1999 AEROBIC GYMNASTCS
 WORLD  CHAMPIONSHIPS

05. Juni 1999, Hannover Congress Center 

Qualifikation Individual Women
Aus Hannover berichten Sonja Schmeißer und Gritt Ockert

Titelverteidigerin mußte in die "Quali"

Endlich war sie an der Reihe: WM-Favoritin Yuriko Ito. Mit Startnummer 48 ließ die Titelverteidigerin lange auf sich warten, doch dann wirbelte sie wie erwartet von einer Ecke in die andere. Selbstbewußt und quirlig. Temperament pur. Publikum und Kampfrichter sind vom Vortrag begeistert, Yuriko erhält eine 15.05 und landet auf dem ersten Platz. Hinterher sagt sie: "Ich habe damit gerechnet, auch in der Qualifikation den ersten Platz zu machen. Und morgen will ich natürlich wieder Weltmeisterin werden..." Warum ist die Japanerin gestartet, obwohl sich in anderen Kategorien die Weltmeister erst einen Start am Finalplatz vorbehalten haben? "Unsere Delegation hatte beschlossen, daß wir beide starten und die besser Plazierte ins Finale schicken." (Sachiko Kataoka wurde übrigens zehnte) 

Große Leistung einer Kämpferin

Schon als Janka Daubner wartend hinter der Bühne steht und aufgerufen wird, fängt die Halle an zu toben. Die große Hoffnung aus dem deutschen Team muß aber die Zähne zusammenbeißen, denn aufgrund ihrer Knieverletzung war nicht sicher, ob sie überhaupt bei den Frauen an den Start gehen kann. Ihr Cats-Vortrag ging dann auch nicht ganz sauber über die Bühne. Unsicher und mit einigen verpatzten Landungen. "Ich mußte die Übung teilweise umstellen, was wegen dem Knie technisch nicht ging. Es war im Prinzip ein Test für das Trio. Und so, wie es gelaufen ist, bin ich ganz froh", so die Hallenserin zum Ergebnis. Letztlich reichte es nur für den 17. Platz. Ob sie zum Finale startet, damit die "Wildcard" beansprucht, wird erst am Sonntag kurzfristig im deutschen Team entschieden. Sonst könnte Anke Beranek aus Ulm noch einmal aufs Parkett. Sie wurde als zweite deutsche Einzel-Starterin 36.

Drei Mongolen vom Pech verfolgt

Sie sind wohl die großen Pechvögel dieser WM: Das "Trio" aus der Mongolei mit Jambal Ulziisaikhan, Shazav Enkhargal und Trainerin Khorloo Urzhiusureu. Ein Dämpfer jagte den nächsten: Erst reisten sie versehentlich bis Berlin an, trampten dann nach Hannover aus Geldmangel. Dann stellten sie fest, dass die Musik der Übungen zu lang ist, die Bekleidung nicht dem offiziellen Regelwerk entsprach (darum wurde Shazav gestern bei den Herren disqualifiziert. Er: "Dumm gelaufen!"). Um die Musik kümmerte sich gleich ein Helfer, der sie auf die vorgegebene Länge von 1,45 Minuten kürzte. Die Sache mit dem Anzug (zu viele "Löcher", unerlaubter String) konnte auch gleich geklärt werden: Manuela Grau vom TK Hannover, die in der Eröffnungs-Show aktiv ist, lieh spontan ihren weiß-blauen Anzug. Jambal (21): "Ich freue mich, daß sich alle so lieb um uns kümmern. Wir sind das erste mal bei einer WM und wußten nichts von diesen Wettkampf-Regeln. Aber nun, wo alles soweit geklärt ist, möchte ich natürlich mein bestes geben, die Übung gut durchziehen und nicht auf dem letzten Platz landen."

Das passierte aber doch. Trainerin Khorloo tröstete sie: "Dabeisein ist alles! Wir sind erst am Anfang bei dieser Sportart." In Ulan Bator trainieren derzeit etwa 60 Sportler. Und sie sind sich finanziell fast selbst überlassen, müssen sich die (teure) Teilnahme am Wettkampf schwer überlegen. Ein eigens gegründetes Förder-Komitee versucht, die Hälfte der benötigten Gelder aufzutreiben. Bisher aber mit wenig Erfolg. Für die Rückfahrt der Drei liegt momentan noch kein Visum vor. Darum müssen sie sich am Montag in Berlin beim Konsulat kümmern. Wenn das geklärt ist, geht's per Transsibirischer Eisenbahn zurück nach Hause. Und weil wieder Geld fehlt, wurde Geld unter den Hostessen gesammelt, damit das mongolische Trio wenigstens die Nächte im Schlafwagen verbringen kann...

Was uns sonst noch auffiel...

Lange den ersten Platz bei den insgesamt 54 (!) Starterinnen sicherte sich die WM-Zweite, die Brasilianerin Isamara Secati. Sie sah zwar wie eine Barbie-Puppe aus (rosa-roter Anzug), konnte aber mit besonderen Schwierigkeiten und Elemente-Verbindungen begeistern, die sie geschickt in ihren Vortrag nach "Jeannie" einbaute.

Abwechslung und Farbe brachte Dorethea Wiegner in den Ablauf der ersten Hälfte. Die Südafrikanerin zeigte in ihrer recht schnellen und schwierigen Übung ( u.a. "Fliegende Schere") die bis dahin anspruchsvollste Übung. Leider erhielt die große Blonde nur eine 11,65 und landete auf Platz 26.  

Außergewähnlich: Die Dritte der Qualifikation, Patsy Tierney, ist in Australien eine bekannte Fernseh-Moderatorin.

Finalteilnehmerinnnen Sonntag, 06. Juni 1999

St.nr. Name Nation
1 Daubner, Janka GER
2 Cloutier, Jeanie CAN
3 Guseva, Larissa RUS
4 Soulie, Christelle FRA
5 Lecis, Giovanna ITA
6 Lacatus, Isabela Daniela ROM
7 Tierney, Patsy AUS
8 Secati, Isamara BRA
9 Ito, Yuriko JPN
Titelverteidigerin:

YURIKO ITO (JPN)


Weltmeisterin 1998
...und 1999???

Favoriten:

Deutsche Teilnehmer:

Janka Daubner
(25, SV Halle)
Anke Beranek
(30, SSV Ulm)



Janka
Daubner

In Hannover getroffen:

Cornelia Kunze

Die letzte DDR-Meisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik machte vor kurzem Aerobic-Schlagzeilen: Nach sechs (!) Wochen Training startete sie bei den Deutschen Meisterschaften des Aerobic-Verbandes IAAF und wurde auf Anhieb Zweite. Hinter Janka Daubner...
"Ich will mir hier noch den letzten Kick holen, denn ich bin ganz begeistert von der Sportart. Nächste Woche habe ich Europameisterschaften, dann folgt bald die WM".

Dana Nolte

Ganz interessiert verfolgte Dana Nolte aus Ulm am Rande die Aerobic-WM: "Es juckt schon in den Füßen. Nächstes Jahr will ich wieder mitmischen", sagte die Deutsche Vize-Meisterin von 1998, die aufgrund einer Fußverletzung lange pausieren musste. Danas Trainerin, Anke Beranek, hingegen war diesmal mit von der Partie. "Wir haben ausnahmsweise mal die Rollen getauscht", meint sie lächelnd. 

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GYMmedia-Infoservice, 05-06-1999