04. Februar 2021  
Chemnitz, GER  
Gerätturnen

Der Fall Chemnitz und die systemische Frage

Na "endlich eine andere Sicht auf die Dinge", beschrieb die Berliner Tageszeitung"Junge Welt" vor zwei Tagen ihr Interview mit dem Chemnitzer Vereinschef Frank Munzer, der zur Verteidigung seiner Trainerin Gabriele Frehse die gesamte Elternschaft seiner Kaderturnerinnen hinter sich weiß.  Und jetzt wird auch endlich richtig hinterfragt, was da eigentlich DER SPIEGEL  Ende November in einseitiger Anklage "von einer Person in Richtung einer anderen Person" losgetreten hatte. Doch längst geht es keineswegs nur um bloßes fragwürdiges und individuelles Fehlverhalten einer Trainerin in Darstellung ihres früheren weltmeisterlichen Schützlings Pauline Schäfer. Mitnichten, stellte dies auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung fest und beschrieb "systemische Probleme" auf Turnverbandsebene.
Heute nun legt die "Junge Welt" nach und vermittelt die "Fragen der Basis", wie sie bisher noch nicht ausreichend gestellt wurden, deren rechtzeitige öffentliche Darstellung gar vor Ort redaktionell verhindert worden sei. So darf sich ein Sportverband einfach nicht mit dem bloßen Aufstellen der Anklagemomente zufrieden stellen, sondern es bedarf dringlichst der Hinterfragung,  w i e  und  w a r u m  diese mit solch einer zeitlichen Verspätung und - kaum nachvollziehbar - dazu noch in völlig konträrer Darstellung zu dem zuvor von der Wortführerin der Anklage vorwiegen positiv beschriebenen Innenverhältnisses zwischen Trainerin und Athletin in verflossenen Jahren.
Und schon gar nicht passt dies zu den aktuellen und entschlossenen Elternaussagen, die einmütig hinter der Trainerin aller Chemnitzer Turnerinnen stehen ...?! Verbandsseitige Ignoranz schließt sich da wohl absolut aus!
Fragwürdig ist auch ein offensichtlicher Verstoß gegen die von allen DTB-Athleten unterschriebene spezielle Athletenvereinbarung, die für Problemlösungen zuvorderst Lösungsbemühungen innerhalb der Verbandsstrukturen vorschreibt, und nicht primär über die Presse!
Offene Fragen en mass, die der deutsche Spitzensport zuerst zu lösen hat, und weil die mit dem voreiligen dem Ruf nach "Lizenzentzug" oder gar "Entlassung" keineswegs beantwortet sind!
(C) gymmedia / E. Herholz
Lesen Sie dazu auch den Junge Welt-Bericht: Fragen der Basis  (04.02.2021)