Group Competition
Final
Sat 30 sep 2000,
Sydney, Dome Pavillion 3
Aus dem Pavillion 3 des Domes zu
Sydney berichtet Andreas Götze
Red.: Sonja Schmeißer
Die russische
Gruppe gewinnt Gold
Deutschland auf
hervorragendem 4. Platz!
Olympiasieger 2000: Die russische
Gruppe
Silber: Weißrussland, Bronze: Griechenland |
FINAL results, groups,
|
Rank |
Nation
|
5 clubs |
2 hoops / 3 ribbons |
Total |
|
1 |
RUSSIA |
19,800 |
19,700
|
39,500 |
2 |
BELARUS |
19,800
|
19,700 |
39,500 |
3 |
GREECE |
19,550 |
19,733 |
39,283 |
4 |
GERMANY |
19,533
|
19,366 |
38,899 |
5 |
JAPAN |
19,350 |
19,200 |
38,550 |
6 |
ITALY |
19,250
|
19,233 |
38,483 |
7 |
BULGARIA |
19,166
|
19,266 |
38,432 |
8 |
BRAZIL |
19,066
|
19,200 |
38,266 |
Ein Zweikampf mit Klasse
Geturnt wurden Gerätdurchgänge, d.h. erst alle Übungen mit Keulen, dann
alle mit Band / Reifen. Während die russische
und weißrussische Gruppe fehlerfrei ihre schwierigen Programme
über das Podium brachten, gelang das den mitfavorisierten Griechinnen
nicht - der Abstand zu den beiden führenden war doch mit 0,250 Punkten so
klein nicht. Sie turnten dann auch im zweiten Durchgang die beste Übung
mit Reifen / Band, konnten allerdings ihre beiden (!) Gerätverluste aus
der Keulenübung nicht wieder wettmachen und blieben auf dem Bronzerang.
Am Ende gewann die Russinnen vor den Weißrussinnen - mit der selben
Punktzahl. Also ob sich die Kampfgerichte nicht entscheiden konnten...
Hier setzt die sogenannte Tie-break Regelung der FIG ein, wonach zunächst
die Wertungen aller Kampfrichterinnen beider Übungen einbezogen bezogen
werden. Ist dann immer noch Gleichstand, entscheidet die bessere Note des
Qualifikationswettkampfes.
Eine Klasse für sich:
Die Gruppen aus Weißrussland ... |
... und aus Russland |
Von den gezeigten
Schwierigkeiten, den Choreographien und dem technischen Können der
Gymnastinnen sind die beiden ersten sicher kaum zu unterscheiden. Was aber
für die Russinnen spricht, ist ihre weibliche Ausstrahlung, ihr Charme
und ihre Routine, die sie einfach von allen anderen Gruppen
unterscheidet.
"Wir sind einfach total happy!!!"
Es war eine spannende Geschichte: Da rückte im ersten
Durchgang mit den Keulen die deutsche Gruppe
ganz dicht an die Griechinnen heran - bis auf 0,017 Punkte! Und das trotz
eines kleinen Keulenverlustes beim Jonglieren. Ein hervorragender Auftakt
für die Mädchen um Kapitän Jeanine Fissler,
die noch dazu als erste den Wettkampf beginnen mussten! Sie turnten in der
Besetzung Fissler (Berlin), Friederike Arlt und
Jessica Schumacher (beide Rehlingen), Susan Benicke (Halle) und Annika
Seibel (Dahn). Allerdings wissen alle, dass der zweite
Durchgang der schwierigere ist - die Anforderungen, zwei Handgeräte in
eine perfekte Performance zu packen sind ungleich höher als mit einem
Gerät.
Aber die Mädchen ließen sich nicht aus dem Konzept bringen. Jetzt
erfolgte der Wechsel von Jessica Schumacher auf Selma
Neuhaus (Wattenscheid) - jede Gruppe muss alle sechs
Gymnastinnen zum Einsatz bringen, insofern gibt es keine eigentliche
Ersatzgymnastin. Selbstbewusst, strahlend und sicher - so sahen die über
6.000 Zuschauer im Pavilion 3 des Domes die deutsche Gruppe, die sich nur
einen Mini-Fehler erlaubte und ihr schwieriges Programm eindrucksvoll
absolvierte. "Wir
sind total happy und glücklich - es ist toll", so Gruppensprecherin
Jeanine Fissler, die sich mit ihren Gefährtinnen vor Freude kaum zu
fassen wusste. "Unser ganz großes Ziel war der 5. Platz - wie bei
der WM - dass es nun sogar der vierte geworden ist - einfach super!"
Dieser vierte Platz ist das beste Ergebnis des gesamten Teams des
Deutschen Turner-Bundes bei diesen Olympischen Spielen. 16 Turner,
Trampolinturner und Gymnastinnen gehören zum Sydney-Team; die jüngsten
(Friederike Arlt, gerade 16 geworden, ist die jüngste
Olympia-Teilnehmerin der gesamten deutschen Olympiamannschaft!! )
schafften das beste Resultat. Intensivste
Vorbereitung hat sich gelohnt
"Die
Mädchen haben toll gekämpft, und unser Konzept ist aufgegangen, das ist
eine große Genugtuung für uns", so Bundestrainerin Carmen
Weber, die einst für die DDR selbst als Gruppengymnastin
Weltmeisterschaften bestritten hat. "Wir haben in der gesamten
Vorbereitung auf Stabilität gesetzt, und das hat hier letztlich auch den
Ausschlag gegeben. Dass sie den kleinen Keulenverlust so gut kompensiert
haben, ist auch der psychischen Stabilität zuzuschreiben - und gerade
daran haben wir intensiv gearbeitet." Mit Unterstützung eines
Sportpsychologen hatten sich die Gymnastinnen in Einzelgesprächen auf
diesen wichtigsten Wettkampf auch in dieser Hinsicht intensiv vorbereitet
- mit Erfolg, wie man heute sehen konnte.
Die Gruppe Italiens
(oben) kam auf Rang 6, die deutsche Gruppe freute sich über Rang
4 |
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Nun wollen die Mädchen noch
ein bisschen Olympia genießen. Jeanine ("Fissi") Fissler:
"Wir gehen zum Basketball-Endspiel und fahren gemeinsam in die 'Blue Mountins', ehe es wieder nach Hause geht".
Und dort werden sie sicher
von einer großen Fangemeinde erwartet, die die Leistung der sechs
Gymnastinnen feiern wollen.
Eine Genugtuung war dies Resultat auch für Cheftrainerin Livia
Medilanski, nachdem gestern Edita Schaufler das Finale der
Einzelgymnastinnen nicht erreicht hatte: "Wir
erkennen die Leistung der Medaillengewinner, aber wir kommen den Großen
immer näher, darum lohnt sich auch unser aller Einsatz",
freute sich die erfahrene Trainerin. Ihr
und Carmen Weber, der Bundestrainerin, ist der Erfolg der Gruppe ganz
wesentlich zu verdanken. Und nicht vergessen werden sollen in dieser
Stunde die siebte Gymnastin des Teams Anja Baake
(Halle), die mit Anna Knödler (Söflingen),
die vor einem halben Jahr aus Verletzungsgründen die Gruppe verlassen
hatte, unter den Zuschauern im Pavilion 3 saß. Die Gymnastinnen hatten
durch gemeinsame Showauftritte das Geld für die Reise der Beiden selbst
zusammengebracht - auch ein Zeichen für den Teamgeist dieser Gruppe. Und
noch ein junge Dame wird sich doll gefreut haben: Luisa
Schöfer (Berlin), die seit einigen Monaten als jüngste und
achte zum Team in Wattenscheid gehört.
Redaktion: S. Schmeißer |