Hans-Jürgen Zeume, Berlin |
Seinen 80. Geburtstag am 14. September wird der ehemalige Sport- und Turnjournalist Hans-Jürgen "Zappel" ZEUME als langjähriger und eingefleischter Dauercamper wohl wieder am Naturcampingplatz Springsee im Brandenburgischen begehen - wenn es das Wetter erlaubt ...!
Gemeinsam mit LEON-Chefredakteur Andreas Götze hatte er sich einst im deutschsprachigen Raum mit der Herausgabe der Beschreibung der internationalen Turnszene("Flickflack - Weltbühne des Turnens"; Sportverlag 1987) ein Denkmal gesetzt.
Nicht übersehen werden darf aber seine andere große Leidenschaft, der nordische Skisport, die er als langjähriger Sportredakteur des "Deutschen Sport-Echos" (- bis 1991) intensiv pflegte, als Mitglied der "Spezialkommission Skisport" zur DDR-Zeiten und später langjährig als aktives Mitglied der internationalen Vereinigung nordischer Skijournalisten ("Forum Nordicum").
Auch in diesem Genre hatte sich Hans-Jürgen Zeume bereits als Mit-Autor der damaligen "Bibel des Skisports" ("Große Liebe Skisport"; Sportverlag 1979), neben Manfred Seifert und Roland Sänger, einen Namen gemacht ...
Zeume, beim Signieren seines "Flickflack"-Buches durch Ex-Nationalturnerin Marianne Paulick-Noack |
Hans-Jürgen Zeume war und ist noch immer ein streitbarer journalistischer Vertreter seiner Zunft geblieben. Die längste Zeit, bis zu ihrem Untergang 1991, trug er als Sportredakteur der lange Zeit einzigen Sport-Tageszeitung im gesamten deutschsprachigen Raum (- neben dem Schweizer "Sport"), dem "Deutschen Sport-Echo", zu deren professionellem Profil bei, das vor dem Ende der DDR über 185.000 Leser hatte.
Nach Maueröffnung litt der akribische Sportecho-Chronist Zeume, der auch gern und auf unverwechselbare, dynamische Art (- was auch zu seinem Spitznamen "Zappel" führte) aber auch die allerletzten Details von seinen Interviewpartnern herauszuholen vermochte, sehr unter der, wie ein Gewitter in der Medienlandschaft hereinbrechende Boulvardisierung der Sportberichterstattung! Was sicher die damals keineswegs mit Offenheit und breitester Hintergrundberichterstattung verwöhnte DDR-Leserschaft einerseits auch als "beglückende Segnung" betrachtet haben mag, ging auch einher mit einer groben und leider andauernden Vernachlässigung allgemeiner Journalisten- und Chronistenpflichten. Denn bei aller politischen "Eingetaktetheit" der DDR-Journalistengilde - in der selbige oftmals clever zu umgehen "Zappel" Zeume zu einem der Geschicktesten gehörte:
Zu geringes fachliches und handwerkliches Profil konnte man nur wenigen Sportjournalisten nachsagen, da die meisten eine oft persönliche und erlebte Nähe zu ihren zu pflegenden Sportarten und Disziplinen hinter sich und zumeist auch eine fundierte journalistische und akademische Ausbildung durchlaufen hatten.
Hans-Jürgen Zeume (li.) - hier im Gespräch mit seinem Freund, und ehemaligen Turnkollegen, dem unvergessenen Turn-Olympiasieger von 1972 und schon 2012 leider verstorbenen Leipziger Klaus Köste.
Was Turnen anbetrifft ...:
Hans-Jürgen Zeume war von 1951 bis 1963 selbst Schüler und Kunstturner an der damaligen Sportschule "Fritz Lesch" in Frankfurt / Oder. Neben der Pflege der Profile der einstigen DDR-Turnergilde, die bis zu ihrem Ende zunehmend auch internationales Spitzenniveau und in den Olympiamedaillen 1988 in Seoul gleich hinter den Sowjets die Nummer 2 in der Welt darstellte, hatte der Turnjournalist selbst eine Vielzahl von Weltstars bei Großereignissen interviewt, publiziert und in seinem Notizblock verewigt.
Noch heute reichen nur das leichte Antippen eines Ereignisses oder die Nennung eines Namens - sofort hat Zappel Zeume gleich mehrere Episoden und Hintergründe parat, selbst solche, die zu DDR-Zeiten eher weniger druckreif gewesen waren. Dafür hat er ein beneidenswertes detailreiches Gedächtnis ...
Zeume: Laudatio aus Anlass des 75. Geburtstages der Skisprunglegende Helmut Recknagel im Sportmuseum Berlin |
Der aus der Dammvorstadt Frankfurts an der Oder, dem heutigen Słubice, stammende Berliner Dauercamper im Brandenburgischen genießt nun seit einigen Jahren seine Pensionszeit und übt sich (- wohl eher nicht so erfolgreich - ) in Gelassenheit. Eine Zeitlang betätigte er sich als "Laptopwerker" auf einer entsprechenden und "aufmüpfigen" Internetseite, auf der er durchaus auch eruptionsartig zu vielgestaltigen gesellschaftlichen Unmöglichkeiten seine bissigen Kommentare zum Ausbruch gebracht hatte.
Auch unsere Agentur GYMmedia INTERNATIONAL profitierte des öfteren von den turnerischen Spezialkenntnissen und der handwerklichen Professionalität des Vollblutjournalisten Zeume und gab of aus historichen Anlässen die entsprechenden Anstöße und Hinweise für so manche Story ausder Turngeschichte zum Genießen für die Nachwelt, die sonst der Nachwelt verloren gegangen wäre.
Zeume vor Olympiajacken der Turnerinnen aus den sechziger Jahren im Sportmuseum |
Das einzigartige Berliner Sportmuseum Berlin-Marzahn, das es sich zu Aufgabe gemacht hat, das Erbe der untergegangenen Sportnation DDR durch eine beindruckende Sammlung von Erinnerungsstücken und Zeitdokumenten zu pflegen, zu dessen ersten Pionieren (2009), Chronisten und auch ideenreichen Mitgestaltern Hans-Jürgen Zeume zweifelsfrei gehört, war heute vor 10 Jahren (2014), auch schon passender Ereignisort seines runden 70'er Jubiläums zu dem ihm damals viele Mitstreiter und Freunde gratuliert haben!
Dazu gehörten damals ehemalige Sportler, Journalistenkollegen, Mitstreiter, Freunde, und das damalige engagierte, ehrenamtliche Team des Sportmuseums Berlin-Marzahn, das dem Jubilar (Bildmitte, hinten) in der "Galerie der Ehre" seinen verdienten Platz zuwies:
(C) gymmedia / j.leissling
Auch wenn nach einem inzwischen erfolgten Umbau und einer Neugestaltung dieses Museums sein historisches Flair und die Ursprünglichkeit der historischen Etappe der kleinen DDR als große Sportnation nahezu abhanden gekommen ist und durch den Einzug einer musealen Sachlichkeit viel auch von den Emotionen ihrer Macher, Zeitzeugen und Chronisten verloren hat , so gilt Hans-Jürgen Zeume um so mehr der Dank, mit seinen Reportagen, Berichten und seinem journalistischen Wirken viel Bewahrenswertes und Bleibendes der deutschen Sportgeschichte geschaffen zu haben. "Danke, Zappel!!"
(c) gymmedia / Eckhard W. Herholz