08. Mai 2003
Oklahoma City/USA
Gerätturnen
Gymnatics Hall of Fame nimmt zweite deutsche Turnerin auf
Mit der Aufnahme der Berliner Ärztin Dr. Karin Büttner-Janz in die 'HALL of FAME' wird am Wochenende in Oklahoma City die nach Maxi Gnauck (2000) zweite deutsche Turnerin geehrt. Die heute 51-Jährige errang zwischen 1967 und 1972 bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften 17 Medaillen, allein bei den Olympischen Spielen in Mexiko-City und München sieben.
Mit ihr werden weitere Turnlegenden in die Hall of Fame aufgenommen, wie der Boden-Spezialist der sechsziger Jahre Franco Menichelli oder der einst (1983) mit 16 Jahren jüngste Mehrkampfweltmeister, Dmitri Bilosertschew (RUS), Olympiasieger Kurt Thomas (USA) und postum der langjährige F.I.G.-Generalsekretär Max Bangerter...
Die INTERNATIONAL GYMNASTICS HALL OF FAME (IGHOF)
zelebriert die Aufnahme der neuen Mitglieder am Freitagabend in einer feierlichen Veranstaltung im Renaissance Hotel von Oklahoma City. Neben der Postum-Ehrung von Max Bangerter für dessen Lebensleistung in Diensten des Weltturnverbandes, erhält auch der derzeit amtierende Generalsekretär Norbert Bueche (SUI) als erster den 'Verdienstorden' der Hall of Fame.
'Wir sind hoch erfreut, dass diese Zeremonie als bedeutendes jährliches Ereignis einen wichtigen Stellenwert im internationalen Weltjahreskalender bekommen hat,' so Frank Bare, der Vorsitzende der Hall of Fame.
Am Samstag erleben die Teilnehmer den 'Nadia Comaneci Einladungswettkampf', u.a. mit American Cup-Siegerin Carly Patterson und Hollie Vise, Medaillengewinnerin der Goodwill Games 2001, US-Auswahlturnerin Nina Kim oder dem mexikanischen Gast Brenda Maga?a...
Die Kandidaten 2003
Als 16 Jähriger eroberte DMITRI BILOSERTSCHEW (geb. 22. 12. 1966 in Moskau) bei den Weltmeisterschaften 1983 in Budapest im Sturm die Turnwelt, wurde der damals jüngste Mehrkampfweltmeister der Geschichte und schockte die Konkurrenz mit insgesamt vier WM-Titeln.
Nach einem Autounfall 'zerlegte' er sein Bein in 41 Teile und schaffte dann ein sensationelles Comeback mit dem erneuten Mehrkampf-WM-Sieg in Rotterdam 1987 und weiteren drei Goldmedaillen.
Drei olympische Goldmedaillen wurden es auch in Seoul (u.a. mit dem Potsdamer Holger Behrendt an den Ringen). Von seinen 27 internationalen Medaillen haben 21 goldenen Glanz.
Bilosertschew wohnt und arbeitet in Beaverton, Oregon (USA) und besitzt dort eine Sportakademie.
Sieben ihrer 17 Medaillen gewann die zweifache Olympiasiegerin KARIN JANZ (geb. 17. Feb 1952 in Berlin) bei den Olympischen Spielen von Mexico-City (1968) und München (1972) und ist damit erfolgreichste Turnerin der deutschen Sportgeschichte.
Den deutlichsten sportlichen Triumph errang sie als vierfache Europameisterin 1969 in Landskrona (Schweden). Neben den Olympiasiegen an Sprung und Stufenbarren wurde sie in München hinter Ljudmilla Turischtschewa Silbermedaillengewinnerin im Mehrkampf.
Als promovierte Ärztin und Spezialistin für Wirbelsäulenerkrankungen erhielt sie für Forschungen auf dem Gebiet künstlicher Zwischewirbelscheiben den Nationalpreis der DDR und arbeitet heute als leitende Orthopädin in einem Berliner Krankenhaus.
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Franco Menichelli (Photo: Flick Flack)
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FRANCO MENICHELLI (geb. 30. Aug 1941 in Rom) war zu Zeiten schier erdrückender Dominanz der sowjetischen und japanischen Turner der beste Turner der westlichen Länder. Menichelli gewann gewann drei Medaillen bei den Weltmeisterschaften 1962 (Prag) und 1966 (Dortmund), sowie fünf olympische Medaillen in seiner Heimatstadt Rom (1960) und in Tokio (1964).
Mehrkampf-Europameister wurde 'der Mann mit den kurzen Hosen' bei den Titelkämpfen 1965, und holte dort in Antwerpen seinen dritten Bodentitel in Folge.
Tragisch endete seine Karriere bei den Olympischen Spielen in Mexico, als ihm am Boden die Achillessehne riss...
Nach Oklahoma reist Franco Menichelli aus seiner Heimatstadt Rom an.
KURT THOMAS (geb. 29. März 1956 in Hollywood, Florida) ging als erster Weltmeister für die USA in die Geschichte ein, als er 1978 in Strasbourg den Titel am Boden holte. Ein Jahr später in Fort Worth verteidigte er diesen Erfolg zwar, musste aber das Gold mit dem Berliner Roland Brückner teilen, wurde aber zudem Reckweltmeister und Vize im Mehrkampf und gewann drei weitere Medaillen.
Thomas beherrschte die damals vom Canadier Delasalle erfundenen 'fliegenden Scheren' in solcher Perfektion, dass sie seither als 'Thomasflanken' in die Turnterminologie eingingen.
Kurt Thomas leitet heute das 'Kurt Thomas Gymnastics Center in Dallas, Texas.
Seit Ende der achtziger Jahre sind bisher 35 namhafte Athleten aus 15 unterschiedlichen Ländern in diese 'Ruhmeshalle des Turnsports' aufgenommen, so unter anderem
Nadia Comaneci, Olga Korbut, Daniela Silivas, Mary Lou Retton, Nellie Kim, Larissa Latynina, Bart Conner, Nikolai Andrianow, Boris Schachlin, Ludmilla Turischtschewa, Sawao Kato, Polina Astachowa oder
Vera Caslavska.
Die erste und bislang einzige Deutsche in dieser Ehrengalerie des internationalen Turnens ist die frühere Stufenbarrenkönigin der achtziger Jahre
Maxi Gnauck, die im Jahr 2000 aufgenommen wurde. Nun folgt ihr mit
Dr. Karin Büttner-Janz somit die zweite deutsche Turnerin, die 1999 vom 'kicker sportmagazin' als deutsche
'Jahrhundertturnerin' gekürt wurde.
(Mit freundlicher Unterstützung von
International Gymnast)