27. Februar 2021  
Stuttgart, GER  
Gerätturnen

Nicht nur DTB-Athletensprecherin Kim BUI trat auf

"Na, endlich, sie spricht!" - möchte man ausrufen, nachdem die mit 32 Jahren erfahrendste deutsche Turnerin Kim BUI lange nicht zu hören war, und in der Sportausschusssitzung diese Woche zunächst mit der Aussage verwunderte, erst durch die SPEGEL-Veröffentlichungen über die "Vorkommnisse" in Chemnitz erfahren zu haben. Weil es nach ihrer Ansicht eh' nur "die Spitze des Eisberges" sei, bezog sie dennoch klar Stellung. Wer selbst fast drei Jahrzehnte lang alle Phasen dieses so außergewöhnlichen Weges einer ambitionierten Kunstturnerin mit Leidenschaft gegangen ist, der muss wohl den größten Einblick auch in die Schwächen und Problemfelder des Systems haben, der hat 'was zu sagen und dem sollte man auch intensiver zuhören, denn ihre Worte sind erstrangig an die Verantwortlichen des deutschen Sports, an die Verbandsfunktionäre gerichtet.

79. Deutsche Mehrkampfmeisterschaften, Berlin, 2019
1. Sarah VOSS (Köln; Mitte); 2. Kim BUI (Suttgart; links); 3. Sophie SCHEDER (Chemnitz).


.

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
* In einem heutigen SPIEGEL-Bericht*
beschreibt Kim BUI dazu u. a. generelle Probleme, wie Kommunikationsschwächen im Innenverhältniss zwischen Trainer und Turnerinnen, insbesondere im Verlaufe eines doch sehr langen Entwicklungsweges in dieser hochanspruchsvollen Sportart:
"Als Kind merkt man nicht, in welcher Abhängigkeit man sich befindet" (SPIEGEL, 27. 02. 2021)

* Man hätte sich gewünscht, dass sich die SPIEGEL-Autorin im Sinne einer ausgewogenen Berichterstattung zu dieser Problematik, auch einmal der Chemnitzer Weltklasse-Athletin Sophie SCHEDER ausführlich gewidmet hätte. Dafür tun wir es ...!
- die Redaktion


Dringend nachdenklicher sollten Hölzl und alle DTB-Verantwortlichen sein, wieso eine ebenso profilierte Persönlichkeit wie Kim BUI, nämlich die Olympiadritte von Rio, Sophie SCHEDER, nach 13 Jahren intensiver Trainingsbetreuung von Frau Frehse in Chemnitz zur Weltspitze entwickelt wurde, ohne die vorgebrachten Anschuldigungen in ihrer Art, Wucht und Substanz nachvollziehen zu können - übrigens im Einklang mit allen Chemnitzer Kaderturnerinnen und deren Eltern!
"Wir fordern Sie auf – nein, wir bitten Sie eindringlichst – ermöglichen Sie uns wieder ein Stück Normalität und vor allem eine seriöse und faire Vorbereitung auf kommende sportliche Ereignisse. Lassen Sie unsere Trainerin Frau Gabriele Frehse umgehend wieder ihrer Leidenschaft nachgehen und beenden die vorübergehende Freistellung. Wir betonen erneut, dass wir zu allen handelnden Personen vor Ort größtmögliches Vertrauen haben und wünschen uns nichts sehnlicher, als gehört und respektiert zu werden." - schrieben Sophie SCHEDER und sieben ihrer Vereinskameradinnen in einem offenen Brief, inmitten der unmittelbaren Olympiavorbereitung, inmitten eines täglichen psychischen Dilemmas in der Chemnitzer Frauenturnhalle ...!
.
Es wird Zeit, dass diese individualisierte und von den eigentlichen Strukturproblemen des deutschen Nachwuchs- und Spitzensports ablenkende Verleumdungskampagne deutlich umschlägt und sich der Deutsche Turner-Bund den dringlich nötigen und grundsätzlichen Veränderungen zuwendet, damit das Attribut "Spitzensport-Verband" nicht zur Farce wird!
(C) gymmedia / E. Herholz