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Dritter britischer EM-Team-Titel! |
Zum sechsten Male seit der 1. Europameisterschaft 1956 in Frankfurt fand für die Männer eine Turn-EM auf deutschem Boden statt, Leipzig vollzieht dabei eine Premiere, obwohl der einstige DHfK-Männer-Klub der DDR neben Potsdam und Berlin zu den stärksten Leistungszentren gehörte und u. a. mit dem Olympiasieg Klaus Köstes (München 1972) auch Weltturngeschichte schrieb. Unter den aktuell 165 EM-Startern absolvieren in diesem Jahr dabei viele Athleten hier nun ihren ersten großen Wettkampfhöhepunkt im noch jungen Olympiazyklus. Für andere Strategen, wie z. B. Hannovers Andreas Toba, ist es der Abschluss einer fast ein Jahrzehnt andauernden, erfolgreichen Karriere.
Das deutsche Männerteam sieht in dieser EM unter Führung des neuen Bundestrainers Jens Milbradt eine erste Etappe des Neuaufbaus in Richtung jener WM 2027, bei der es dann um die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles gehen wird und schloss das Teamfinale hinter Europameister GROSSBRITANNIEN, dem SCHWEIZER Silberteam und dem Bronzeteam aus ITALIEN mit nur -0,2 Punkten Rückstand mit einem kaum für möglich gehaltenen starken 4. Rang ab ...!
* Der Türke Adem ASIL wiederholte im Mehrkampf seinen Sieg aus dem Jahr 2023 und gewann die Goldmedaille vor Leo SALADINO, der für Frankreich das erste EM-Edelmetall der Geschichte gewann, vor dem Ungarn Kristofer MESZAROS ...:
* Bei den Gerätefinals gab es an Tag 1 an Boden und Pferd Doppelerfolge für Großbritannien und Armenien und gleich 2 Champions an den Ringen.
Doch der finale Schlusstag führte zu einem wohl von keinem erwarteten Erfolg der deutschen Turner, die einen kompletten Medaillensatz erkämpften:
* In der Spur des Ex-Barren-Weltmeisters Lukas Dauser wird sein hallescher Trainingspartner Nils DUNKEL Europameister.
*Der Teamfilius Timo EDER holt dazu noch Bronze am selben Gerät und zum Schluss verabschiedet sich tiefgerührt ein 34-jähriger Andreas TOBA am Reck mit dem Vize-EM-Titel von einer unglaublich erfolgreichen Laufbahn!
Sechs Medaillen insgesamt, mit den beiden ebenso überraschenden Goldmedaillen der Chemnitzerin Karina SCHÖNMAIER - das deutsche Kunstturnen zeichnet endlich wieder mit beindruckendem Leistungsnachweis positive Linien ins Bewustsein der deutschen Sportnation. Überzeugender und wirkungsvoller als mit sportlichen Leistungen gehts wohl nimmer!
Hoffnungsvoller Einstieg des neuen Bundestrainers Jens MILBRADT, wenn der auch weiß, das dies keineswegs eine EM auf höchsten sportlichen Niveau war - typisch Jahr eins eben, nach Olympia. Aber dennoch: Wer will das jetzt oder später schon noch wissen?!
* gymmedia / Eckhard W. Herholz
♦♦ 47. TURN-EUROPAMEISTERSCHAFTEN, MÄNNER
- Leipzig / GER; Messehalle 1; 27. - 31. Mai 2025 -
* EM-Tag 1 - Dienstag, 27. Mai
♦ Qualifikation + TEAM-FINALE (► Historische Bilanz: Teams)
♦ ERGEBNISSE
1. GREAT BRITAIN - 247,528
2. SWITZERLAND - 245,727
3. ITALY - 242,826
4. Germany - 242,595
5. France - 238,461
6. Netherlands - 238,329
►► Detaillierte Resultate
* Qualifikationen:
►► MEHRKAMPF; ► B o d e n; ► P f e r d; ► R i n g e
► S p r u n g; ► B a r r e n; ► R e c k
* KOMMENTAR - : Bei aller Wertschätzung des Mannschaftssieges der Briten, so war es doch wohl auch ein beeindruckender Schweizer Abend: Die Eidgenossen holten erstmals wieder seit 2006 mit geschlossener Mannschaftsleistung eine Medaille, wurden Vize-Europameister, dank herausragender Spezialisten (Noe Seifert als bester Mehrkämpfer - 81,898 + 5 weitere Finalteilnahmen), wenn auch für die Fachwelt nicht unerwartet, denn der Generationswechsel deutete sich in den letzten Jahren durch konsequente und engagierte Nachwuchsarbeit schon an.
Und dass hinter Italien auf dem Bronzeplatz mit nur -0,2 Punkten und Platz vier hier ein eben solcher Effekt auch beim TurnTeam Deutschland sichtbar wurde, ist auch hierzulande nach einer zielgerichteten Nachwuchsarbeit unter Regie des früheren Nachwuchsverantwortlichen und jetzigen Cheftrainers der Männer, Jens Milbradt der letzten Jahre ein absolut positiver Trend erkennbar:
Sowohl Routinier Nils Dunkel wie auch Youngster Timo Eder qualifizierten sich fürs Mehrkampffinale, Eder und Dunkel bleiben auch als Barrenfinalisten in der Spur des Ex-Weltmeisters Lukas Dauser, der seine internationale Laufbahn beendet hat. Aber dass sich Altmeister Andreas Toba (*Foto, rechts >) zum Abschluss seiner Karriere noch für das Reckfinale qualifiziert hat, war aus Gastgebersicht einer der emotional großen Momente dieses langen, langen Wettkampfabends in der Messehalle Leipzig!
Weniger positiv allerdings war eine nahezu unzumutbare Länge von über 4 Wettkampfstunden (!?), die der Kontinentalverband wohl keinem auch noch so motiviertem Publikum künftig wieder zumuten sollte! Auch dass selbst in einer deutschen Turnfestwoche die Ränge mit nur ca. 1.500 Zuschauern eher spärlich besetzt waren, sollte in den kommenden Wettkampftagen wohl sicher korrigiert werden können!
*Eckhard W. Herholz / gymmedia
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♦ RÜCKBLICK - : Die kontinentale Teambilanz der deutschen Männer sah zuletzt nicht allzu rosig aus:
2024 war es zuletzt in Rimini gar ein enttäuschender 9. Platz!
Zwischendurch mal ein vierter Rang (2018, Glasgow) doch die Medaillenbilanz der 3 Podestplätze liegt einige Zeit zurück:
- 2010 - Gold in Birmingham;
- 2008 Silber in Lausanne und 1998 Bronze in St. Petersburg.
► Historische Bilanz: Teams ... und diesmal ...??
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♦ MEHRKAMPFINALE, Männer (Donnerstag, 29. Mai)
* ERGEBNISSE
1. ASIL, Adem (TUR) - 82,398
2. SALADINO, Leo (FRA) - 81,430
3. MESZAROS, Krisztofer (HUN) - 81,164
4. MANSARD, Anthony (FRA) - 81,098
5. DUNKEL, Nils (GER) - 80,932
6. SEIFERT, Noe (SUI) - 80,631
► Detallierte Resultate
... >> Historische EM-Mehrkampfbilanzen
* Kommentar -: Für den Türkischen Ex-Europameister Adem ASIL begann es so'lala am Boden, dann eine 12'er-Wertung am Pauschenpferd, da war der gebürtige Ägypter nicht mal unter den Top-Ten, doch dann zündete der Kämpfer ann seinem Spezialgerät Ringe den Turbo: Tageshöchstwertung an diesem Gerät (14,766) und schon lag er zur Halbzeit hinter dem führenden Franzosen Leo SALADINO schon auf Rang 2, knapp vor Deutschlands Nils Dunkel, der da noch Dritter war.
Und der Türke Adem steigerte sich mit der drittbesten Sprungwertung (14,300), glänze am Barren und zauberte auch am Reck, wo er den Abgang förmlich in die Landematte betonierte. Für ihn und die Türkei nach 2023 das zweite und überaus verdiente Mehrkampfgold!
Als Frankreichs Leo SALADINO im vorletzten Durchgang am Barren mit einer der drei 14'er-Wertungen belohnt wurde, und am Reck die Nerven behielt, vollbrachte er das ersehnte Wunder und holte für Frankreich mit dem Vize-Europameistertitel die allererste Mehrkampfmedaille bei den Männern.
Im 3. Durchgang hatte sich am Barren Ungarns Krisztofer MESZAROS mit einer blitzsauberen Übung gar auf Rang drei katapultiert und ließ eine ebenso souveräne Reckübung folgen, war Dritter, aber noch stand die Reckübung des Vorkampfbesten, die von Noe Seifert aus:
Der Schweizer brauchte mehr als 13,700 Punkte, um noch vor Meszaros sogar noch Silber zu holen , turnte volles, kämpferisches Risiko ... bis fast ganz zuletzt .. und fasst dann aber nach dem Reckabgang mit beiden Händen auf die Matte!! Was für eine Tragik...!
Nach Zoltan Supolas Mehrkampfsilber 1992 in Budapest gab es damit nun mit Bronze für Meszaros nach 33 Jahren endlich wieder eine ungarische Medaille! Hinter dem Hallenser Nils Dunkel, der einen Super-Mehrkampf machte und starker Fünfter wurde, und damit die beste deutsche Mehrkampfplatzierung wieder sein Philipp Boys Sieg 2011 in Berlin erzielte, fiel Noe Seifert nun zurück auf Rang 6. Somit blieb es bei der bisher einzigen Schweizer EM-Mehrkampfmedaille eines Max Benker aus dem Jahre 1957...!
Das begeisterungsfähige 6.000'er Hallenpublikum feierte aber auch den erst 19-jährigen Mixed-Europameister des Vortages, Timo Eder, der sich Schritt für Schritt nach vorn arbeitete, am Ende Platz 13 belegte, aber die Zukunft hat der Schützling von Thomas Andergasser sicher noch vor sich!
Von den Italienern und von den Briten war im Finale insgesamt überraschend weniger, als erwartet, zu sehen, auch nicht von der Ukraine, deren ihr Star Illija Kovtun mit Auswanderungsabsichten Richtung Kroatien schmerzlich fehlte!
* GYMmedia / E. W. Herholz
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♦ GERÄTEFINALS (Freitag, 30. Mai)
B O D E N
1. WHITEHOUSE, Luke (GBR) - (6.1) =14,500
2. HEPWORTH, Harry (GBR) - (6.1) =14,366
3. CASALI, Lorenzo Minh (ITA) - (5.6) =13,966
► Detaillierte Resultate
* Quali: ► B o d e n
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P A U S C H E N P F E R D
1. MANUKYAN, Hamlet (ARM) - (5.6)=14,766
2. KHATCHATRYAN, Mamikon (ARM) - (5.7)=14,733
3. TARGHETTA, Gabriele (ITA) - (5.9)=14,400
► Detailierte Resultate
* Quali: ► P f e r d
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. R I N G E
1. PETROUNIAS, Eleftherios (GRE) - (5.7)=14,400
1. ASIL, Adem (TUR) - (5.7)=14,400
3. AVETISYAN, Artur (ARM) - (5.4)=14,366
► Detaillierte Resultate
* Quali: ► R i n g e
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* FINALS Teil II: Samstag, 31. May
S P R U N G
1. DAVTYAN, Artur ARM) - (5.2/5.2)=14,799
2. JARMAN, Jake (GBR) - (5.6/5.2)=14,733
3. CHEPURNYI, Nazar (UKR) - (5.2/5.2)=14,583
► Detaillierte Resultate
.* Quali: ►S p r u n g
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.B A R R E N
1. DUNKEL, Nils (GER) - (5.3)=13,900
2. RAUBAL, Ian (SUI) - (5.2)=13,766
3. EDER, Timo (GER) - (4.9)=13,700
► Detaillierte Resultate
* Quali: ► B a r r e n
... alle drei Medaillen fürs deutschsprachige Turneuropa!
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R E C K
1. TVOROGAL, Robert (LTU) - (5.4)=14,300
2. TOBA, Andreas (GER) - (5.4)=14,000
3. MANSARD, Anthony (FRA) - (5.0)=13,966
7. Seifert, Noel (SUI) - (5.4)=13,066
► Detaillierte Resultate
... * Quali:► R e c k
... sensationeller und kompletter Medaillensatz für das deutsche Männerturnen...!!
Wer hätte das vorher sagen können??
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