31. März 2003
Potsdam
Gerätturnen
Trauer um Rolf Bauch
Die deutsche Turnfamilie trauert um einen ihrer langjährigen Akteure und Mitstreiter. Im Alter von 75 Jahren ist heute in Potsdam nach kurzer, schwerer Krankheit der ehemalige internationale Kampfrichter, Trainer und Sportfunktionär Rolf Bauch verstorben.
Als Trainerratsvorsitzender des DTV der DDR, als Cheftrainer des ASK Potsdam und vor allem als internationaler Kampfrichter - seit 1958 an, bei 8 Olympischen Spielen von Rom bis Atlanta, sowie bei 19 Einsätzen bei WM und Weltcups erwarb er sich als dienstältester FIG-Kampfricher hohe Verdienste und erhielt dafür 1998 das FIG-Ehrendiplom.
Für die Turnwelt ist der Tod Rolf Bauchs ein schmerzlicher Verlust...!
|
Rolf Bauch 2001 beim Oldy-Treffen in Cottbus
|
Ein streitbarer und konstruktiver Geist
Nichts nahm er einfach nur so hin. Er hinterfragte immer, war streitbar nicht um des Streites willen, sondern dikutierte des Fortschritts wegen. Das war nicht immer leicht in seinem Leben, vor allem nicht in den Zeiten der "vorgehaltenen Hände", als Demokratie ein schönes Wort, der Alltag aber ein kompliziertes Gebilde war.
Trotzdem versstand es dieser kleine, wendige und quirlige Mann allen Widrigkeiten zum Trotz erstaunliche Lebenslinien zu zeichnen:
Wesentlichen Anteil hatte Rolf Bauch am Entstehen eines der leistungsstärksten Turnzentren der Welt. Die Männerturnabteilung des ASK "Vorwärts" Potsdam war Ende der achtziger Jahre neben Berlin der erfolgreichste Turnklubs weltweit und gipfelte im Olympiasieg Holger Behrendts und dem WM-Titel von Jörg Behrend.
Geboren wurde Rolf Bauch am 23.10. 1927 in Neukirch an der Pleiße. Von Kindheit an war er sportlich aktiv und mit dem Turnen verbunden. Er war Mitglied der Landesjugendauswahl Sachsens und betreute später 1951 die Sachsenauswahl in Berlin bei den Weltfestspielen der Jugend und Studenten.
Neben dem Turnen nahm er auch an Wintersportwettbewerben teil und errang bei den Studentenmeisterschaften in Oberwiesenthal die Bronzemedaille im Abfahrtslauf.
Bei den Studentenmeisterschaften im Turnen in Jena 1948 in Halle 1951 erkämfte er sich jeweils den zweiten Platz.
Bald danach wechselte er vom Aktiven zum Turntrainer und hatte wesentlichen Anteil an den Erfolgen der einstigen Turnhochburg Potsdam: Mehr als 20 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften konnten seine Schützlinge erringen.
Eine wesentliche Seite seines beruflichen Lebens für den Sport war sein Engagement und die Qualität seiner Arbeit als nationaler und internationaler Kampfrichter. Seit 1958 wurde er in 11 Einsatzzyklen, bei 19 Einsätzen zu WM, EM und Weltcups sowie bei 8 Olympischen Spielen von Rom 1960 bis Atlanta 1996 zum dienstältesten Kampfrichter und erhielt dafür vom Weltverband FIG im Jahre 1998 das Kampfrichter-Ehren-Diplom.
Bis Ende der 60er Jahre war Rolf Bauch Trainerratsvorsitzender des DTV der DDR, danach fast 20 Jahre lang Kampfrichter-Obmann und beteiligte sich ab 1990 mit Neubeginn aktiv am Aufbau des Märkischen TurnerBundes als dessen Vize-Präsiden Leistungssport (1990-1998) und in den Kommissionen des DTB.
Der Deutsche Turner-Bund verlieh Rolf Bauch 1994 den Ehrenbrief des DTB.
|
... eine schmerzliche Lücke für den deutschen Turnsport!
|
Bis zuletzt war Rolf Bauch beteiligt an der Entstehung neuer Denkrichtungen struktureller und grundsätzlicher Art, beteiligte sich an vorwärtsweisenden Diskussionen um die Entwicklung seiner geliebten Sportart Turnen. Seine unübertroffene, oft witzige Art messerscharfer Argumentation werden alle, die ihn kannten und schätzten, sehr vermissen.
Am 31. März 2003 erwachte Rolf Bauch nicht mehr aus einem 5 Wochen dauernden künstlichen Koma, in das ihn die Ärzte nach einer schweren, doppelseitigen Lungenentzündung versetzen mussten, nachdem er bei einem Wintersportaufenthalt erkrankt war...
Dieser kleine, quirlige und agile Mensch Rolf Bauch hinterlässt nicht nur im deutschen Turnsport eine schmerzliche Lücke, die nur schwer zu schließen sein wird.
Eckhard Herholz
Die
Trauerfeier und Urnenbeisetzung findet am Montag, den 28.April 2003 statt.