update: 10-Nov-2002

Braunschweig/Deutschland

DTB sucht Leitbild 2004

- Beobachtungen vom Deutschen Turntag aus der Sicht DTB - Spitzensportverband -

(- GYMmedia -Kommentar -)

 

gymmedia/EB: "Wir schaffen Bindungen" - so lautete das Motto des Deutschen Turntages 2002, der am 9. November in der Stadthalle zu Braunschweig stattfand.
Benötigt werden präzise Aufgabenbeschreibungen für die Kernaufgaben, die es zu definieren gilt und die als "Leitbild des Deutschen Turner-Bundes" zum nächsten großen Turntag im Olympiajahr dann Gestalt annehmen sollen.
GYMmedia beobachtete dieses Parlament des zweitgrößten Sportverbandes Deutschlands aus dem Blickwinkel seiner Aussagen und Stellungnahmen zum Spitzen- und Wettkampfsport:

Als Kernaufgaben wurden benannt:

  • - das Kinderturnen,

  • - Gymnastik als Fitness- und Gesundheitsvarianten

  • - Nachwuchsförderung in den olympischen Sportarten

  • - Wettkämpfe und Veranstaltungen

  • - Gewinnung und Qualifizierung von Führungskräften.

Bis 2004 sollen dazu klare Strukturierungen, Aufgabenstellungen und Transparenzen sowie ein Personal-Entwicklungskonzept erstellt werden.
Der Braunschweiger Turntag bildete verschiedene Arbeitskreise zu o.g. Kernaufgaben, für die sich die Delegierten entscheiden und in ihnen diskutieren konnten.
Überraschender Weise gab es in der prekären Leistungssituation des Spitzenverbandes DTB weder einen eigenen Tagesordnungspunkt noch eine spezielle Diskussion.
Das Thema Leistungssport wurde fast ausschließlich in der Rede bzw. den Beiträgen des Präsidenten Rainer Brechtken behandelt. 
> Brechtken betonte erneut die Bedeutung des Spitzensports bezüglich Wahrnehmung und Wiedererkennung des DTB in der Gesellschaft und den Medien ohne hierbei neue Positionen oder Maßnahmen anzubieten. Außer der Absichtserklärung der Bildung einer "Perspektivkommission" unter Leitung des Cottbuser Ex-Weltmeisters Sylvio Kroll gab es keinerlei richtungsweisende Impulse für Veränderungen in der seit Jahren andauernden Krise des Leistungssports in DTB-Verantwortung.
> Brechtken würdigte die Arbeit und die Person des ursprünglich vom Niedersächsischen Turnerbundes zum Rücktritt aufgeforderten Vize-Präsidenten für die olympischen Sportarten Eduard Friedrich, ohne auf den Hintergrund bzw. die Beweggründe des erfolgten Rücktritts einzugehen. Auch vom gastgebenden NTB, der immerhin die Rücktrittsempfehlung an den Turntag formuliert hatte, erfolgte weder eine diesbezügliche Nachfrage, noch wurde hierzu eine Stellungnahme abgegeben. Ein Nachfolger im Amte eines ehrenamtlichen DTB-Vize-Präsidenten für diesen Bereich konnte ebenfalls nicht angeboten werden.

Der in Sorge um die Strukturen des Spitzensports von der Deutschen Turnliga im Oktober einberufene "DTL-Perspektivkongress - Zukunft der olympischen Sportarten" fand weder Erwähnung, noch wurde der dort in Chemnitz verfasste Aufruf an die Delegierten des Deutschen Turntages selbigen zur Kenntnis gegeben oder überhaupt behandelt.)* Gutwillig betrachtet ist dies eine Ignoranz - böswillig gar eine Missachtung der Meinung einer im Lande bis in die 1. Bundesliga Wettkampfsport treibender Vereinsvertretung. Man darf gespannt sein, ob hier die Leistungssportbasis nicht doch noch nachfragt...!
Schade, dass sich der Rede des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesministeriums des Innern, Herrn Fritz Rudolf Körper, auch nur Allgemeinplätze zum Thema "Hochleistungssport ist schwere Arbeit..." entnehmen ließen und nur fromme Erwartungen betreffs der "Wirkung der getroffenen Umstrukturierungen..."  geäußert wurden. Hier hätten eine deutliche Kennzeichnung der prekären Sachlage und klare Aufforderung - ja Beauftragungen - zum Handeln im Spitzensportbereich wohl besser gestanden! 
Wer erwartete hatte, dass sich herausragende Vertreter des Spitzensports, seiner Strukturen, Vereine oder  Leistungszentren überhaupt selbst bemerkbar machten, um den Delegierten - zumeist Vertretern des Breitensports - den Ernst der Lage im Bereich der DTB-Elitesportarten deutlich zu machen, sah sich erneut schwer enttäuscht! So wie bereits vor 2 Jahren beim Turntag in Leipzig, nach dem Olympiadesaster von Sydney, scheint der Spitzensport noch immer eine Randerscheinung im Gebilde dieses Deutschen Turnerbundes zu sein,
auch wenn in den Reden vom "Leistungssport als dem Aushängeschild des Verbandes" oder von Spitzenergebnisse als "zentrale Aufgabe" der Verbandsarbeit zu hören war... 
allein es fehlt der Glaube, dass dies der Deutsche Turner-Bund tatsächlich will.
Dies vor seinen knapp 5 Millionen Mitgliedern deutlich zu machen und öffentlich ein Zeichen zu setzen, hat der "Riese" DTB - der Welt größter Turnverband, aber inzwischen "Zwerg" auf internationalen Podien - auf seiner dafür durchaus geeigneten Braunschweiger Plattform erneut versäumt.
Enttäuschungen und nichterfüllte Hoffnungen die so alt sind wie der DTB selbst!

)* - ... wie GYMmedia im Nachhinein mitgeteilt wurde, sei dieser Aufruf nach Aussage des DTB wohl allen Kongressunterlagen der Delegierten beigelegt worden. In den GYMmedia zugänglichen Pressemappen befanden sich jedoch keine derartigen Exemplare. die Red.

(Braunschweiger Turntagskommentar
von Eckhard Herholz)
- gymmedia -


Frankfurt, 12-Nov-2002: 
Anmerkungen zur Berichterstattung von GYMmedia über den Deutschen Turntag in Braunschweig.
- von Dieter Donnermeyer, Abteilungsleiter Grundsatzfragen/Öffentlichkeitsarbeit, DTB-Geschäftsstelle
(Auszüge):
...so schreibt D. Donnermeyer u.a.:

...so entrüstet sich der Autor ausführlich, dass "der im Oktober einberufene DTL-Perspektivkongress keine Erwähnung fand und der in Chemnitz verabschiedete Aufruf an die Delegierten nicht einmal verteilt wurde". Tatsache ist, dass der Aufruf den Tagungsunterlagen für jeden der 400 Delegierten beigefügt war, wie dies der DTB-Präsident beim DTL-Kongress zugesagt hatte. Darüber hinaus fand der Kongress öffentlich Erwähnung im Bericht des Präsidenten vor dem Plenum des Turntages sowie im Hauptausschuss vor dem Turntag.
... insgesamt erweckt der Beitrag von GYMmedia den Eindruck, dass die Materie Olympischer Spitzensport im DTB sowie die aktuelle Situation im Gerätturnen Männer innerhalb des DTB bzw. beim Deutschen Turntag fährlässig bzw. gar nicht behandelt wurde. Dies ist schlichtweg falsch.
Der Sachverhalt stellt sich wie folgt dar:

  1. Im Vorfeld des Parlamentarischen Teils des Deutschen Turntages, in den zentralen DTB-Führungsgremien Verbandsrat und Hauptausschuss, wurde ausführlich über die Situation berichtet und diskutiert. Hier wurde auch ausführlich über Hintergründe zum Rücktritt von E. Friedrich informiert und es wurden Ziele für die nächste Zeit aufgezeigt. Dabei hat der DTB-Präsident, über die Maßnahmen informiert, die bereits bei der Pressekonferenz am 30.11.2002 der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Als noch offenen Punkt nannte er dabei die Bemühungen des Präsidiums zur Wiederbesetzung der Position des Vizepräsidenten. Vorrang hatte bislang die Klärung der sportliche Situation.
  2. Im Parlamentarischen Teil des Turntages ist der Präsident im Rechenschaftsbericht des Präsidiums noch einmal ausführlich auf die entstandene Situation eingegangen. Dabei hat er deutlich gemacht, inwiefern der Olympische Spitzensport in das Generalthema des Deutschen Turntages 2002 "Wir schaffen Bindung" einzuordnen ist.
  3. Im Schwerpunktthema des Turntages "Wir schaffen Bindung" befasste sich ein Arbeitskreis mit dem Thema Nachwuchsförderung im Olympischen Spitzensport. Die konkreten Aufgaben der einzelnen Verbandsebenen in Zusammenhang mit der Talentsichtung und –förderung war hier Thema. Die Ergebnisse finden Eingang in die weiteren Diskussionen zur Entwicklung eines DTB-Leitbildes 2004. ..........
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Dieter Donnermeyer,
Abteilungsleiter Grundsatzfragen/Öffentlichkeitsarbeit
DTB-Geschäftsstelle

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