24. August 2014  
Stuttgart  
Gerätturnen

Fabian Hambüchen mit historischem Sieg

Mit dem Gewinn des 8. Deutschen Mehrkampftitels 2014 übernahm Fabian HAMBÜCHEN die alleinige Spitzenposition in der nationalen Hitliste des deutschen Kunstturnens: Mit 88,800 Punkten gewann er den wertvollsten aller Titel, den Sechskampf am erstn Tag der 81. Deutschen Turnmeisterschaften 2014 in der SCHARRena zu Stuttgart und verdrängte damit den 7-maligen Mehrkampfchampion Eberhard Gienger in diesem historischen Ranking auf Rang 2. Die Silbermedaille ging nicht unerwartet an den Niedersachsen Andreas TOBA vom TK Hannover, der sich allerdings mit deutlichen - 4,6 Punkten Rückstand zum Sieger, wie im Vorjahr, auf Rang zwei platzierte.Die eigentliche Überraschung des ersten Tages aber war der noch junge Unterhachinger Lukas DAUSER, der mit 82,950 Punkten als einer der hoffnungsvollen "Newcomer" die Bronzemedaille vor einem weiteren Youngster, dem Berliner Philipp Herder (81,950) sicherte.
Mit drei weiteren Gerätesiegen an Boden, Sprung und Reck erzielte Fabian HAMBÜCHEN seinen insgesamt 35. Deutschen Meistertitel und überflügelte damit die beiden bisherigen Rekordhalter Eberhard Gienger und den 2012 verstorbenen Leipziger Olympiasieger Klaus Köste, die jeweils mit 34. nationalen Siegen in der historischen Protokoll stehen.
 

Vater und Sohn Hambüchen: Das passt - aber wie!

Anerkennung auch für den Vize-Meister Andreas Toba, der trotz leichter Fußprobleme und dadurch bedingter Zurückhaltung am Boden einen "braven" Mehrkampf" ablieferte und zu Recht seinen Silberrang vom Vorjahr wiederholte, aber es sah gegenüber Hambüchen, mit internationalem Blickwinkel, eben doch schon leicht nach einer etwas anderen Niveaustufe aus.

Dass mit Lukas Dauser ein 19-jähriger Athlet die Bronzemedaille erringt, wird Bundestrainer Andreas Hirsch mit Freude registriert haben. Der vom TSV Unterhaching nach Berlin gewechselte Bayer, der beim SC Berlin von Sebastian Faust und Robert Hirsch trainiert wird, steigerte sich noch einmal gegenüber der 1. WM-Qualifikation letztens in Kienbaum und mit Philipp Herder hat das Berliner Trainerteam noch einen weiteren jungen Mann in petto, der zum Vorjahr einen Sprung von Rang 11 nun auf Platz 5 machte (- vor dem letzten Durchgang sogar noch auf Rang 2 lag!) und damit sogar Marcel Nguyen vom MTV Stuttgart nach drei Gerätestürzen (Sprung, Boden, Reck) mit für ihn indikutablen 81,700 Punkten auf Rang 6 verdrängte.
* Mag sein, dass Marcel Nguyen - dieser mit den physisich-biomechanisch für das Agieren im turnerischen Kosmos mit so begnadeten asiatischen Genen ausgestattete Olympiazweite und Meister von 2010 (Berlin) - sich mal ein "Zwischenjahr" gestattet und nach Ansicht seines Trainers und Olympiasiegers Waleri Belenki Vieles "relativ schnell wieder aufholen kann"...  aber eben so schnell kann man im internationalen Turnzirkus auch weg vom Fenster sein, denn Turn-Medaillen sind in erster Linie aus Schweiß und Power und Konsequenz gemacht - die Leichtigkeit des Seins kann bei der Härte der Konkurrenz auch zu schnell auf's dünne Eis führen....!
* Mag sein, dass Bundestrainer Hirsch vielleicht schon halbwegs zufrieden war ( - oder ist's strategischer Zweckoptimismus?), dass sein Ex-Champion wenigstens heute einen vollen Sechskampf ablieferte, sich gegenüber Kienbaum (1. WM-Qualifikation) auch leicht steigerte,  dass Nguyens Leistungen an Ringen, Boden und Reck dem deutschen WM-Team 2014 sicher zur lockeren Qualifikation für die WM im kommenden Jahr reichen. Es gibt aber auch momentan viele warnende Stimmen im deutschen Turnerlager, die vor einer allzu übertriebener Leichtigkeiten und einem gefährlichen "Verzetteln" warnen ...! (Ob hier allerdings sein persönliches Managment mit dem richtigen Fingerspitzengefühl agiert, bedürfte wohl eher einer tiefgründigen, aber vor allem rechtzeitigen Analyse!)

Was aber war mit dem Sachsen Andreas Bretschneider vom KTV Chemnitz los: Vor zwei Wochen noch, in heißer, magnesiaschwangere Luft im Trainingscamp Kienbaum, passte doch schon soviel, machte er über 85 Punkte und gewann die damit erste WM-Qualifikation. Heute aber stand der Unglücksrabe im Prinzip an allen Geräten völlig neben sich und hätte sich mit seinen indiskutablen 75 Punkten am liebsten verkrochen: Nicht ein Finale erreichte der potenzielle Reckvirtuose, der einmal mehr seine Nerven nicht in den Griff bekam und es sich einfach nicht erklären konnte...!
Mit Spannung werden in der SCHARRena zu Stuttgart, die trotz Ferienzeit in Baden-Württemberg gut gefüllt war und in der professionelle Organisatoren alles wie am Schnürchen im Griff haben, am zweiten Tag die Gerätefinals erwartet, bei der man vielleicht doch noch so manche Steigerung erwarten kann.

Doch am Abend des ersten Tages gehen nun zunächst die Frauen an die Geräte bei deren 74. Deutschen Turn-Meisterschaften 2014...
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81. DEUTSCHE TURN-MEISTERSCHAFTEN 2014
- Mehrkampf, Männer  / Samstag, 23. August
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* E R G E B N I S S E

1. Fabian Hambüchen (TSG Niedergirmes) – 88,800
2. Andreas Toba                   (TK Hannover) – 84,200
3. Lukas Dauser    (TSV Unterhaching/SCB) – 82,950


4. Philipp Herder                            (SC Berlin) – 81,950
5. Marcel Nguyen                  (MTV Stuttgart)  – 81,700
6. Anton Wirt                         (MTV Stuttgart) – 81,200
7. Helge Liebrich                       (TV Wetzgau) – 81,000
8. Daniel Weinert                        (Kieler MTV) – 80,900
 9. Brian Gladow                          (SC Berlin) – 80,300
10. Fabian Lotz               (TSG Niedergirmes) – 79,950
11. Waldemar Eichorn               (TV Dillingen) – 77,900
12. Philip Sorrer                           (SC Berlin) – 77,200
13. Florian Lindner                (KTV Chemnitz) – 77,200
14. Sebastian Bock              (KTV Chemnitz) – 77,100
15. Andreas Bretschneider    (KTV Chemnitz) – 75,900
16. Marc Krause                      (SC Cottbus) – 75,050
17. Jan Damrau       (TV Koblenz-Moselweiß) – 74,750
18. Tobias Matzke          (TuS Bliesransbach) – 73,100
19. Sebastian Quensell             (Kieler MTV) – 71,150
20. Lasse Gauch              (TSV Kronshagen) – 68,850
21. Nico Ermert                 (TV Freudenberg) – 65,650
22. Jan Schwäke                    (TSV Russee) – 57,950
23. Christopher Jursch             (SC Cottbus)  – 51,800
24. Ivan Rittschik                 (KTV Chemnitz) – 40,400
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... außer Konkurrenz:
(6.) Felix Pohl                          (VfL Kirchheim) – 81,300
(12.) Anton Fokin                        (UZB) – 79,550 (a.K.)
(13). Sascha Palgen                    (LUX) – 78,950 (a.K.)
(24). Abdulla Azimov                    (UZB) – 68,450 (a.K.)

* P A U S C H E N P F E R D
Mit Freude werden die DTB-Verantwortlichen hier den Geräteerfolg der jungen Garde registrieren, wenn auch noch das inhaltliche Niveau noch nicht von "allererster internationaler Sahne" ist : Daniel Weinert holt mit seiner ersten Meisterschaftsplakette nicht nur den Sieg für seinen Kieler MTV, sondern nach Ewigkeit mal wieder einen Turn-Titel an die Nordseeküste. Und auch Ivan Rittschik vom KTV Chemnitz als Vizemeister gehört zu den jungen Hoffnungsträgern und gewinnt seine erste Meisterschaftsmedaille ebenso wie Fabian Lotz vom Hambüchen-Verein Niedergirmes:
1. Daniel Weinert  (Kieler MTV) – 14,475 (6,1)
2. Ivan Rittschik       (KTV Chemnitz) – 14,050
3. Fabian Lotz  (TSG Niedergirmes) – 13,425


4. Lukas Dauser         (TSV Unterhaching) – 13,150 (5,2)
5. Andreas Toba                  (TK Hannover) – 13,000 (6,1)
6. Fabian Hambüchen (TSG Niedergirmes) – 12,675 (5,8)
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* S P R U N G
In Abwesenheit des Titelverteidigers Matthias Fahrig (SV Halle) wird Fabian wieder mal Deutscher Sprungmeister, vor dem nationalen Champion von 2011, Helge Liebrich (TV Wetzgau), der auch 2012 hinter Fahrig schon Mal Vize am Sprung war. Und auch Lukas Dauser ist kein "heuriger Sprunghase, war er doch im Vorjahr bereits Vizemeister, damals in Mannheim gemeinsam mit Andreas Toba. Lokalmatador Anton Wirt, der 2010 in Berlin schon mal als Dritter auf dem Treppchen stand, verpaast selbiges als Vierter ...
1. Fabian Hambüchen (TSG Niedergirmes) – 14,812
2. Helge Liebrich                  (TV Wetzgau) – 14,275
3. Lukas Dauser         (TSV Unterhaching) – 14,212


4. Anton Wirt               (MTV Stuttgart) – 13,988
5. Tobias Matzke   (TuS Bliesransbach) – 12,350
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* R E C K
Wie so oft: Das Highlight des Tages war nicht nur die Reckübung mit Höchstwertung des mehrfachen Champions Fabian Hambüchen, sondern seine Inhale, die mit 7.3 als schwierigste Übung ausgewiesen war und die er noch zusätzlich zum Vortag mit Kolman und Cassina aufwertete ...! Zwar hatte der Titelverteidiger von Mannheim 2013 mit "nur" 6.4 Inhalt diesmal noch zu wenig dagegen zu setzen, aber dass der Lausitzer Christopher Jursch überhaupt schon wieder nach komplizierter Schulterverletzung schon wieder wettkampf- und auch konkurrenzfähig war, ist ebenfalls ein "kleines Wunder", zumindest spricht es für das gute, behutsame Händchen seines Trainers Karsten Oelsch, der ja selbst einmal einer der besten deutschen und internationalen Reckvirtusoen war und den engagierten Christopher wieder an frühere Form heranführt.
Nach dem Vize-Recktitel 2012 gab es für den Reck-Dritten von 2011, Andreas Toba (K Hannover) erneut Bronze
1. Fabian Hambüchen (TSG Niedergirmes) – 15,525 (7,3)
2. Christopher Jursch              (SC Cottbus) – 14,800 (6,4)
3. Andreas Toba                  (TK Hannover) – 14,475 (6,5)


4. Brian Gladow                           (SC Berlin) – 14,400 (6,1)
5. Fabian Lotz                (TSG Niedergirmes) – 13,925 (5,7)
6. Philip Sorrer                            (SC Berlin) – 12,025 (5,8)
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