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PATRAS, 2002:  
GOLD FÜR RUSSLAND:  Titel erfolgreich verteidigt, aber...

Zunächst sah es überhaupt nicht nach einer erfolgreichen Titelverteidigung aus:

Die Russen verturnten zwei ihrer drei Übungen am Startgerät Boden völlig und lagen zu ihrer eigenen Überraschung auf Rang 9!
Dann aber wurden sie ihrer Favoritenrolle doch gerecht, übernahmen mit dem Sprungdurchgang die Führung
 und gaben sie bis zum Ende nicht mehr ab, auch wenn sie am letzten Gerät Reck noch kleine Konzentrationsmängel zeigten, reichte der Vorsprung sicher aus. Leonid Arkajew in der Pressekonferenz: "Meine Jungen waren hier übernervös, haben sich dann aber hervorragend gesteigert! Dieser Wettkampf hat gezeigt, dass das europäische Männerturnen einen sehr hohen Standart hat!"

   
  ...die Sensation: Silber für die Schweiz!
Einen wahrhaften Höhenflug vollführten die Schweizer Riege. Ihr bester Turner Niki Boeschenstein sagte danach: "Wir haben von Anfang an keine Fehler gemacht und es war ein traumhaftes Gefühl, als wir merkten, dass der Start gut war. Das Schweizer Team turnte von allen Mannschaften das stabilste Programm, was bei dem EM-Modus 3/3 (ohne Streichwert) von wahrhaft "silberner" Bedeutung war. Der Schweizer Trainer Bernhard Fluck sagte: " Überwältigend! Erstmals als verantwortlicher Juniorentrainer dabei zu sein, un dann gleich Silber... aber ich muss sagen, der Teamgeist meiner Mannschaft hat zu diesem Erfolg geführt"!
Dieses Abschneiden hatten die Schweizer Jungen übrigens bereits mit ihrem Sieg beim traditionellen Vierländerkampf in Schottland wenige Wochen vor dieser JEM gegen Frankreich, Deutschland und Großbritannien angedeutet.)

 ... noch (fast) noch besser als vor zwei Jahren: Wieder Bronze für Deutschland!

  Auch Deutschlands Junioren-Riege starte am Pauschenpferd fehlerlos, der Berlner René Piephardt als Bester sicherte sich mit einer 9,3 gleich die Finalteilnahme an diesem Gerät.

An den Ringen wurde generell am härtesten gewertet. Robert Weber begann da zunächst mit schwachen 7,837 Punkten, danach folgten stabilere Übungen von Piephardt und Fabian Hambüchen, allerdings fanden sich die Deutschen erst einmal auf Rang 7 wieder...!

Jetzt wussten die Jungen: Sie mussten powern! Das gelang auch René Piephardt am Sprung sehr gut, auch wenn sein Tsukahara gestreckt mit ganzer Drehung nur einen Ausgangswert von 9,3 hatte. Mathias Fahrig steuerte dann mit dem gleichen Sprung die gar erste Neunerwertung bei (9,087). Dann aber kam Fabian Hambüchen irgendwie beim Absprung schief vom Brett ab, erwischte den Stütz nicht richtig - und statt des geplanten Rondatsprungs mit Doppeldrehung (AW 9,7) schaffte er nur eine Schraube, der Ausgangswert diese Sprunges betrug nur 8,7, somit gingen empfindliche 7,775 ins Mannschaftsprotokoll ein... Platz fünf und von einer Medaille noch ziemlich entfernt Dass sich die Jungen hier nicht hängen ließen, war bemerkenswert.

Anmerkung: Glück gehabt!!
Irgendwie drohte den deutschen Junioren am Sprunggerät gar der fatale Absturz auf Rang 13, denn beim  Sprung von Hambüchen hatte man nur den Stütz einer Hand auf dem Gerät gesehen. Einarmiger Stütz aber ist lt. Reglement verboten und müsste mit 0 Punkten bewertet werden. Da man sich aber im Kampfgericht darüber nicht so recht einig war, der Wettkampf inzwischen weiterlief, die Siegerehrung schon stattgefunden hatte..... war da letztendlich nichts mehr zu kippen... Glück gehabt!!!!

Na endlich: Barren wurde das Supergerät der Deutschen, obwohl es für alle das schwierigste Gerät ist. Hier holten sie das beste Geräteresultat heraus.
René Piephardt brachte mit seiner Übung als Starturner die nötige Ruhe ins Team: 8,937 (AW 9,3).
Fabian Hambüchen steigerte auf 9,087 (AW 9,4) und der Titelverteidiger Waldemar Eichorn setzte mit seinem Vortrag (AW 9,7) noch eins drauf: 9,275. Das bedeutete zu diesem Zeitpunkt bereits Rang vier und Bronze in Sicht...!

<< Am Reck erwies sich René Piephardt als glänzender Startturner: 9,075 (AW 9,5) und sicherte sich auch hier die Finalteilnahme.
Waldi Eichorn bekam 8,95 (AW 9,3), aber dann erwischte es Fabian Hambüchen bei seinem gestreckten Jägersalto mit Drehung - er verfehlte die Stange um eine Winzigkeit - Flugteil weg -0,2; Bonifikation weg - 0,2 und statt eines Ausgangswertes von geplanten 9,6 wurden maximal nur 9,2 anerkannt, dann noch der Sturz und am Ende 8,325 Punkte. 

Aber andere Mannschaften kamen eben auch nicht ungeschoren über die Geräte und somit bedeutete dies Reckresultat doch den dritten Platz - vor dem letzten Gerät Boden.

<< René Piephardt - als bester Deutscher auf Rang zwei der Einzelwertung und nicht ohne Hoffnungen auf eine Mehrkampfmedaille am Samstag, und e steht auch im Reckfinale am Sonntag!

Jetzt galt es am Boden einen ca. halben Punkt Vorsprung abzusichern!
 Wieder begann René Piephardt mit einer sicheren Übung (AW 9,3): 8,737.
Mathias Fahrig, gut und sicher (AW 9,6): 8,875 Punkte, Steigerung.
Fabian Hambüchen turnte seine erste Reihe ein wenig erleichtert (AW 9,5 statt 9,8), sicherte damit die viel bejubelte Bronzemedaille ab und schaffte mit 9,115 Punkten gar noch den Sprung ins Bodenfinale, und erreichte als 12. auch das Mehrkampffinale.

Bronze und 7 Finalplatzierungen - deutsche Juniorenleistungen, die doch wieder ein wenig auf die Zukunft des Männerturnens hierzulande hoffen lassen!

René Piephardt: "Es hat leider nicht alles geklappt, aber wir haben extrem gekämpft und am Ende hat es mit Bronze doch noch geklappt."
Auf eine Zwischenfrage bei der Pressekonferenz, ob die Deutschen ohne Fehler denn Gold holen wollten, antwortete Piephardt sehr geschickt: "Gold...? In erster Linie wollten wir hier unsere eigene Leistungsvermögen bestätigen ...das war die Hauptsache!"
Deutschlands Auswahltrainer Andreas Hirsch betonte die kämpferische Leistung seiner Truppe  und betonte, dass sehr junge Alter seiner Athleten, denn sowohl Waldemar Eichorn als auch Fabian Hambüchen können auch in zwei Jahren noch einmal im Juniorenbereich starten.

Bericht: Eckhard Herholz 
nach Informationen von Jens Milbradt
Fotos: Massimo Cogliati (ITA)

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