12. Februar 2023  
Markkleeberg, GER  
Gerätturnen

Ein Verein feiert 180 Jahre Lebensleistungen

Zwei besondere sportliche Höhepunkte in Leipzig und engerer Umgebung, die unterschiedlicher nicht sein können, lockten unterschiedlich viele Gäste an diesem Wochende an: Zum einen erlebten über 47.000 Fußballfans eine wohl bittere 1:2-Niederlage der Gastgeber durch die Unioner aus Berlin.
Zum anderen gab es parallel dazu ein wesentlich stilleres, aber historisch um so bedeutsameres Ereignis im benachbarten Markkleeberg:
Der TV Markkleeberg von 1871 beging die außergewöhnlichen 180 Lebensjahre zweier Vereinsmitglieder und führte sie feierlich und symbolisch zusammen:
den 100. Geburtstag des ehemaligen Hochschullehrers Turnpädagogen und Turners Dr. Paul REITER, und
den 80. des 10-maligen Deutschen Meisters und internationalen Medaillengewinners bei Olympia, WM und EM, Dr. Matthias BREHME:

(c) gymmedia / K. Wangemann

Wir, als die sehr beeindruckten Gäste dieser an Herz und Seele gehenden "180-Jahre-Lebensleistungsfeier" des TV Markkleeberg von 1871 kamen nicht erst jetzt zu dem Schluss, dass Spitzensport ohne die engsten Verbindungen zu Breite und Nachwuchs - von der ersten Turnstunde an bis ins hohe Alter des Seniorensports - nur wenig sinnvoll ist, auch bei aller Berücksichtigung der unterschiedlichen Aufgabenstellung!
Denn gerade hier liegen noch große Reserven deutsch/deutscher Erinnerungskultur - doch dieser Markkleeberger Turnverein - selbst schon in seinem 152. Bestandsjahr -  nutzt sie schon beispielhaft!
.

Und so wurde mit großem "Hallo" durch die Vereinsvorsitzende Ute-Barbara SCHULDT deren Idee und Absicht bekannt gegeben, dem Markkleeberger Stadtrat die Umbenennung des relativ tristen Namens "Turnhalle Markkleeberg-West 2" in "Turnzentrum Dr. Matthias BREHME" vorzuschlagen.
Wenn auch der begrüßende Jubel bei Bekanntgabe dieser Ankündigung in der eher feierlich-idyllischen Atmosphäre nicht annähernd die Phonstärke einer RB-Arena in ca. 10 km-Entfernung erreichte, so ist er doch deswegen nicht weniger bemerkenswert, denn einen "Camillo Ugi-Sportpark" hat Markkleeberg schon, benannt nach einem Deutschen Fußballmeister (1906) und Rekordnationalspieler des VfB Leipzig, der sogar Olympiateilnehmer 1912 in Stockholm war.
"... und was für die Pflege der Fußballtradition gut und richtig ist, kann für die 'deutscheste' aller Sportarten nicht falsch sein", so Vereinsvorsitzende Ute Schuldt selbstbewusst, "gerade weil Leipzig  d i e Turn- und Sportfeststadt Deutschlands ist und Leipziger DHfK-Athleten als Turner, wie jetzt 'unser' Matthias Brehme, mit ihren Leistungen einst Weltruhm genossen!"

Und so, wie es die deutsche Fußballszene tut, die ihre Helden der 50'er Jahre, wie Eckel, Rahn, Walter, Seeler, Trainer Herberger oder später die Beckenbauer, Matthäus, Völler, Klose und andere herausragende Athleten, förmlich auf Händen trugen und tragen - wirkungsvoll unterstützt mit den sich in ihren spezifischen Möglichkeiten nahezu überbietenden Medien,
so hat auch das deutsche Gerätturnen im nach Fußball zweitgrößten nationalen Millionen-Sportverband (- dem größten Turnverband der Welt!) nicht nur das moralische Recht, sondern die Pflicht, herausragende sportliche und Lebensleistungen seiner einst national und international gefeierten Spitzensportler nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und adäquat zu würdigen.
Das tat mit dieser oben beschriebenen Feier ein selbst schon 152 Jahre existierender regionaler, aber sehr modern strukturierter Rand-Leipziger Verein, der TV Markkleeberg von 1871, auf vorbldliche Weise, was dem legendären Ruf der "Turn- und Sportfeststadt Leipzig" insgesamt zur Ehre gereicht!
Und tatsächlich waren nämlich Vertreter der deutschen Kernsportart Gerätturnen mit ihren unzähligen nationalen und internationalen Meriten auch gekommen, nicht nur um die beiden Geburtstags-Jubilare zu feiern:

* von links: Dr. Matthias Brehme , Erwin Koppe und Fritz Böhm mit seiner Gattin
(c) gymmedia / K. Wangemann

Da sah man mit Fritz BÖHM aus dem thüringischen Lauscha, einen aus der allerersten deutschen DDR-WM-Riege (Moskau, 1958).
Auch die DHfK-Legende Erwin KOPPE war aus Jena angereist, der dreimalige Deutscher Mehrkampfmeister der Sechziger, der mit Brehme und Siegfried Fülle an zwei Bronzemedaillen im Team bei Olympia und WM beteiligt war.
Auch Siegfried "Siggi" FÜLLE selbst langjähriger Turntrainer erst in Leipzig, dann in Bayern, war aus München gekommen, der als erster DDR-Turner ein WM-Finale erreichte (Prag, 1962: 6. Sprung), bei drei Olympischen Spielen zweimal Bronze und 1x Bronze bei Weltmeisterschaften gewann, und der als DHfK-Klubkamerad und Freund, später dann als dessen Trainer Klaus Köste zu seinem Olympiasieg (Sprung) 1972 in München führte.
Weitere Geburtstagsgäste waren solche Strategen wie die ehemaligen DDR-Nationalturner Karlheiz Friedrich, Frank TIPPELT, Joachim Rühle, Dr. Helmut Otto, die zusammen mit dem vor einem Jahrzehnt verstorbenen Leipziger Olympiasieger Klaus Köste damals der Potsdamer Armeesportkonkurrenz (ASK) sportlich die Stirn boten, so dass man zusammen mit dem benachbarten berühmten Frauenturnclub SC Leipzig zur "heimlichen Welt-Turnmetropole" avancierte.

Expertenrunde: Peter Scholz, Matthias Brehme, Stefan Eckhardt

** Die Jubilare  - 100 + 80 !!




►► 100. Geburtstag Dr. Paul REITER

►►  80. Geburtstag Dr. Matthias BREHME

(c) gymmedia