E. Herholz
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Das
Unbegreifliche....
Nein,
eine Pressekonferenz im herkömmlichen Sinne war das nicht,
auch wenn vom Unfallkrankenhaus Berlin offiziell dazu
eingeladen wurde.
Und hier versagt auch die alleinige Pflicht des Journalisten
als bloßer Berichterstatter von Ereignissen.
Niemand der anwesenden unmittelbar oder mittelbar betroffenen
Trainer, |
Funktionäre,
Journalisten und Freunde des tragisch verunglückten Cottbuser
Spitzenturners Ronny war auch nur annähernd in der Lage, das
Unbegreifliche zu verarbeiten... |
Zunächst zu den traurigen
Fakten, zu
denen der ärztliche Leiter des Unfallkrankenhauses Berlin und Direktor
für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Prof. Dr.
Walter Schaffartzik, Stellung nahm:
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Durch den Unfall Ronny Ziesmers nach dem Versuch eines Tsukaharasprunges
mit nachfolgendem, leider unvollendetem, Doppelsalto rückwärts und Landung im Kopf/Nackenbereich auf der
Matte, zog sich der Turner Brüche im Bereich der 5./6. Halswirbel zu,
die auch zur Verschiebung und Zerstörung der Zwischenwirbelscheibe
führten und dadurch eine Verletzung des Rückenmarks eintrat. |
Bereits am Unfallort traten Lähmungserscheinungen der Arme und Beine
ein.
Nach sofortigem Transport ins Unfallkrankenhaus Berlin per Hubschrauber
wurde unverzüglich eine die Wirbelsäule in diesem Bereich
stabilisierende Operation durchgeführt. Dank intensivmedizinischer
Behandlung konnte so bisher eine maschinelle Beatmung verhindert werden.
Nach Mitteilung des Oberarztes des Behandlungszentrums für
Rückenmarksverletzungen im ukb, Herrn Oberarzt Stephan Becker, ist
allerdings zu
erwarten, dass die Lähmungen bleiben werden.......
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Pressekonferenz
(v.l.):
Prof. Dr. Walter Schaffartzik, DTB-Präsident Rainer
Brechtken,
Bundestrainer Andreas Hirsch,
Sportdirektor Wolfgang Willam,
Dr. Andreas Niedeggen,
OA Stephan Becker |
DTB-Präsident Rainer Brechtken, der Minuten vor der
"Pressekonferenz" Gelegenheit hatte, Ronny Ziesmer an seinem
Krankenlager zu besuchen und ihn kurz zu sprechen, drückte die tiefe
Betroffenheit aller unmittelbar und mittelbar Betroffenen aus.
Erstrangig unterstrich er die hohe Qualität der Kette von
Erstversorgung bis hin zur derzeitigen medizinischen Betreuung des
Verletzten und sprach den Verantwortlichen des ukb auch seinen Dank für
die beispielhafte Kommunikation auch im Einvernehmen mit dem Patienten
aus.
Brechtken betonte, dass es sich bei dem Sprung, der zum Unfall
führte, letztlich nicht um eine unverantwortliche sportliche Forderung
handelte, sondern um eine Schwierigkeit, die der Athlet bereits zu
Wettkämpfen wie EM, Olympiaqualifikation und Deutscher Meisterschaft
athletisch wie technisch-koordinativ voll beherrscht hatte und dass es in dieser
Phase der unmittelbaren Olympiavorbereitung ausschließlich um die
Stabilisierung und Verfeinerung beherrschten Übungsgut ging.
Der DTB-Präsident kündigte die vollste Solidarität des Sportverbandes
mit Ronny Ziesmer und seiner Familie an, ohne zu diesem Zeitpunkt
konkrete Einzelmaßnahmen und Vorhaben nennen zu wollen.
Sportdirektor Wolfgang Willam verwies auf die Frage von
Journalisten bezüglich versicherungstechnischer Absicherung auf die
Tatsachen, dass Ronny als Angehöriger der Bundeswehr bei diesem
"Unfall im Dienst" vollen Versicherungsschutz genieße, und
auch der DTB für zusätzliche Versicherung gesorgt habe...
Bundestrainer Andreas Hirsch, der von allen Anwesenden den
engsten Kontakt zu dem Verunglückten, wie auch zu allen Athleten des
Olympia-Auswahlkaders hatte, versagte fast die Stimme, als er "von
dem schwärzesten Tag auch in meinem Leben" sprach.
Er und seine
Trainer im Olympia-Trainingslager Kienbaum "... stehen nahezu vor einem
totalen Werteverlust...was gestern noch erstrebenswert war, ist heute gleich Null...!
Natürlich stehen wir nun im ständigen Kontakt, müssen reden, um diese
eigentlich unfassbare Situation zu meistern... jeder muss es nun auf
seine, individuelle Art verarbeiten.
"Eigentlich widerstrebt es mir jetzt, wo es eigentlich voll und
erstrangig um Ronny geht, über die "anderen" zu sprechen... aber
wir müssen nun die Ängste und Gedanken jedes einzelnen
Sportlers kennen und achten. Natürlich wollen die Athleten nach
Athen, aber sie haben nun alle gewaltig Probleme damit, mit einem Ziel,
das sich auch Ronny - Leistungssportler durch und durch - immer selbst
gestellt hatte."
Hirsch, der auch Leistungssportler zu DDR-Zeiten in erster Reihe war,
kann somit alles, was nun in den Köpfen seiner Turner vor sich geht,
voll nachvollziehen.
So wird man in dieser Situation erst in den nächsten Tagen und
Stunden entscheiden, wie man mit dem am kommenden Samstag eigentlich
geplanten Länderkampf in Schwäbisch Gmünd gegen Rumänien und gegen
Italien umgehen wird.
"Natürlich wollen wir diesen Wettkampf
machen, weil wir glauben, dass dies auch Ronny so will, aber wir
werden keinen der Turner dazu verpflichten. Die nächsten Stunden und
zwei Tage werden es erbringen, ob sich die Athleten in eigener und
freier Entscheidung selbst diesem Einsatz stellen wollen."
Dies ist auch die Haltung von Sportdirektor Willam, der ausdrücklich
dem Bundestrainer seinen Dank für den persönliche Bewältigung des
Krisenmanagements aussprach und davon ausgeht, dass Hirsch auch die
deutsche Olympiamanschaft betreuen wird und alle Beteiligten trotz
schwierigster Situation dahingehend motivieren kann.
Oberarzt Stephan Becker, der auch von der sofortigen
psychologischen Betreuung durch Spezialisten seiner Einrichtung
berichtete, sprach von der nicht weniger wichtigen Hoffnung auf ein
erfülltes Leben auch mit einer wohl nun unabwendbaren Behinderung, so
schmerzhaft diese Tatsache von Ronny und all jenen, die ihm nahe
stehen, wohl zu verarbeiten sein wird.
So sollte die momentane Fassungslosigkeit ob der Härte des Schicksals
schnell abgelöst werden durch alle möglichen Maßnahmen und
solidarischen Hilfen des Machbaren, um Ronny eine bestmögliche
Zukunft unter den unabänderlichen Umständen zu sichern!
Eckhard Herholz, gymmedia
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Hier sind mutmachende Online-Grüße
als ukb-Service an Ronny möglich"
... dafür steht auch das Gästebuch
des SC Cottbus zur Verfügung!
Prof. Dr.
Walter Schaffartzik:
"Nach
medizinischem Ermessen ist absolut nicht damit zu rechnen, dass sich
daran noch etwas ändert",
Schlimme
Gewissheit:
Olympia-Turner
Ziesmer
bleibt nach Trainingsunfall gelähmt
"Wir
können ihm nicht die Hoffnung geben, dass er wieder gehen kann",
erklärte Andreas Niedeggen, der Chef des Rückenmark-Zentrums
im ukb.
Schaffartzik, Brechtken während der
Pressekonferenz
... Andreas Hirsch beim wohl
schwierigsten Interview seiner Laufbahn!
Ziesmer
selbst sei nach Angaben der Ärzte umfassend über seine Situation
informiert. Sowohl das ukb als auch der
Deutsche Turnerbund (DTB) haben ihm Psychologen zur Bewältigung des
Unglücks zur Seite gestellt. Wann der 24-Jährige die Intensivstation
verlassen und mit der Rehabilitation beginnen kann, ist unklar.
> GYMmedia
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