serviceof.jpg (9772 Byte) Deutsches Olympiateam vom Pech verfolgt
- Olympiaaussichten der "Turnnation Deutschland" -
. gymmedia (06-09-2000):  Er war noch auf der Rückfahrt mit seinem Transporter - irgendwo in Österreich - kam gerade aus seiner alten Heimatstadt Resita in Rumänien von einer Hilfsgüteraktion zurück - als der 32jährige Familienvater Marius Toba von der Überraschung erfuhr, dass er nun  d o c h  in Sydney starten solle:
Der eben erst nach der Verletzung des Chemnitzers Sven Kwiatkowski am Wochenende fürs deutsche Team nominierte Daniel Farago wurde von Verbandsarzt Dr. Lohrer am Montagabend in Frankfurt für wettkampfuntauglich erklärt, Diagnose: Luxation der Bizepssehne. Schmerzen in der rechten Schulter hatten ihre Ursache in einer unglücklichen, schrägen Landung im Stütz nach einer Stützkehre während seiner Barrenübung beim letzten Olympiatest in Nellingen. Daniel schien zwar gut erwärmt, so dass er dem "kleinen Zwischenfall" zunächst keine grosse Beachtung schenkte und absolvierte auch problemlos noch das Reck, aber über Nacht kamen dann allerdings die Schmerzen und dann auch das Aus für ihn.

Somit erlebt der Hannoveraner Marius Toba (- siehe www.tkh-turnen.de) nach seinem Olympiadebüt 1988 - damals als Jüngster im rumänischen Team in Seoul - nach seinem letzten Auftritt in Atlanta 1996 für Deutschland, nun seine dritten Olympischen Spiele, nachdem er sich bereits wieder im Mai ins Bremer EM-Team gekämpft hatte.

"Wir setzen auf den Jetzt-erst-recht-Effekt.
Bis zum ersten Wettkampf in Sydney darf nun aber wirklich nichts mehr passieren", so versuchte sich nun DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam zwar in Optimismus, realistische Prognosen allerdings sehen das deutsche Mannerteam des Olympiajahrgangs 2000, das mit dem fast 33jährigen Toba wohl nun doch den höchsten Altersdurchschnitt in Sydney haben dürfte, nicht mal in der Nähe des Finals der besten 6 Mannschaften:
Das vom früheren Bart Connor-Trainer Paul Ziert (USA) herausgegebene Fachjournal "INTERNATIONAL GYMNAST" z.B. prognostiziert   gar den Kampf der deutschen Turner maximal um die letzten Ränge 10 bis 12, mit Spanien - ohne Reck-Weltmeister Carballo, aber mit dem EM-Zehnten Victor Cano - und Bulgarien, u.a. mit dem bärenstarken WM-Dritten Jordan Jowtschew....
Und tatsächlich kämen einstellige Plätze nahezu einem Wunder gleich, müsste man dann nämlich solche Mannschaften wie Vize-Europameister Rumänien - mit dem EM-Dritten Marian Dragulescu - oder Frankreich (4. der EM) schlagen oder den WM-Sechsten USA hinter sich lassen!
Um gar in den Bereich der besten 6 Mannschaften im ersten Teamwettkampf am 16. September zu kommen, wären dann schon solche Turnbastionen zu kippen, wie die Ukraine - mit Europameister Alexander Beresch oder  Weissrussland mit Iwan Iwankow oder Korea oder Japan! Diese letztgenannten vier  Mannschaften allerdings sind schon allesamt Bewerber um die Bronzemedaille.... Denn niemand zweifelt wohl am Gigantenduell China - Russland an der Spitze der Weltturnnationen...!

Bei den deutschen Turner regiert der Krisenstab
Und so meldet sich denn auch Bundestrainer Rainer Hanschke bei Anfrage als "Krisenmanager Nr.1". Ihm bleibt nun tatsächlich kaum noch eine personelle Alternative. Denn wer glaubt schon daran, dass selbst bei bestem Heilungsverlauf seiner Fersenstauchung ein erst am 13. September mit einem geschenkten Gienger-Ticket nachgereister "Tourist" Sven Kwiatkovski zu einer Verbesserung der Teamhoffnungen beitragen könnte...?
Und sonst? Der im Olympiakader auf Rang 10 rangierende Hallenser Oliver Walther wäre dann die allerletzte personelle Alternative, ist aber eben zum dritten Mal Vater geworden, hat demzufolge momentan ganz andere Dinge als Olympia im Kopf....
Ohne den vielzitierten "Teufel an die Wand" malen zu wollen:
Auch in diesem deutschen Olympiasechser 2000 stecken einige gefährliche, potentielle Risikofaktoren:
Da ist doch der Deutsche Mehrkampfmeister Sergej Pfeifer nach problematischer Rückenverletzung so gerade wieder wettkampffähig geworden...
... da plagt sich Bodenexperte Peter Nikiferow noch immer mit seinem Fuss herum und war auch beim  letzten Olympiatest nicht an allen 6 Geräten einsetzbar...
... da griff sich selbst im Olympiacamp Kienbaum im August Reckstratege Dmitri Nonin noch an seine rechte Schulter ....
Nur Andreas Wecker realisiert seit der verletzungsbedingt (Daumen) ausgelassenen Europameisterschaft einen kontinuierlichen Formanstieg. Ihm sei der deutsche Individualrekord vom Herzen zu gönnen: Erster deutscher Turner mit vier Olympiateilnahmen, aber das allein reicht nicht fürs olympische Nationenprotokoll.....!

Nicht zu beneiden ist da Bundestrainer Rainer Hanschke bei seinem zweiten Olympiaeinsatz, gewann er doch vor gut einem Vierteljahrhundert in einer deutschen Olympiariege (DDR) als Aktiver noch eine Bronzemedaille 1976 in Montreal....
Von solchem Glanz scheint nun der deutsche Männer-Kunstturnsport 2000 fast ebenso weit entfernt, wie die für Olympia bereits nicht mehr nominierten deutschen Turnerinnen.....!

(Eckhard Herholz)
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..... gelesen bei: web_dekl.gif (1186 Byte) web.de

Kunstturnen:

"INTERNATIONALER OLYMPIA-TEST"
Ostfildern-Nellingen, Samstag, 02-09-2000

. Turner fahren ohne drei Meister nach Sydney

Schlimmer geht's nimmer: Nach den beiden Olympiasiegern Waleri Belenki und Sergej Charkow hat sich nun auch noch der deutsche Meister Sven Kwiatkowski (Chemnitz) verletzt.

Bei Cheftrainer Rainer Hanschke wachsen wenige Stunden vor dem Abflug am Mittwoch via Singapur nach Sydney die Sorgen, zumal er mit dem deutschen Mehrkampf-Meister Sergej Pfeifer (Hannover) und Kwiatkowski-Ersatz Daniel Farago (Berlin) zwei weitere nationale Titelträger als Teilnehmer der Olympischen Spiele dabei hat, die auch nicht sorgen- und schmerzensfrei sind.

«Unser Ziel bleibt trotzdem das Erreichen des Mannschaftsfinals, das heißt unter den ersten sechs Riegen», bekräftigte Hanschke am Sonntag, dem Tag nach der (Vor-)Entscheidungen im schwäbischen Nellingen, als er zunächst Kwiatkowski wegen einer Sprunggelenkverletzung aus- und Farago für Sydney einladen musste. «Dies war die bitterste Entscheidung, die ich in meiner Trainer- Laufbahn treffen musste, aber aus sportlichen Gesichtspunkten blieb uns keine andere Wahl», begründete der Cheftrainer die Umbesetzung pro Farago. Trotz Physiotherapie und Bestrahlungen war es Mannschaftsarzt Hans-Peter Boschert nicht gelungen, Kwiatkowski zum Testwettkampf in Nellingen fit zu bekommen: «Das kann in drei Tagen wieder weg sein, aber auch drei Wochen dauern.»

Dennoch braucht Kwiatkowski den Sydney-Flug nicht abzuschreiben. Er bekommt das Ticket von Bundeskunstturnwart Eberhard Gienger (Tübingen), der nach seinem Fallschirm-Absturz Ende Mai zeitweise in der Reha-Klinik in Freiburg weilt und wegen neuer Infektionen im geschienten Bein auf den Flug verzichten muss. Kwiatkowski wird am 13. September nach Sydney jetten. Ob vor ihm noch Marius Toba nach «down under» fliegt, wird Hanschke in den nächsten Tagen entscheiden. Denn sollten sich die Probleme bei Pfeifer (Rücken) und Farago (Schulter) nicht vollends beheben lassen, soll der frühere Vize- Europameister Marius Toba an den Ringen reaktiviert werden. Seit Sonntag ist der Hannoveraner wieder im Training.
Bester deutscher Sechskämpfer war am Samstag Reck-Olympiasieger Andreas Wecker (Berlin), der trotz der 8,90 beim Sprung aufsteigende Tendenz erkennen ließ und es auf 56,40 Punkte brachte. Damit rangierte er deutlich vor seinem Vereinskollegen Dimitri Nonin mit 55,75, der mit 9,40 am Reck schwächelte. «Die Turner bringen nach der harten Belastungsphase erst 80 Prozent, aber das ist normal», zog Hanschke trotz aller Widrigkeiten Bilanz. Wecker glänzte mit 9,65 an den Ringen und am Reck, Vereinskollege Peter Nikiferow schaffte die deutsche Höchstnote mit 9,70 beim Sprung.

Hanschkes Fazit: «In diesem Jahr läuft uns das Pech hinterher, aber wir werden trotzdem den Kopf nicht in den Sand stecken.» 1996 in Atlanta war die Riege mit Wecker und Nikiferow Siebte geworden. Diesmal will der Cheftrainer, dessen auslaufender Vierjahresvertrag verlängert werden soll, mehr - auch ohne drei deutsche Meister.

. Verletzte Turner nur Zuschauer

web.de  :  Sie lassen sich nicht unterkriegen, die alten Recken und Olympiasieger Waleri Belenki
(Stuttgart) und Sergej Charkow (Dillingen). Wegen schwerer Verletzungen nicht zum jeweils dritten Mal bei
Olympischen Spielen dabei, geben sich beide Olympiasieger optimistisch, was ihre sportliche Zukunft angeht.

Nicht «Do swidanija» (Auf Wiedersehen), sondern «ja wernus»: Ich komme wieder. Am Samstag stellten sich die Turn-Veteranen nach langer Pause wieder bei der Nationalriege vor, die in Nellingen gegen eine Mixed- Riege (Ungarn/Schweiz) ihren letzten Sydney-Test bestreitet.

Zwar nicht als aktive Turner, sondern nur als Zuschauer, Daumendrücker und Muntermacher für die
Nationalriege, die am 6. September nach Sydney fliegt. «Ich bin sehr traurig, nicht dabei zu sein», verriet
Waleri Belenki, der seit 1989 für die UdSSR, GUS, den Weltverband FIG und seit dem 1. Februar 1994 für
Deutschland turnt. 19 Medaillen (10-2-7) hat er erkämpft bei zwei Olympischen Spielen (1992 und 1996), bei
zehn Welt- und drei Europameisterschaften. Schulter- und Handgelenkprobleme sowie eine Fußoperation
haben den Wahl-Schwaben zwar zurückgeworfen, aber eben nicht umgehauen.

Der 97er Seitpferd-Weltmeister schuftete weiter, ist trotz der olympischen Abstinenz täglich in der Halle und
seit einigen Tagen auch schmerzfrei. Die Bundesliga lockt den Stuttgarter, «weil ich bald alle Elemente ohne Probleme turnen kann». Nebenbei möchte sich der Trainer für Nachwuchsförderung beim Schwäbischen Turnerbund stärker einbinden lassen, «damit ich für morgen planen kann».

So konkret kann Charkow nicht planen, der sich bei den deutschen Meisterschaften im Mai mit einem
Achillessehnenriss von der Nationalriege und Sydney verabschiedete. Damals schrieb der gebürtige Moskauer - seit 1994 in Deutschland und seit 23. Juli 1997 Deutscher - die Zahl 2004 für die Spiele in Athen auf den Gipsverband, um seine Durchhalteparole zu dokumentieren.

«Ich bin noch bis Ende September krankgeschrieben, aber mit einer Spezialschiene kann ich mit Ausnahme des Pferdsprungs und Boden schon fast alles wieder trainieren. Sein nächstes Wettkampfdatum nennt der dreifache Olympiasieger (1988 UdSSR-Mannschaft/Boden, 1996 Russland- Mannschaft), der schon bei der Olympia-Qualifikation 1999 wegen eines Bauchmuskelfaserrisses ausfiel, mit der Bundesliga am 2. Dezember: «Dann will ich auch wieder springen können und anschließend die neuen Übungen für 2004 trainieren.»

Belenki wie Charkow trauen der deutschen Mannschaft in Sydney nur bei einem Riesenwunder zu, das Finale der besten sechs Riegen zu erreichen: «Aber nach dem achten Platz bei der WM wird das sehr schwer.» Am Samstag tratt die Olympia-Riege mit Reck-Olympiasieger Andreas Wecker, Dimitri Nonin, Peter Nikiferow (alle Berlin), Sergej Pfeifer (Hannover), Rene Taschernitzschek (Halle/Saale) und statt dem fersenverletzten Sven Kwiatkowski (Chemnitz)  mit Daniel Farago (SC Berlin) an.

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-ehe-
update: 06-09-2000