Wolfgang Hambüchen mit Filius Fabian |
<< Es ist das deutsche Turn-Erfolgsduo schlechthin: Der spätere Weltstar Fabian Hambüchen und Vater/Trainer Wolfgang HAMBÜCHEN, der am 11. September seinen 70. Geburtstag begeht. Wer selbst Kinder hat weiß, wie spannungsvoll und .-geladen so ein Vater-/Sohnverhältnis schon im normalen Alltag sein kann und nur wenigen gelingt es, daraus sogar im ambitionierten Leistungssport die positiven Potenziale voll zu nutzen. Den beiden aber ist es in langer Zusammenarbeit gelungen: Vater Wolfgang hat Sohn Fabian zu einem Weltstar, und zu einem der erfolgreichsten deutschen Turner der Geschichte gemacht, dem nach mehreren Anläufen dann 2016 in Rio de Janeiro das goldene olympische Tüpfelchen auf einer außergewöhnlichen Karriere gelang: "Plan Gold" wurde endlich am Reck bei der vierten Olympiateilnahme von Sohnemann in Brasilien realisiert!
Klein-Fabi als jüngster Hessenmeister Mitte der Neunziger |
Der Heimatverein des Hambüchen-Clans war und ist die TSG Niedergirmes, wo das Turnen ab Mitte der achtziger Jahre einen gewaltigen Aufschwung nahm, als der Hessische Turnverband dort sein Leistungszentrum installierte und mit Wolfgang HAMBÜCHEN ein hochqualifizierter Landestrainer nach Girmes kam. Von seinem Fachwissen profitierten die TSG Übungsleiter. Außerdem nahm er die talentierten TSG-Turner unter seine Fittiche und machte aus ihnen hochkarätige Turner.
Sein intensives Training trug auch bald Früchte. Seit 1990 waren seine Turner nicht nur in Hessen Spitze, sondern zählten auch auf Bundesebene zu den Besten. Sie gehörten dem Bundesleistungskader an und bestritten für den Deutschen Turner-Bund schon eine Vielzahl von Länderkämpfen.
Mittenmang von Anfang an Sohn Fabian Hambüchen - Mitte/Ende der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts einst jüngster Hessenmeister - ab 1999 bis 2002 dann ununterbrochen Deutscher Schüler- und Jugendmeister.
Turnfest 2002 Leipzig, ... schon 2 Jahre später erster Olympiastart! |
Der erste große Erfolg war 2002 der Titel des Jugendeuropameisters am Barren. Seit 2004 insgesamt viermal bei Olympia am Start, Reck-Bronze 2008, Silber 2012 in London, da fehlte nur noch Gold bei den Spielen in Rio. Da war dann Sohn Fabian immerhin fast 29, ein harter Gang war das dann auch, bis dahin. Eben übernahm er in der historischen Bilanz die nationale Spitze mit 7 Deutschen Meistertiteln im Mehrkampf und insgesamt 35 Meistertiteln insgesamt, zu diesem Zeitpunkt Das schaffte zuvor keiner!
Auch für den Vater und Trainer Wolgang Hambüchen bedeutete dies eine Ausnahmestellung in der deutschen Trainergilde! Dass zwischen beiden auch schon mal die Fetzen flogen, ist ebenso kein Geheimnis, dass aber beide immer wieder zusammenfanden und, mehr noch, sich stets nach vorne orientieren konnten, auch nich! Eine Riesenleistung dieses Familien-Teams, zu dem auch Ehefrau Beate passte und Onkel Bruno, der die psychologische Flanke bildete.
"Pflegeleicht war dieser Wolfgang Hambüchen nie, auch nicht früher als aktiver Turner" - sagen viele seine Wegbegleiter über ihn, " ... aber das kennzeichnet ja schließlich die meisten kreativen Macher, nicht nur im Turnen!"
Der 35. Meistertitel 2014! |
Weit über ein halbes Jahrhundert lang war Wolfgang HAMBÜCHEN im Turngeschäft, nennt sich manchmal auch einen "Turnidioten", hat viele Kämpfe hinter sich, für mehr Trainingszeiten, für bessere Bedingungen, hatte auch nicht immer gewonnen, war z. T. auch mal aus Vereinen geflogen.
Oft stellte er das WIR" gegen das "System" - es sei wohl der Grundkonflikt seines Lebens.
Betrachtet man die über 20 Jahre, die Wolfgang seinen Sohn in der Turnhalle betreute, dann ist dieser wohl das, was er ist, nicht "w e g e n" des Deutschen Turner-Bundes geworden, sondern "trotz" DTB. "Ich habe nie einen Streit vermieden", sagt er über sich, "und die Ergebnisse gaben mir recht."
Nun musste vor ca. 8 Jahren, dieser damals schon 60-Jährige mit Fingerspitzengefühl und kluger Belastungsgestaltung unter den neuen Lebensbedingungen des damaligen Studenten und Sohnes Fabian im letzten Drittel seines 3. Lebensjahrzehntes noch das schier Unmögliche schaffen, und es gelang:
Die qualifizierte Beihilfe zur lang ersehnten olympische Thronbesteigung seines Sohnes Fabian 2016 im fernen Rio de Janeiro, und das gegen eine enorm starke und ebenso erfolgsorientierte internationale Konkurrenz!
War allein schon die erfolgreiche Lösung dieser Aufgabe eine große, ja sensationelle Erfolgsstory, aber eben auch nur ein Kapitel einer zuvor langen, oft harten und konsequenten Lebensleistung, auf die dieser streitbare Trainer, Pädagoge und Turnexperte Wolfgang Hambüchen zurückblicken kann!
(c) gymmedia / Eckhard W. Herholz