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... zur Cottbus-Absage der rumänischen Turnerinnen kommentierte die FAZ:       
Turnfestung mit Übergewicht (FAZ, 19. März 2005)
- von Christiane Moravetz
Der Frühling bringt es an den Tag: Hier ein Pölsterchen, da der Rettungsring, sechs, sieben Kilo zuviel - wem kommt das nicht bekannt vor nach einem Winter, der Kälte und Schnee als Ausrede für Faulenzen vor dem warmen Ofen zuhauf lieferte? Also, rauf aufs Fahrrad oder in Joggingschuhen ins Freie. Abnehmen durch Sport, das kann nicht schaden. Es muss ja nicht gleich die Model-Figur sein. Vorausgesetzt, man ist nicht Spitzenturnerin und noch dazu Rumänin.

 Die "Verletzung" nämlich, die der dortige Verband als offizielle Begründung für die Absage seiner besten Athletinnen beim "Turnier der Meister" an diesem Wochenende in Cottbus ins Felde führt, liest sich im internen Schriftverkehr als Übergewicht - eben "sechs, sieben Kilo zuviel", wie der Generalsekretär des Verbandes, Adrian Stoica, sagte. Sechs Turnerinnen wurden deswegen aus der Nationalmannschaft entlassen, allen voran die siebzehnjährige Catalina Ponor (Foto, re).
Sie war vor gut anderthalb Jahren auf der internationalen Bühne aufgetaucht und hatte sofort Erfolg: Zwei Silbermedaillen bei den Weltmeisterschaften 2003, zwei Titel bei den Europameisterschaften 2004 und im gleichen Jahr drei olympische Goldmedaillen in Athen machten sie zum Star. Catalina Ponor ist ein Produkt des harten rumänischen Systems, jahrelang gedrillt im Turnzentrum Deva, wo Erfolge scheinbar am Fließband produziert werden - ohne Rücksicht auf Verluste.

"Wir haben die guten Dinge aus den Zeiten vor der Revolution übernommen", hatte Cheftrainer Octavian Belu kurz vor Athen gesagt: harte Arbeit an sieben Tagen der Woche, unbedingter Gehorsam, Überwachung praktisch rund um die Uhr. "Wer gefördert werden will, muss akzeptieren, was wir verlangen." Ernährungs- und Gewichtskontrolle gehört dazu, aber auch das Training, wenn der Rücken schmerzt. Und Verschwiegenheit.

Belu, der stets für seine Turnerinnen sprach, trat vor einigen Wochen zurück, nachdem eine ehemalige Athletin an die Öffentlichkeit gegangen war und ihn und seine Assistentin verklagt hatte - weil sie trotz Verletzung antreten musste. Catalina Ponor nahm, von den Vorgängen um den Übervater mental überfordert, eine Auszeit vom Training. Die rumänische Turnfestung, erbaut vom legendären Trainer Bela Karoly und eisern zusammengehalten von seinem Nachfolger Belu, beginnt zu bröckeln. Hilflose Funktionäre fürchten um ihre Macht. "Wir wollen die Mannschaft zur Besinnung bringen", heißt es nun. Wenn die alten Methoden nicht mehr greifen, muss es eben eine Zwangsdiät sein. In der Überzeugung, dass die jungen Mädchen aus lauter Liebe zu ihrem Sport den Verband nicht verhungern lassen.  Christiane Moravetz
Quelle: F.A.Z., 19.03.2005, Nr. 66 / Seite 30

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