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Ausschreibungen sind da
Der Riese bleibt wohl jedem
im Gedächtnis. "Außer dem Völkerschlachtdenkmal würde ich nichts
mehr erkennen", gestand Ewald Schwede. Sein Leipzig-Besuch liegt auch
schon eine ganze Weile zurück. 1956, zum II. Turn- und Sportfest, war der
heute 63-Jährige aus Hattingen an der Ruhr zu Gast in der Messestadt.
"Eine aktive Teilnahme war uns Westdeutschen damals untersagt.
Dennoch erinnere ich mich gern an das Erlebte. Untergebracht waren wir bei
Stahl Leipzig", wusste er noch genau.
Dieselbe Stadt, eine andere, aufregende Zeit: Das neue Leipzig zog Ewald
Schwede und weitere ehrenamtliche Turn-Experten aus ganz Deutschland in
den Bann. Auf Einladung des Organisationskomitees Deutsches Turnfest 2002
in der Messestadt, "prasselte" eine Informations-Flut auf die
potenziellen Fest-Teilnehmer. Ihr Part: Das Gesehene und Gehörte unters
Turn-Volk in Ost und West bringen. Druckfrisch erhielten die "Späher"
die Ausschreibungen - Auflage 100 000 Stück, so viele, wie Fans zum
Pfingst-Spektakel in gut einem Jahr erwartet werden. "Wir freuen uns
schon sehr und hoffen, dass die Organisation besser klappt als in München",
formulierte Eva Gobrecht vom sauerländischen Lenne-Volme-Turngau ihre
Erwartungen, ehe es auf Stadtrundfahrt ging.
Gleich zu Beginn der Tour sorgte ein Versprecher der Stadtführerin für
große Heiterkeit: "Ich zeige ihnen jetzt die Strecke, auf der morgen
der Festzug stattfindet", sagte die Leipzig-Kennerin ihrer Zeit etwas
voraus. Ein Blick in die Zukunft. Am 18. Mai werden die turbulenten Tage
in der Messestadt eröffnet - auf historischem Pflaster. Dort, wo im
Herbst 1989 die Menschen für ihre Freiheit demonstrierten, trifft sich
jung und alt aus Einheits-Deutschland. "Ein Wunder, dass es den 9.
November gegeben hat. Ich wünsche mir die Wiedervereinigung im Herzen
aller, besonders jener, die bei uns das Sagen haben. Im Sport und Turnen
stimmt es schon", meinte Alexander Bader aus Ingelheim, der in
Dresden geboren wurde. Er verblüffte die große Runde mit seiner eigenen
Turnfest-T-Shirt-Kreation und erklärte: "Ich bin ein Widerstandskämpfer
für das Gerätturnen. Denn gesund betrieben, ist es Vater und Mutter
aller Sportarten."
"Neues entdecken" lautet der Slogan für 2002. So viel bietet
Klein-Paris und bildete auch die Bus-Gemeinschaft. Stopp auf der Neuen
Messe, die als riesige Aktions-Arena zur Verfügung stehen wird, wo
beispielsweise Wettkämpfe, Galas und, der Kinder-Turnclub, die Trendmesse
stattfinden. Hier wird auch Dieter Becher in einem Jahr Turnfest-Luft
schnuppern. "Wir werden sehr gute Bedingungen haben und nicht wie in
München auch in Zelten turnen müssen", so der Vorsitzende des
Turngaus Saale, der schon einige der Mammutveranstaltungen erlebt hat. Als
Turnfest-Profi sind bei ihm die Leipziger Angebote zu DDR-Zeiten positiv hängen
geblieben. "An der Exaktheit der Organisation und der Disziplin der
Teilnehmer gab es nichts auszusetzen", erklärt der Ingenieur. Der
62-Jährige zweifelt nicht daran, dass die Leipziger 2002 erneut gute
Gastgeber sein werden. Das Interesse bei seinen Leuten "ist sehr groß,
obwohl in der Vorbereitung verständlicherweise noch nicht allzu viel
gelaufen ist. Es ist ja noch ein Weilchen hin."
Staunen über die ganze Tour. Ob schicke City oder Baustelle Sportforum -
bei den Businsassen ist die Neugier geweckt. Am Gohliser Schlösschen hieß
es dann sogar schon konkret: "Wunderschön, das buchen wir für den
Westfalen-Abend."
Kerstin Förster/
LVZ |