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Nach
unendlichen Schreibübungen des eigenen Namenszuges
in einem Großmarkt in Elsterwerda, dem eine Schlammfahrt mit
Kindern und Junggebliebenen per Drahtesel vorausging, kämpft er
sich tapfer lächelnd zum Ausgang
vor. Ein altes Mütterchen, leicht vorgebeugt auf ihrem Stock
war schon fast vorbei. Plötzlich ein Ruck, zwei schnelle
Schritte zurück, die man ihr kaum zugetraut hat, schaut sie
ungläubig nach oben und flüstert: Täve - mein Junge
und ihre zittrige Hand
streichelt zärtlich seine Wange. Selbst bewegt, schließt
er die alte Frau in die Arme.
Morgens,
drei/viertel Acht, mit hurtigem Schritt durch die
Berliner Stadt-mitte, Richtung Büro in der Jägerstraße.
Locker und launig plaudert er vor sich her, denn der, dem
eigentlich die Unterhaltung gelten soll, hat zu tun das Tempo zu
halten und muffelt nur gelegentlich ein höfliches, aber leicht
gequältes " Hm, Hm". Vorbei an eine der zahlreichen
Baustellen wird ihm jedoch Hilfe von oben zuteil, denn aus dem
Gerüst ertönt es:
"Hallo, juten Morjen Täve!" |

Gustav-Adolf
Schur
Friedensfahrtsieger
Ex-Welmeister
Mitglied des Bundestages
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Täve bleibt stehen: "Hey Kumpels ,
ruft er retour," passt auf , dass euch der Balken
nicht auf die Birne fällt", noch ein freundliches Winken und schon
geht die Hatz weiter. - Nur gut, dass es in Mitte so viele Baustellen
gibt, denn es warten noch die vier Treppen im PDS - Domizil und da zeigt
er dem
Turner genüsslich, wie wertvoll
eine gute Grundlagenausdauer sein kann.
Freitag abends
nach 21 Uhr, Täves Rede zum Doping vor dem
"Hohen
Haus", wie er immer sagt, war gut, gleich auf Video
festgehalten und
noch einmal abgespult. Fröhlich
pfeifend spaziere ich langsam durch den
Nieselregen die Friedrichstraße entlang, -noch ein schnelles Bierchen,
- auf
Dein Wohl mein Meester -. Da bimmelt das Handy und fast körperlich nah
höre ich seine Stimme aus dem ratterndem ICE: "Mensch du, det war
Spitze
heute, kannst Dir ein Bier auf meine Kosten genehmigen, aber nur eins,
ha - ha, sonnst wirste mir zu fett, - mach's gut Kämpfer und
Danke".
Die AG Sitzung
ist fast zu Ende, als Täve sich unter
"Verschiedenes" noch einmal einschaltet: "Wisst Ihr, es
tut gut in diesen verflixten Zeiten, wenn man merkt, dass es immer
wieder Hilfe und Unterstützung gibt ohne viel Aufhebens davon zu
machen. Nicht so gut finde ich es, wenn derjenige, dem die Hilfe zuteil
wurde, so tut, als wäre das alles selbstverständlich. Deshalb
Roland, komm mal her mein Lieber, für Dich einen kühlen Schluck Sekt
und unsere Handstandkarte, die kannste 'rum wie num' drehen und dem
ganzen kulturvollen Büro von Heiner Fink ein herzliches Dankeschön,
denn durch Eure Spitzenvorbereitung konnten wir auf eigentlich
artfremden Gebiet glänzen".
Jetzt wird er 70!
Unsere Nummer eins. Es gab viele, die noch erfolgreicher waren als
er, wie der Wehling, die Witt oder Roland Matthes, andere brillieren mit
ihrer Intelligenz und Rhetorik, können ganze Völkerstämme in Grund
und Boden diskutieren. Er steht nach wie vor auf der Popularitätsleiter
ganz weit oben.
Er, der einfache Mensch von nebenan,
der so viel geleistet hat, mit all seinen Ecken und Kanten, den weder
Ruhm, noch Geld, noch Macht verbiegen konnten, der oftmals unbarmherzig
hart gegenüber sich selbst, aber stets mit-fühlend und solidarisch dem
Schwächeren gegenüber, ein Anwalt für den kleinen Mann auf der Straße
bleibt.
Eben - "Typisch
Täve"
(Diese Laudatio schrieb Klaus
Köste, Turn-Olympiasieger 1972, München, Pferdsprung. zweifacher
Reck-Europameister '71 und 73 sowie 34facher DDR-Meister,
derzeit persönlicher Referent des MdB Gustav-Adolf Schur im PDS-Büro,
Berlin) |