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Vom
Handstand im Wohnzimmer ans Reck in Athen
Der Schweizer Christoph Schärer will an der
Olympiade mehr als nur mitmachen
- von Silvia Ben el Warda-Wullschläger (Wochenzeitung)
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Christoph
Schärer strebt stets die
Perfektion an – insbesondere natürlich an den Olympischen
Spielen in Athen. Hohe Erwartungen hat der Kunstturner an seine
Übung am Reck. Er möchte am 14. August schließlich nicht nur
seinen 24. Geburtstag feiern, sondern auch einen
Medaillengewinn.
Vor 16 Jahren begann
Christoph Schärer mit Turnen in der Jugendriege des TV Zäziwil.
Seither ist er nicht mehr von Reck, Barren und Pferd-Pauschen zu
trennen und investiert alles für «seinen» Sport. Dass er nun
in Athen gegen die weltbesten Kunstturner antreten darf, erfüllt
ihn mit Stolz und bedeutet eine grosse Genugtuung nach 16 Jahren
harter Arbeit. Und der Grosshöchstetter will noch mehr
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Christoph Schärer
voll Tatendrang in der
Olympiahalle von Athen |
WZ:
Oft hört man den Spruch, mitmachen ist alles. Das gilt aber nicht für
Sie?
Christoph Schärer: Tatsächlich gehe ich nicht nach Athen, nur um
mitzumachen. Mein Ziel ist, den Finale zu erreichen, also unter die
besten acht zu kommen. Wenn das gelingt, ist alles möglich, auch eine
Medaille. Ich glaube an das Unmögliche, sonst kann ich gleich zu Hause
bleiben.
Dieser Glaube allein reicht aber nicht für eine Medaille.
Was ich brauche ist ein guter Tag, viel Glück und eine perfekte Übung.
Mein Auftritt in Athen ist das Resultat – oder vielleicht auch der
Lohn – für meine jahrelange harte Arbeit.
Eine Arbeit, die größte Disziplin verlangt. Dreißig Sekunden
entscheiden über Erfolg oder Misserfolg.
Sieg oder Niederlage liegen sehr eng beieinander. Ein Kunstturner muss
seinen Körper gut im Griff haben und auch mit dem Druck umgehen können.
Ein Schrittchen zuviel, eine zu stark gekrümmte Zehe, und alle Mühen
waren umsonst. Deshalb finde ich wichtig, vor und nach einem Wettkampf
auf dem Boden der Realität zu bleiben. Der Sport ist nicht alles und
eine Niederlage bedeutet nicht das Ende der Karriere.
Ihre Karriere begann beim Turnverein Zäziwil...
Eigentlich schon vorher. Der Grundstein legte mein Vater, als er mit mir
im Wohnzimmer den Handstand übte. Er leitete die Geräteriege des
Turnvereins, durch ihn rutschte ich hinein.
Waren Sie schon damals ein Ausnahmekönner?
Früher war ich eher klein und am Reck nicht besonders gut. Dann bin ich
immer grösser und immer besser geworden.
Heute ist das Reck Ihre Lieblingsgerät.
So ändern sich die Dinge. Die Qualität meiner Übungen ist am Reck höher
als am Pferd-Pauschen oder Barren. Es ist auf den ersten Blick
betrachtet zwar nicht die Weltklasseübung. Wenn andere fünf spektakuläre
Flugelemente einbauen, zeige ich nur eins. Auf diese Weise dosiere ich
mein Risiko und kann meine Übung in Perfektion turnen. Weniger kann
mehr sein.
Dann sind Sie also ein Perfektionist.
Ja, ich bin allgemein eher der Typ «Tüpflischisser».
Und auch ein Einzelgänger?
Ja, bestimmt. Wenn du vor den Kampfrichtern stehst, kann dir niemand
helfen. Du bist allein und nur auf dich angewiesen. Doch natürlich ist
es auch wichtig, ein Team im Rücken zu haben.
Welchen Stellenwert nehmen da die Familie, das private Umfeld ein?
Beides ist sehr wichtig, ja eigentlich das A und O. Die Familie bekommt
alles mit und trägt auch mit. Meine Eltern begleiten mich nach Athen,
das ist schön. Auch meine Freundin hat viel Verständnis. Während der
Woche wohne ich in Magglingen. In Grosshöchstetten bin ich nur am
Wochenende, falls kein Wettkampf ist. Ich bin froh, so viele gute Leute
um mich zu haben.
Sie sind seit gut vier Jahren Profi und setzen auf die Karte
Kunstturnen. Wie sieht Ihr Wochenprogramm aus?
Pro Woche trainiere ich 30 Stunden, dazu kommen die zahlreichen Wettkämpfe
an den Wochenenden. Jeden Tag gibt es zwei Trainingsblöcke, aber auch
die Regenerationszeit ist sehr wichtig. Kunstturnen ist zeitintensiv,
ein Fulltime-Job, will man an der Spitze mitmachen.
Was fasziniert Sie derart am Kunstturnen, dass Sie alles dafür
geben?
Dass man in seinen Bewegungsabläufen die Perfektion erreichen muss. Es
erstaunt mich immer wieder, was der Körper alles aushalten kann. Jeden
Tag an seine Grenze zu gehen und diese immer weiter hinaus zu schieben,
das fasziniert mich.
Wie lange kann Ihr Körper diese Strapazen aushalten?
Geplant ist, auch die nächste Olympiade in vier Jahren bestreiten zu können.
Das wäre optimal. Aber es kann natürlich auch sein, dass der Körper
plötzlich nicht mehr mitmacht. Sicher ist, dass ich auch nach meiner
Karriere dem Sport treu bleibe und vielleicht ein Sportstudium beginne.
Quelle:
emmentalnet - das webportal fürs emmental
Fotos, Gestaltung: gymmedia
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Christoph Schärer:
Reck-Bronze 2004 in Ljubljana
Schweizer
Olympiaplatzierungen:
MANNSCHAFT
... 11. Platz 1992
Mehrkampf 1992)
... 25. Michael Engeler
Finales:
Dieter Rehm (2000)
7. Reck; 8. Sprung
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"OLYMPIC
YEAR 2004"
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