenden Druck des „Augen zu und durch" die Qualität nicht. Bei den statischen Planungen gab's ja schon Probleme. Es wäre Leipzig nicht damit gedient, müsste der Rohbau nach Beendigung des Turnfestes gleich saniert werden, würde das Stadion also noch später vollendet als geplant. Vor allem mit Blick auf die Olympia-Bewerbung wäre dies ein fatales Szenario.———————————————————————————————— (c) Archiv - Leipziger Volkszeitung |