06. Juli 2022  
München, GER  
Gerätturnen

50 Jahre Olympische Spiele München 1972

Am ersten Juli-Wochenende hatte der Deutsche Olympischen Sportbund (DOSB) zu einem Jubiläumsempfang geladen. Gekommen waren viele ehemalige Akteure, Zeitzeugen aus den beiden damaligen Teilen Deutschlands, wie auch aus dem Ausland. Ein Wiedersehen feierten auch drei Turner aus der bronzenen DDR-Riege Wolfgang Thüne, Wolfgang Klotz und der Leipziger Matthias Brehme, wie auch die beiden Berliner Silbermedaillengewinnerinnen Irene Abel und Angelika Keilig-Hellmann ...
IOC-Präsident Thomas Bach betonte in seiner Rede die Symbolkraft dieser Spiele von 1972: „Sie stehen für das neue Deutschland der Nachkriegszeit. Bis ins kleinste Detail spiegelten Architektur und Konzeption dieser Spiele den Esprit von Offenheit, Freimut und Lebensfreude wider.“
Zugleich erinnerte er auch an das fürchterliche Attentat auf die israelische Mannschaft, als einen "...  Anschlag auf die gesamte Olympische Gemeinschaft und ihre Werte“.

Olympische Reminiszensen: MÜNCHEN 1972 - ... ein halbes Jahrhundert danach!
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Im Zeichen der Ringe: Wolfgang Thüne, Wolfgang Klotz sowie Irene Abel und Angelika Hellmann aus den damaligen DDR-Medaillenriegen

Emotionale Rückblenden standen auch im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion der Deutschen Olympischen Akademie (DOA), an der auch die Turnerinnen und Turner am Samstagnachmittag teilnahmen. In krankheitsbedingter Abwesenheit der "Jahrhundert-Turnerin" Karin Büttner-Janz, die in München damals zweifache Olympiasiegerin wurde, vertraten sie die beiden Mitglieder der silbernen DDR-Turnriege, Angelika Keilig-HELLMANN und Irene Abel, die in der Podiumsdiskussion sich daran erinnerten, wie auch besonders die DDR-Mädchen vom Publikum damals gefeiert wurden, da auch die ostdeutschen Turnerinnen neben den sowjetischen Stars und deren herausragender Olga Korbut zu den absoluten Leistungsträgerinnen gehörten.


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"Ich erinnere mich noch sehr genau an die tumultartigen Proteste der Zuschauer, als Publikumsliebling Olga Korbut, dem "Spatz von Grodno" für eine Bodenberührung bei einer Kippe am Stufenbarren (zu Recht) -0,3 Punkte abgezogen wurden ..." so Angelika Keilig-Hellmann heute. "... denn ich war die nächste Turnerin, und musstebei diesem Tumult letztlich ans Gerät,  ... zum Glück für Karin Janz, denn bis sie dran war, war wieder etwas Ruhe eingekehrt und für Karin Janz wurde es dann das Olympiagold".
Doch in so manch' anderen internen Diskussionen spielten auch die noch immer nicht bewältigten unterschiedlichen Ansichten über die Rolle des Spitzensports gestern und heute eine Rolle - Deutsche Einheit im Denken, Fühlen und Handeln braucht eben auch nach einem halben Jahrhundert noch immer seine Zeit.
Und gerade dazu sind solche historischen Erinnerungsmöglichkeiten da, zeugen doch gerade auch sie von der Überlebenskraft der grundsätzlich friedlichen olympischen Idee!
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