Mit großer Erleichterung nahm die internationale Sportwelt die heutige Entscheidung des IOC zur Kenntnis, die Olympischen Sommerspiele 2020 nach längerem Zögern aufgrund der Corona-Pandemie nun doch zu verschieben. In Abstimmung mit Japans Premierminister Shinzo ABE und auf desse Bitte hin sollen die Sommerspiele nun "auf ein Datum nach 2020 verlegt werden, nicht später aber als im Sommer 2021.
TOKIO 2020 in 2021
In der offiziellen Erklärung des IOC hieß es dazu: "Unter den gegenwärtigen Umständen und auf der Grundlage der von der WHO bereitgestellten Informationen sind der IOC-Präsident und der japanische Premierminister zu dem Schluss gekommen, dass die Spiele der XXXII. Olympiade in Tokio auf einen Zeitpunkt nach 2020, jedoch nicht später als im Sommer 2021 verschoben werden müssen, um die Gesundheit der Athleten, aller an den Olympischen Spielen Beteiligten und der internationalen Gemeinschaft zu schützen."
Aus Japan war zu hören, dass die Wettkämpfe in einem Jahr weiter als "Tokio 2020" bezeichnet werden sollen.
*Quelle: IOC/DOSB/AP
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* Siehe auch ► FIG Statement
DOSB-PRESSE - 24-März-2020
Der DOSB begrüßt die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) einer Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr.
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), Alfons Hörmann, gibt dazu das folgendes Statement:
„Die nunmehr schnelle und klare Entscheidung zur Verschiebung der Olympischen und Paralympischen Spiele ist ein richtiger und enorm wichtiger Schritt für den internationalen Sport und die gesamte Weltgemeinschaft. Das hilft vor allem den Athlet*innen, indem es den Trainings- und Qualifikationsdruck in dieser schwierigen Phase nimmt. Und es bestätigt der Weltbevölkerung, dass auch im Sport alles dafür getan wird, die weltweite Pandemie bestmöglichst und baldmöglichst unter Kontrolle zu bringen.“
"Wir hätten uns klare Aussage gewünscht“
Die Prüfung der Verlegung ist ein richtiger und in Anbetracht der aktuellen gesundheitlichen Weltlage längst fälliger Schritt des IOC, weil dies nun nach Innen und nach Außen deutlich signalisiert, dass man die Umsetzung der Spiele eben eindeutig der Weltgesund-heit unterordnet. Allerdings hätten wir uns bereits jetzt eine klare Aussage dahingehend gewünscht, dass die Spiele definitiv nicht zum geplanten Termin stattfinden können und nun über denkbare Alternativen beraten wird. Denn unsere Athlet*innen befinden sich in einer extrem schwierigen Situation: sie haben aufgrund der behördlichen Vorgaben kaum mehr Trainingsmöglichkeiten und für viele ist der Weg der Qualifikation völlig unklar bzw. nahezu unmöglich. Auch gegenüber der Öffentlichkeit wäre es ein enorm wertvolles Signal gewesen, den bisherigen Termin aufgrund der aktuellen Lage in der Welt abzusagen. Damit wäre noch klarer vernehmbar gewesen, dass der Gesundheit der Weltbevölkerung absolute Priorität einzuräumen ist. Das entspricht zweifelsohne auch der Wertorientierung des IOC. Doch diese wird gerade in Krisenzeiten nur über eine klare Kommunikation und entschiedenes Handeln für alle nachvollziehbar. Die öffentliche Wahrnehmung des IOC und des gesamten Sports wird nun ganz entscheidend davon geprägt, wie in den nächsten vier Wochen die weiteren Schritte offen kommuniziert und konsequent umgesetzt werden. Da nach den Prognosen der Expert*innen auch ein Termin im Herbst keine sichere Alternative darstellen würde, präferieren wir eine Verlegung mindestens ins nächste Jahr. Zu dieser Frage werden wir uns aber in den nächsten Tagen auch noch mit unseren Athlet*innen abstimmen, um deren wichtige Meinung einzuholen.
* Quelle: D O S B Pressemitteilung
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** Auch Swiss Olympic begrüsst diesen Entscheid:
«Die Verschiebung sorgt dafür, dass den Athletinnen und Athleten, die sich zuletzt unter immer schwierigeren Bedingungen vorbereiten mussten, die Ungewissheit genommen wird», sagt Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl.
Aus Sicht von Swiss Olympic bietet die Verschiebung die Chance auf Olympische Spiele in Tokio, die dem weltumspannenden Geist der olympischen Bewegung entsprechen, die für alle unter den gleichen, fairen Bedingungen stattfinden, die sportliche Höchstleistungen ermöglichen und die den Menschen auf der ganzen Welt Freude bereiten.
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♦♦ Erste Reaktionen aus dem Turnlager:
* Elisabeth SEITZ:(Deutsche Rekordmeisterin und WM-Dritte):
"Einerseits bin ich erleichtert, andererseits aber auch traurig. Aber da wir sowieso nicht mehr trainieren konnten, sehe ich die Verschiebung als einzig richtige Entscheidung. Die Qualifikationen hätten ohnehin nicht stattfinden können - die Gesundheit geht jetzt vor. Olympia dieses Jahr auszutragen, wäre echt zu gefährlich geworden."
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* Marcel Nguyen (zweimaliger Olympia-Zweiter im Turnen):
"Es gab keine Alternative. Hoffentlich feiern wir alle 2021 ein großes Festival in Tokio - und dieser Unsinn für das Training im Garten ist jetzt zu Ende."
* Ulla KOCH (DTB-Bundestrainerin, Frauen): "Ganz klar, das war die einzig richtige Entscheidung zum Schutz der Athleten und natürlich auch der Weltbevölkerung! Jetzt wird es aber auch spannend, wer diese Situation am besten meistert, um 2021 erfolgreich zu sein. Wir waren ja ziemlich belastet: Eben erst die Stuttgarter Turn-WM - kein Jahr später dann Tokio ...! Nun aber haben wir plötzlich ein Jahr Zeit, auch um mal ein wenig durchzuatmen. Zur WM waren wir immerhin das älteste Frauenteam der Welt, natürlich auch leistungsgestützt. Wenn jüngere Jahrgänge sich jetzt konsequent und motiviert bemühen wird man sicherlich 2021 andere Mannschaftsstrukturen haben. Ich bin mir aber sicher, dass unsere Routiniers wie Elisabeth SEITZ oder Kim BUI es den Newcomern absolut nicht leicht machen werden! Das kann uns nur Recht sein.
Vor allem auch der Turn-Weltverband FIG steht jetzt vor schwierigen Aufgaben der Umstrukturierung, z. B. des gesamten Weltwettkampfkalenders und des Qualifikationssytems:
Wie ist die Terminlage bezüglich der Europameisterschaften ...? Was wird mit der für Oktober 2021 geplanten WM in Kopenhagen ...?
Spannende Zeiten!"
* 28-März-2020:
Die Bundestrainerin der Deutschen Kunstturnerinnen Ulla Koch aus Bergisch Gladbach wird bis nach den Olympischen Spielen in Japan 2021 weitermachen. Eigentlich wollte sie in diesem Jahr aufhören. Die Corona-Krise kam dazwischen. Der ursprüngliche Vertrag der 64jährigen Bergisch Gladbacherin läuft bis Ende dieses Jahres. Nach der Verschiebung der Spiele hat sie mit dem DTB entschieden: das Projekt Olympische Spiele in Tokio will man gemeinsam fortführen und abschließen. Koch ist seit 15 Jahren Chef-Trainerin der Deutschen Kunstturn-Damen. In der Zeit hat sie die Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze geführt. Koch kommt auf 34 internationale Medaillen. Die Spiele in Japan werden ihre vierten sein. Erst Anfang des Jahres war sie vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) für ihr Lebenswerk als Trainerin ausgezeichnet worden.
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* Gabriele FREHSE (Trainerin TuS Chemnitz):
"Diese Entscheidung ist einfach nur gerecht: Die Coronasituation lässt einfach keine optimale Trainingsvorbereitung auf den Karrierehöhepunkt zu. In einer Zeit, in der alle nur meckern, sollte man bedenken, wie schwer und vielschichtig eine solche Entscheidung war und ist. Da wird es natürlich auch Härtefälle geben. Ich denke da z. B. an Turnerinnen, die ihre Karriere in Tokio abschließen wollten - die müssen jetzt kluge Entscheidungen treffen! Andererseits entstehen nun aber auch neue Chancen für jüngere Athletinnen, in nationale Auswahlkaderkreise vorzustoßen und sich neu zu motivieren. Grundsätzlich, bei aller Problematik: Es gibt auch absehbar eine Zeit nach der Krise - und: Wir kommen da durch!"